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Review: Made in France – Im Namen des Terrors (DVD)

Das DVD-Cover von “Made in France” (© Universum Film)

Inhalt: Der Journalist Sam (Malik Zidi) hat sich selbst in eine islamistische Organisation in einem Pariser Vorort eingeschleust. Seit Monaten verbringt er Zeit mit einigen jungen Leuten, die unbedingt nach Pakistan wollen, um sich für den Dschihad ausbilden zu lassen. Als ihr etwas älterer Freund Hassan (Dimitri Storoge) aus einem eben solchen Ausbildungs-Camp heimkehrt, überredet er die Männer, in Frankreich eine Terrorzelle aufzubauen. Für den Familienvater Sam wird die Situation zu gefährlich und er beschließt, auszusteigen und die Polizei zu informieren. Die leitenden Ermittler haben aber keinerlei Interesse daran, den Journalisten von den Extremisten fernzuhalten. Sie drängen ihn dazu, undercover zu bleiben und Hintermänner aufzudecken. Die komplette Aktion wird immer gefährlicher, als Hassan den Befehl gibt, einen Anschlag in Paris vorzubereiten.

Kritik: Noch bevor es im November 2015 zu den Anschlägen von Paris kam, entstand dieser Terrorismus-Thriller, der so schon eine unangenehme weitere Ebene bekommt. Politische und reale Aspekte außen vor, liefert dieser Film von Nicolas Boukhrief sicherlich einen recht interessanten Einblick in den Alltag einer Schläferzelle. Leider werden hier einige falsche Entscheidungen getroffen, die verhindern, dass der Film noch eindringlicher wird. So entspricht die Geschichte von Sam, der ungewollt zum Polizei-Informanten wird, ziemlich jedem Klischee, das man von vergleichbaren Filmen kennt. Außerdem lenkt die Frage, ob er von den anderen Mitgliedern der Terrorzelle enttarnt wird, schon merklich von der Gruppendynamik ab, die das eigentlich reizvolle Thema von „Made in France“ ist. Der Film ist merklich am besten, wenn er zeigt, wie sich die jungen Muslime immer weiter selbst extremisieren und ihr Anführer Hassan jede Gelegenheit zur Manipulation nutzt.

Sam begibt sich in eine gefährliche Situation (© Universum Film)

Es wird recht glaubwürdig gezeigt, wie sich aus fehlgeleitetem religiösen Verständnis, Gruppenzwang und reiner Angst ein solcher Teufelskreis bilden kann. Dennoch bleibt auch diesbezüglich das Gefühl, dass das Gezeigte nur an der Oberfläche kratzt. In seiner wahrscheinlich stärksten Sequenz, in der ein Gruppenmitglied beginnt, die Motive zu hinterfragen, beweist der Film selbst, wie viel mehr möglich gewesen wäre. Ansonsten bewegt sich eine arg konventionelle Erzählung bis zu einem Finale, das schon an der Grenze zur Albernheit kratzt. Ein Pluspunkt, der dem Geschehen auch über die Schwächephasen hinweg hilft, ist die unverbrauchte Besetzung. Malik Zadi funktioniert in der Rolle des investigativen Journalisten, der sich etwas zu viel zugetraut hat, als der Sympathieträger, der auch ein wenig die Beobachterrolle des Publikums einnimmt. Auch wenn er stellenweise ein wenig hölzern wirkt, ist Dimitri Storoge charismatisch genug, um einen überzeugenden Anführer zu mimen. Die anderen Darsteller, deren Figuren sich wegen einer Mischung von Wut, Enttäuschung und Naivität für diesen Weg entschieden haben, fallen nicht ab.

Die erschreckende Aktualität von „Made in France – Im Namen des Terrors“ entpuppt sich zeitgleich als Fluch und Segen. Die Entwicklung und Beweggründe einer solchen Zelle beobachten zu können, ist schwer verdaulich und dabei recht fesselnd. Es sind die oberflächlichen Unterhaltungsaspekte, die so noch saurer aufstoßen und verhindern, dass kein überdurchschnittlicher Film – den diese Thematik hergegeben hätte – entsteht.

Hassan (2 v.l.) schwört die Truppe ein (© Universum Film)

Der Film ist ab dem 26.08.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3 von 5 Punkten

 

Bild: Der Look des Filmes ist etwas durchwachsen ausgefallen. Schärfe und Detaildarstellung sind bestenfalls Mittelmaß. Allgemein wirken die Bilder öfters etwas blass und verwaschen. Die Farbpalette hat öfters ein leichten Touch in den grünen Bereich. Auch Schwarzwert und Kontraste sind sichtbar nicht perfekt. Dazu kommt ein fast durchgängig vorhandenes leichtes Filmkorn, das aber nicht weiter stört.

3 von 5 Punkte

Ton: Der deutsche und der französische Dolby Digital 5.1-Ton fokussieren sich ziemlich klar auf eines saubere Dialogwiedergabe, die auch gelingt. Räumliche Aktivität gibt es eigentlich nur bei Schüssen oder Explosionen, sowie dem Score. Viel mehr Auffälligkeiten gibt es bei dieser unspektakulären Abmischung nicht.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Bis auf ein paar Trailer gibt es kein Bonusmaterial.

1 von 5 Punkten

Gesamt: 3 von 5 Punkten


Quelle: Universum Film, JayCarpet, YouTube

Made in France - Im Namen des Terrors

Originaltitel:Made in France
Regie: Nicolas Boukhrief
Darsteller: Malik Zidi, Dimitri Storoge, François Civil
Genre:Thriller, Drama
Produktionsland/-jahr:Frankreich, 2016
Verleih:Universum Film
Länge:89 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Leonine

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 26.08.2016
Review: Made in France – Im Namen des Terrors (DVD)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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