Inhalt: Im Alter von zehn Jahren wird die kleine Lucie (Ever Prishkulnik) entführt, eingesperrt und gequält. Irgendwann gelingt ihr mit viel Glück die Flucht. In dem Waisenhaus, in dem sie fortan lebt, haben die meisten Angst vor ihr. Nur die gleichaltrige Anna (Elyse Cole) hält immer zu ihr und hilft ihr zurück ins Leben. Zehn Jahre später hat Lucie (nun: Troian Bellisario) immer noch nicht mit den Ereignissen abgeschlossen. Sie spürt die Leute auf, die ihr damals so sehr weh getan haben sollen. Als sie bei der – ihrer Meinung nach – verantwortlichen Familie vor der Tür steht, artet die Situation schnell aus. Lucie ruft Anna (jetzt: Bailey Noble) an, damit die ihr hilft. Während Anna immer mehr beginnt, an der Zurechnungsfähigkeit ihrer Freundin zu zweifeln, machen die beiden eine grausige Entdeckung.
Kritik: Der französische Horror-Thriller „Martyrs“ hatte eine extrem intelligente Ausgangsgeschichte, war sehr hart, verstörend, dreckig und ging unter die Haut. Obwohl die Umsetzung durchaus überzeugte, konnte man doch das Gefühl haben, dass nicht das ganze Potential abgerufen worden ist. Vom Papier her war der Film also tatsächlich einmal ein sinnvoller Kandidat für ein Remake. Es war wieder einmal die omnipräsente Genre-Schmiede von Blumhouse Productions, die nun diese US-Adaption zu verantworten hatte. Wer die Hoffnung hatte, dass die Regie-Brüder Kevin und Michael Goetz hier tatsächlich versuchen, versteckte Qualitäten aus dem Skript herauszukitzeln, die werden schnell eines besseren belehrt. Es darf viel mehr der Eindruck entstehen, dass die Macher hier die Vorlage nicht verstanden haben. Während der Film von Pascal Laugier Grenzen austestete und sich dabei mit ethischen Fragen und Besessenheit auseinander gesetzt hat, interpretieren die Goetz-Brüder das Szenario als recht sinnbefreiten Folterporno.
Wenn ein Film schon nach drei Minuten anfängt, mit lieblos umgesetzten Jumpscares die Nerven des Publikums (nicht auf eine gute Art) zu strapazieren, dürften schon einige Genre-Fans das bevorstehende Übel erahnen. Während das Original das eigentlich alberne Motiv der Täter so schmerzhaft konsequent umsetzte, dass es komplett aufging, wirken die Bösewichter hier wie einigermaßen lächerliche Wirrköpfe. Außerdem erscheint dieser Film eher als Fastfood für hartgesottene Genre-Fans, was komplett an der Prämisse der Vorlage vorbei geht. Obwohl der Gewaltgehalt hier deutlich zurückgefahren wurde, ist der Film deutlich Gewalt-verherrlichender. Die schockierenden Wendungen werden hier durch eine vollkommen lineare, überraschungslose Erzählweise ersetzt. Es gibt tatsächlich eine Phase, wo so etwas wie Spannungsaufbau stattfindet. Diese ist aber nach wenigen Momenten wieder vorbei. Da wirkt es beinahe schon kurios, dass die Drehbuch-Überarbeitung von Mark L. Smith stammte, der zuletzt als Co-Autor am mehrfach Oscar-gekrönten „The Revenant“ beteiligt war. Darstellerisch wird hier nicht einmal Genre-Durchschnittsware geboten. Zwischen einer Ansammlung vollkommen überdrehter Auftritte wirkt allenfalls Bailey Noble so, als ob sie diesen Beruf hauptberuflich ausübt.
Auf diese Art entwickelt sich ein Film, der Wasser auf die Mühlen derjenigen ist, die das massenhafte Erscheinen von Remakes sehr kritisch sehen. Es ist schon genug gesagt, wenn Blumhouse Productions – die durchaus schon einige miserable Filme in ihrer Vita haben – den Film auf der eigenen Homepage nicht bewerben wollten. Am Ende ist die US-Version von „Martyrs“ eine halbherzig inszenierte Folterorgie, die fast gänzlich auf Atmosphäre und Spannung verzichtet und gerade in Relation zu dem provokanten Vorbild ein schon ärgerlich geringes Niveau erreicht.
Der Film ist ab dem 03.11.2016 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich.
1,5 von 5 Punkten
Bild: Die 3D-Konvertierung ist mehr als verzichtbar. Da durchgängig keine Highlights gesetzt werden, sondern das ganze Bild umgewandelt wurde, gibt es zwar ein scharfes Bild, aber keinerlei nennenswerte Effekte. Allgemein sind Schärfe und Detaildarstellung trotz vieler dunkler Szenen wirklich gut. Vor allem am Anfang kommen ein paar deutliche Filter zum Einsatz. Ansonsten sehen die Farben aber satt und natürlich aus. Auch die Kontraste und der Schwarzwert können auf gehobenem Niveau gefallen. Trotz eines fast durchgängig vorhandenen, leichten Bildrauschens ist die Präsentation sauber und ziemlich ruhig. Insgesamt wäre somit die 2D-Fassung deutlich empfehlenswerter.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD Master Audio 5.1-Ton sind verlustlos und überzeugen auf vergleichbarem Level. Die Dialoge kommen immer gut verständlich aus dem Center. Das vielleicht stärkste Element ist der gut abgemischte und dabei sogar recht atmosphärische Score. Hier werden die äußeren Boxen gut mit einbezogen und auch ein paar nette Bässe sind zu hören. Auch die Hintergrundgeräusche werden sauber und gleichmäßig im Raum verteilt. Was ein bisschen abfällt, sind die Effekte bei Schüssen und auch bei den (ohnehin schon schwachen) Jumpscares. In diesen Bereichen wäre mehr Wucht wünschenswert gewesen.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Inside the Creature-Featurette (17 Minuten) ist neben ein paar Trailern der einzige Bonus auf der Blu-ray.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 2 von 5 Punkten
Quelle: Tiberius Film, YouTube
Originaltitel: | Martyrs |
Regie: | Kevin Goetz, Michael Goetz |
Darsteller: | Kate Burton, Troian Bellisario, Bailey Noble, Elyse Cole |
Genre: | Horror |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2015 |
Verleih: | Tiberius Film |
Länge: | 86 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
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