Inhalt: Die leidenschaftliche Oboistin Hailey Rutledge (Lola Kirke, „Gone Girl – Das perfekte Opfer“) ist ausgesprochen begabt, hat aber mit Mitte 20 nur einen Schüler als regelmäßige Einnahmequelle. Bei einem kleinen Auftritt lernt sie Cynthia (Saffron Burrows, „Enigma – Das Geheimnis“) kennen, die seit Jahren bei den New Yorker Philharmonikern ist. Dort wurde gerade der legendäre Dirigent Thomas Pembridge (Malcolm McDowell, „Silent Hill: Revelation“) durch Paradiesvogel und Wunderkind Rodrigo de Souza (Gael García Bernal) ersetzt, was für einigen Wirbel sorgt. Cynthia gibt Hailey einen Tipp, weswegen sie am Folgetag zu einem Vorspielen geht und Rodrigo mit ihrer Leidenschaft und ihrem Talent begeistert. Obwohl es schnell erste Rückschläge gibt, macht sich der weltbekannte Künstler zum Ziel, die junge Frau an seine Truppe heranzuführen. Im Chaos, dass Rodrigos neue Ideen und Extravaganzen an der altehrwürdigen Institution hinterlassen, gar keine einfache Aufgabe
Kritik: Das biographische Buch „Mozart in the Jungle: Sex, Drugs, and Classical Music“ von Blair Tindall lieferte für die Showrunner Paul Weitz, Alex Timbers, Roman Coppola und Jason Schwartzman die Vorlage zu dieser Musik-Dramedy der Amazon Studios, die im Jahr 2014 in den USA Premiere feierte. Inzwischen existiert bereits eine zweite Staffel, die unlängst mit Golden Globes für „Beste Serie Comedy/Musical“ und „Bester Hauptdarsteller Comedy/Musical“ Gael García Bernal ausgezeichnet wurde. In den zehn Episoden dieser ersten Staffel gelingt ein schneller und amüsanter Einstieg in die umkämpfte Welt der klassischen Musik. Die sympathische Hauptfigur versucht sich in der ersten Szene an ihrem Schüler, während parallel Rodrigo auf Pembridges Abschiedskonzert sehr zu dessen Missfallen vorgestellt wird. Das überlebensgroße Jahrhunderttalent und das nette, etwas eigenwillige Mädchen von nebenan werden schon sehr bald durch eines vereint: Die Leidenschaft für die Musik.
Wer jetzt Kitsch befürchtet, irrt gewaltig, da „Mozart in the Jungle“ ebenso schräg wie glaubwürdig ist. Eine Fülle von kleiner, durchweg auf ihre Art liebenswerte Charaktere sorgen dafür, dass die Welt der Philharmoniker so rund und spannend ist. Ob Union-Bob (Mark Blum), der sich immer für die Einhaltung der gewerkschaftlichen Pinkelpausen einsetzt, Dee Dee (John Miller), der Trommler und zeitgleich die semi-legale Haus-Apotheke des Orchesters, oder Betty (Debra Monk), die zickige Oboen-Legende, die nichts von einem schnellen Aufstieg Haileys hält: Wer so eine Fülle an toll geschriebenen Nebenfiguren hat, kann sich schon einer gewissen Qualität in der Serie sicher sein. Bei den Hauptrollen steigert sich die Klasse sogar noch.
Es dürfte kaum eine Möglichkeit geben, Shooting-Star Lola Kirke als Oboistin Hailey nicht zu mögen. Sie ist genau die richtig Mischung aus charmant, ehrgeizig, schüchtern und auch etwas spleenig, damit der Zuschauer schon nach wenigen Momenten mit ihr mitfiebert. Gael García Bernal ist vor allem im Spanisch-sprachigen Kino seit vielen Jahren eine feste Größe. Hier interpretiert er eine Rolle auf den Punkt, die sehr leicht daneben gehen konnte. Wenn Rodrigo in seinem Element ist, beeindruckt er. Wenn es seine Eskapaden auslebt und seine Vorgesetzten und Hailey an den Rand der Verzweiflung bringt, ist das unglaublich komisch. Wenn er mit kindlicher Freude und Enthusiasmus etwas Neues ausprobiert, reißt er neben den Figuren auch das Publikum mit. Dazu funktionieren er und Lola Kirke in Kombination einfach wunderbar. Malcolm McDowell hat seine beste Rolle seit Jahren. Wie sein Thomas und Rodrigo zwischen Konkurrenz-Denken und heimlicher Bewunderung ihre Alphamännchen-Duelle austragen, ist erstklassig. Weitere überzeugende Darsteller wie Saffron Burrows als hoch angesehenes Orchester-Mitglied, Peter Vack („Man lernt nie aus“) als Freund und Hannah Dunne als Mitbewohnerin von Hailey, sowie Bernadette Peters als Managerin des Orchesters komplettieren den guten Eindruck.
Wie cool und witzig kann klassische Musik sein? Wenn eine Geschichte so frisch, intelligent und spaßig umgesetzt wird, wie im ersten Jahr von „Mozart in the Jungle“, dann macht auch eine angestaubte Philharmonie viel Freude. Zwischen Kämpfen um begehrte Plätze, anbiedern bei reichen Sponsoren und einer Fülle von schrägen Aktionen des neuen Dirigenten, gelingt hier wirklich originelle Comedy, die in den kommenden Jahren noch auf einigen Preisverleihungen Stammgast sein wird.
4 von 5 Punkten
Quelle: Amazon Video DE, YouTube
Originaltitel: | Mozart in the Jungle - Season 1 |
Showrunner: | Paul Weitz, Alex Timbers, Roman Coppola, Jason Schwartzman |
Darsteller: | Gael García Bernal, Lola Kirke, Saffron Burrows |
Genre: | Comedy-/Musik-Serie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2014 |
Verleih: | Amazon Video |
Länge: | 10 Episoden zu je 28 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
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