Inhalt: Seit Generationen ist die Familie Talhammer im Schrott-Geschäft tätig. Während Letscho (Frederick Lau, „Das Leben ist nichts für Feiglinge“) sich nichts anders vorstellen kann, als den Betrieb seines Vaters zu übernehmen, hat sein großer Bruder Mirko (Lucas Gregorowicz) nach der Schule das Heimatdorf fluchtartig verlassen und ist Versicherungskaufmann geworden. Nach dem Tod seines Vaters kehrt er dann das erste Mal seit Jahren zurück. Neben dem Bedürfnis, seinem Vater die letzte Ehre zu erweisen, kümmert sich Mirko auch sehr um die Erbmasse, da er in finanzielle Schwierigkeiten gekommen ist. Er würde den heruntergekommenen Schrottplatz seiner Familie am liebsten sofort verkaufen, wo Letscho und die Angestellten natürlich etwas dagegen haben. Schon bald merken die zerstrittenen Brüder, dass sie zusammen halten müssen, damit beide ihren Willen bekommen. Der Plan ihres Vaters, einen Zug mit wertvoller Ladung zu kapern, scheint schon bald die beste Lösung für alle Beteiligten zu sein.
Kritik: Mit „Schrotten!“ feiert Max Zähle sein Langfilm-Regiedebüt. Das ist durchaus bemerkenswert, da sich Zähle seit 2012 schon Oscar-nominierter Filmemacher nennen darf, da sein Werk „Raju“ als „Bester Kurzfilm“ in die Endauswahl aufgenommen wurde. In derartige Dimensionen wird er hier wohl nicht vorstoßen, was aber nichts daran ändert, dass der Zuschauer von Beginn an sympathische Comedy geboten bekommt. Das Publikum lernt den etwas zu engagiert arbeitenden Mirko kennen, der vor lauter Fluchtwunsch ein sichtbar nicht erfüllendes Leben gewählt hat. Im Kontrast gibt es die größtenteils simpel gestrickten, aber stets positiven Männer und Frauen vom Schrottplatz. Dramaturgisch gibt es bekannte Versatzstücke, die aber gut zusammengefügt werden: Ein absolut absurder Plan, der dringend gelingen muss, mit dem schmierigen Kercher (Jan-Gregor Kemp) einen Feind, der allen im Weg steht und die kleinen, aber feinen Gemeinsamkeiten, die es zu entdecken gibt. So ist der Handlungsverlauf zwar vorhersehbar, dennoch ist das Geschehen jederzeit recht unterhaltsam.
Die Rolle von Lucas Gregorowicz erinnert ein wenig an seinen Part aus dem Kultfilm „Lammbock“ (ambitionierter Karrieremensch, der erst einsehen muss, dass es auch wichtigere Dinge im Leben gibt). Sowohl den etwas verkniffenen Spießer, als auch den spät berufenen Familienmensch gibt Gregorowicz komplett überzeugend. Noch mehr nach seinem Rollenstandard wurde Frederick Lau besetzt, der wieder einmal den Proleten mit Herz spielen darf und dies gewohnt gut macht. Anna Bederke muss als Schweißerin Luzi zwischen den ungleichen Brüdern vermitteln und macht ebenfalls einen sehr ordentlichen Job. Heiko Pinkowski und Lars Rudolph ergänzen als schräge Vögel, die ebenfalls auf dem Schrottplatz der Talhammers arbeiten, den guten Cast.
Bei „Schrotten!“ ging es nie darum, revolutionäres Kino zu entwickeln. Max Wähle erzählt mit seinem Team die Geschichte einer etwas eigenwilligen Familie, die durch eine außergewöhnliche Situation zusammengeschweißt wird, was in einem Raub gipfelt. Auch wenn die Komödie eigentlich nie überrascht, ist sie in jedem Fall charmant genug, um ohne große Durchhänger Spaß zu bereiten.
3 von 5 Punkten
Quelle: Port au Prince Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
Schrotten!
Originaltitel: | Schrotten! |
Regie: | Max Zähle |
Darsteller: | Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2015 |
Verleih: | Port au Prince Pictures |
Länge: 97 Minuten | FSK: ab 6 Jahren |
Kinostart: | 05.05.2016 |