Inhalt: Vor einigen Jahren ist Tahir (Anthony Mackie, „The First Avenger – Civil War“) mit einem Touristen-Visum in die USA gekommen. Traumatisiert von den Kriegsereignissen in seiner Heimat wollte er keinesfalls zurück. Seitdem lebt er auf der Straße und rettet sich mit seiner Musik vom einen Tag auf den anderen. Hannah (Jennifer Connelly, „Noah“) kommt eigentlich aus gutem Haus und ist sehr gebildet. Nach dem Verlust ihres Mannes ist sie komplett abgestürzt, dem Heroin verfallen und lebt seitdem auch auf der Straße. Eher zufällig lernen sich diese beiden komplett unterschiedlichen Menschen kennen und helfen sich gegenseitig. Aus der Zuneigung wird schon bald Liebe. Tahir und Hannah planen, außerhalb New Yorks einen Neustart ins Leben zu wagen. Doch der einbrechende, strenge Winter sorgt dafür, dass all ihre Hoffnungen bald in Gefahr sind.
Kritik: Der britische Schauspieler Paul Bettany ist seit vielen Jahren ein gern gesehenes Gesicht auf den internationalen Leinwänden und TV-Bildschirmen. In seinem wohl bekanntesten Part als JARVIS, dem hilfreichen Computer von „Iron Man“, konnte er nur seine Stimme einsetzen, war aber auch so eine Bereicherung für das Team der „Avengers“. Im Jahr 2014 gab Bettany mit diesem Obdachlosen-Drama, welches er einem Pärchen, das lange Zeit vor seinem Haus lebte, gewidmet hat, seinen Einstand als Drehbuchautor und Regisseur. Während viele Versuche von Schauspielern, sich auch hinter der Kamera zu betätigen, spektakulär misslingen, zeigt Bettany durchaus Talent für den neuen Job. Mit ungewöhnlichen, eindringlichen Bildern, bei denen er sich sehr auf verschiedene Details konzentriert, findet er einen guten Einstieg in das schwere Leben seiner Protagonisten auf den Straßen New Yorks. Zwischen Trostlosigkeit, immer wehrenden Rückschlägen und einem Stück verbliebener Hoffnung entwickeln sich zwei sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen interessante Charaktere.
Leider gelingt es nicht ganz, die intensive Atmosphäre der ersten 20-30 Minuten aufrecht zu erhalten, wenn die beiden Figuren einen Unterschlupf finden, wo sie sich besser kennen lernen sollen. Hier wird reichlich Exposition über den Köpfen der Zuschauer ausgeleert, mit der die schon beklemmende Situation künstlich weiter dramatisiert wird. Zum einen wären die extremen Hintergrundgeschichten nur bedingt für den Verlauf nötig gewesen. Daneben rauben sie der Geschichte ihren Fluss und lassen das Geschehen ziemlich zäh werden. Nach diesem Durchhänger gelingt es aber, den Film wieder in seine überzeugenden Bahnen vom Beginn zu führen. Die verzweifelte Situation, in die Tahir und Hannah durch den heftigen Wintereinbruch geraten, ist erschreckend glaubwürdig, nimmt streckenweise verstörende Ausmaße an (Erinnerungen an „Requiem for a dream“ sind nicht nur wegen der Hauptdarstellerin angebracht) und zeigt, welches Schicksal täglich viele Menschen durchleben müssen.
Selbst wenn das Skript nicht immer funktioniert, sorgen zwei großartige Darstellerleistungen dafür, dass die Aussage des Films nicht verwässert wird. Anthony Mackie ist nicht nur wegen der „Marvel“-Filme jemand, dessen Gesicht wohl den meisten Kinogängern bekannt ist. Dennoch bleiben seine Figuren oft etwas eindimensional und er hinterlässt selten wirklich bleibende Eindrücke. Als traumatisierter Tahir, der trotz aller Schicksalsschläge immer höflich und positiv geblieben ist, zeigt er eine zutiefst berührende Performance. Ebenso eindrucksvoll agiert Paul Bettanys Ehefrau, die Oscar-Preisträgerin Jennifer Connelly, die manchmal sehr subtil und teilweise mit voller Breitseite ihre widersprüchliche und komplexe Figur zu einem runden Charakter macht. Daneben hat sie sich für die Rolle wahrlich gruselig auf Haut und Knochen herunter gehungert, was ihren Auftritt noch einmal verstärkt.
Paul Bettany hat sich für sein Erstlingswerk ein wirklich anspruchsvolles Thema ausgewählt, dem er mit tollen Bildern und zwei herausragend guten Hauptdarstellern die meiste Zeit gerecht wird. Es hat aber den Anschein, dass er selbst seiner Geschichte nicht genug zugetraut hat, da er mit Griffen in die dramaturgische Mottenkiste die Glaubwürdigkeit etwas strapaziert und auch den Erzähl-Rhythmus stört. Obwohl der Film stellenweise etwas holprig wird, ist „Shelter – Auf den Straßen von New York“ ein ziemlich klarsichtiges Sozialdrama, das sich einfühlsam mit einem oft vergessenen Teil der Gesellschaft beschäftigt.
Der Film ist ab dem 26.08.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Der eigenwillige Look des Filmes wird fast zu einem eigenen Charakter. Die oft verwendete Handkamera sorgt in diesem Film tatsächlich für eine etwas persönlichere Atmosphäre. Mit der Ausnahme von bewusst eingestreuten Unschärfen ist der Film immer recht scharf und verfügt außerdem über eine gute Detaildarstellung. Die Farben sind ziemlich natürlich ausgefallen und sehen immer gut aus. Der Schwarzwert und die Kontraste wurden gut eingestellt. Auffällige Körnung oder Unruhen sind in dieser sauberen Präsentation kaum zu sehen gewesen.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind absolut verlustlos, bei dieser ruhigen Art von Film aber natürlich nicht auffällig knallig. Die Dialoge sind immer gut zu verstehen und kommen sauber aus dem Center. Bei den Hintergrundgeräuschen und dem Score gibt es hier und da etwas räumliche Aktivität zu bestaunen. Große Effekte gibt es in diesem Film aber nicht.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Bis auf ein paar Trailer gibt es kein Bonusmaterial.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Originaltitel: | Shelter |
Regie: | Paul Bettany |
Darsteller: | Jennifer Connelly, Anthony Mackie, Alok Tewari |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2014 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 105 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
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