Inhalt: Adam (Hanno Koffler) ist in seinen 30ern, fährt Taxi und verbringt zu viel Zeit in Spielcasinos. So versucht er, den Schuldenberg abzustottern, den sein seniler, noch stärker spielsüchtiger Vater Woyzeck (Christian Wolff) angehäuft hat. Dabei sind ihm auch nicht immer ganz legale Lösungen recht. Sein ohnehin schon kompliziertes Leben wird noch chaotischer, als unerwartet sein 16 Jahre alter Sohn Ben (Matti Schmidt-Schaller) bei ihm vor der Tür steht. Der hat an seiner Schule Mist gebaut und möchte bei seinem entfremdeten Vater neu anfangen. Adam versucht alles, einen Draht zu seinem Kind zu bekommen, tut sich aber sichtlich schwer. Dann lernt Ben auch noch den kriminellen Bardo (Patrick Wolff) kennen, der ihn schnell auf die schiefe Bahn zu bringen scheint.
Kritik: Während sich Filme wie aktuell „Warcraft: The Beginning“ vor Bombast überschlagen, haben zahlreiche kleinere Produktionen gar nicht die Rahmenbedingungen und schon gar nicht die Intention, um ähnliche Töne anzuschlagen. Ein gern gewähltes Mittel ist da Authentizität. Starke Charaktere und intelligente Dialoge können in einigen Fällen auch noch deutlich unterhaltsamer sein, als es bei einigen Blockbustern der Fall ist. Ein wunderbares Beispiel gibt da der unlängst erschienene, irische Film „Familienbande“ von Mark Noonan. Die deutsche Filmemacherin Mia Maariel Meyer konzentriert sich in ihrem Werk auch auf die Tücken des realen Lebens. In einer Mischung aus Milieu-Studie und Familien-Drama begleitet sie das Großvater-Vater-Sohn-Gespann in seinem tristen Alltag. Sie zeigt eine Generationen übergreifende Abwärtsspirale einer Schicht, bei der gerne schon tagsüber die offene Schnapsflasche auf dem Küchentisch steht. In seinen besten Momenten ist der Film tragisch und beklemmend. Wenn Adam aus sich herausgeht, um seinen Vater oder seinen Sohn in die richtige Bahn zu lenken, kann „Treppe aufwärts“ wirklich berühren.
Leider hat ein solcher Film, der sich selbst dem Realismus verschrieben hat, ein gewaltiges Problem, wenn er gekünstelt wirkt. Hier gibt es die eine oder andere Zufälligkeit, die immer wieder auffällt. So wird diese Aufnahme aus dem Leben an manchen Stellen ein bisschen zu sehr dramaturgisch gebündelt und die Hauptfiguren lernen ein bisschen arg konsequent das Gelten von „Murphys Law“ kennen. Dennoch ist der Unterhaltungswert nur in Maßen gegeben, da sich der Film in seinen vielen kleinen Geschichten teilweise verrennt und so etwas ermüdend wird. Durchgängig kann sich Meyer auf ihre starken Darsteller verlassen. Vor allem Independentfilm-Wunderwaffe Hanno Koffler spielt als Mann, der verzweifelt darum bemüht ist, das Leben seiner Familie in der Spur zu halten, aber mit sich selbst eigentlich schon zu viel zu tun hat, einen starken Part. Aber auch Christian Wolff als seniler Spielsüchtiger, Matti Schmidt-Schaller als sturer Teenager, der sich mit den falschen Leuten einlässt und Ken Duken in einem Nebenpart können überzeugen.
Es ist lobenswert, wie viel sich Mia Maariel Meyer bei ihrem Erstlingsfilm zutraut. Dennoch bleibt der Film ein gutes Beispiel dafür, warum manchmal weniger mehr ist. Statt sich auf einige zentrale Punkte zu konzentrieren, zerfasert die Handlung von „Treppe aufwärts“ und sorgt dafür, dass der Film trotz guten Ansätzen nur mäßig zu gefallen weiß.
2,5 von 5 Punkten
Quelle: missingFILMS, YouTube
Originaltitel: | Treppe aufwärts |
Regie: | Mia Maariel Meyer |
Darsteller: | Hanno Koffler, Christian Wolff, Matti Schmidt-Schaller |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2015 |
Verleih: | missingFILMS |
Länge: 92 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 23.06.2016 |
Facebook-Seite: | Treppe aufwärts |
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