Inhalt: Ein Dackel sieht teilweise mehr von der Welt, als zu erwarten wäre. Zunächst soll der kleine Hund als Trostspender für den kranken Remi (Keaton Nigel Cooke) dienen, da weder Mutter (Julie Delpy) noch Vater (Tracy Letts, „Im August in Osage County“) dazu in der Lage sind. Danach wird er von Tierpflegerin Dawn (Greta Gerwig, „Maggies Plan“) aufgenommen, die ihn spontan mit auf einen Roadtrip mit dem ehemaligen Schulfiesling Brandon (Kieran Culkin) nimmt. Beim depressiven Drehbuch-Autor und College-Professor Dave (Danny DeVito) stellt er den einzigen Freund dar, der ihm auf der Welt geblieben ist. Auch eine missmutige, krebskranke, alte Dame (Ellen Burstyn, „Für immer Adaline“) findet für den Hund Platz, nachdem sie für die Enkeltochter Zoe (Zosia Mamet) nur noch ein Geldautomat zu sein scheint. Egal in welcher Lage: Auf den kleinen Kläffer bleibt Verlass.
Kritik: Todd Solondz dreht nur alle paar Jahre mal einen Film. Diese sind aber zumeist bunt, tragisch, schrill und ausgesprochen eigenwillig. Das ist auch bei diesem Revival des Episodenfilms, der aus der Sicht eines Hunds erzählt wird, der Fall. Ob es die ebenso unnahbaren wie ungeeigneten Eltern des von Remi sind, die naiv-liebenswerte Dawn, der Trauerkloß Dave oder die sarkastische alte Dame: Der Film ist gespickt mit witzigen Charakteren, denen man in den zumeist recht kurzweiligen Geschichten gerne folgt. Es ist ein wenig schade, dass es einige Sprünge in der Handlung gibt und so kein kompletter roter Faden rund um den Werdegang des Dackels gespannt werden kann. Dazu trifft Solondz hier und da ein paar stilistisch fragwürdige Entscheidungen, die in einer einminütigen Kamerafahrt zum Thema Durchfall gipfeln. Dennoch sind die Handlungsbögen und Dialoge stets originell genug, um diese Fehlschläge abzufedern.
Auf ihre Weise sind alle Geschichten liebenswert, ohne dabei auf ein gewisses Maß an Tragik zu verzichten. Der herzliche Remi findet in dem Hund den Zuhörer, den er in seinen elitären, ungeeigneten Eltern verzweifelt sucht. Schon diese erste Episode ist so schräg, dass das Interesse der meisten Zuschauer gesichert sein dürfte. Besonders Julie Delpy als redselige Mutter ist hier äußerst amüsant. Es dürfte sich wohl kaum einer wundern, dass mit Greta Gerwig die aktuelle Stammbesetzung in intellektuelleren Indie-Komödien hier mitwirkt und mit der gutmütigen Dawn eine Paraderolle spielt. Sie funktioniert gut in Kombination mit Kieran Culkin. Gerade wenn die Geschichte ihre ruhigeren Momente anschlägt, hat der Film seine Stärken. Die dritte Episode wird komplett von Danny DeVito getragen, der bei seinem ersten Kino-Auftritt seit langem zeigt, wie viel Qualität er immer noch zu bieten hat. Wie er es schafft, eine traurige und gleichzeitig amüsante Figur so glaubwürdig zu machen, ist das Eintrittsgeld schon fast alleine wert. Die kurioseste Folge ist das Finale mit der tollen Ellen Burstyn, die die undankbare Enkeltochter mitsamt deren Lebensgefährte Fantasy (!!!) so schnell es geht wieder los werden möchte. Leider fallen die letzten Momente dann wieder in einen Bereich, der doch sehr unter „Geschmackssache“ verbucht werden muss.
„Wiener Dog“ ist sicher kein Film, der es jedem recht macht. Die Geschichten sind äußerst schräg, unbeständig im Ton und langen manchmal (bewusst?) daneben. Aber es liegt am Ende an Einfallsreichtum und gut gelaunten Darstellern, dass diese Tragikomödie trotz unübersehbarer Kritikpunkte und seinem Hang dazu, etwas plakativ zu sein, unkonventionell zu unterhalten weiß.
3,5 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+, Joyn und MagentaTV zu sehen.
Quelle: Prokino, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Wiener-Dog |
Regie: | Todd Solondz |
Darsteller: | Julie Delphy, Danny DeVito, Ellen Burstyn, Greta Gerwig, Keaton Nigel Cooke, Tracy Letts |
Genre: | Tragikomödie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Prokino |
Länge: 88 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 28.07.2016 |
Homepage: | Wiener Dog |
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