Kritiken

Top 10 des Jahres 2016

Das Jahr 2016 ist fast zu Ende, was auf vielerlei Art sicherlich eine gute Sache ist. So gibt es aber auch immer wieder die Möglichkeit, sich an die Filme des vergangenen Jahres zu erinnern. Neben einigen mittelmäßigen Werken, gab es auch eine ganze Reihe an guten und schlechten Filmen, die auf ihre Art besonders im Gedächtnis geblieben sind. Hier hat sogar der Filmkritiker einmal die Möglichkeit, alle objektiven Gesichtspunkte über Bord zu werfen und einfach daran zu denken, welche Werke im Jahr 2016 besonders viel Spaß gemacht haben.

Wie im Vorjahr ist die deutsche Erstveröffentlichung entscheidend für die Wertung, weswegen einige Filme wohl bis nächstes Jahr abwarten müssen, ehe sie in eine positive („Elle“, „La La Land“) oder negative („Verborgene Schönheit“) Liste schaffen können. Es gibt aber noch einige tolle Filme wie „Eye in the Sky“, „Don’t Breathe“, „Swiss Army Man“, „Das Talent des Genesis Potini“ und „Die Mitte der Welt“, die die besten 10 knapp verpasst haben.

Hier ist meine persönliche Top 10 des Jahres 2016:

  1. Zoomania

Den Anfang macht der wahrscheinlich beste Animationsfilm des Jahres: Nach „Alles steht Kopf“ hat Disney schon wieder einen Film geschaffen, der für Jung und Alt auf unterschiedlichen Ebenen funktioniert. Charmant, niedlich und originell entwickelt sich die Geschichte um einen Fuchs und einen Hasen, die eine Verschwörung aufdecken. Zitate, die von „Der Pate“ bis „Breaking Bad“ gehen, eine Fülle an schrulligen Charakteren und eine tolle Atmosphäre, die „Zoomania“ ganz beiläufig auch zu einem tollen Neo Noir-Film werden lässt, macht den Film zu einem Erlebnis für Cineasten. Eine besondere Erwähnung verdient sich das Faultier Flash, das sich schnell zur kultigsten Animationsfigur des Jahres entwickelt hat. Der Animations-Oscar sollte nur Formsache sein.

Hier geht es zu ausführlichen Kritik von „Zoomania“

Zoomania (© Disney Deutschland)

  1. The Nice Guys

Es kommt selten vor, dass es in einem Jahr gleich zwei großartige Noir-Filme gibt, doch neben „Zoomania“ ist auch „The Nice Guys“ ebenfalls in dieser Kategorie. Nach seinem grandiosen Regie-Debüt „Kiss Kiss Bang Bang“ (und mit einem eingeschobenen „Iron Man 3“) entführt Shane Black sein Publikum ins Hollywood der 70er-Jahre. Dabei gelingt es ihm, den Film nicht mit Stil und Bombast zu erschlagen, sondern einen ebenso spannenden wie unterhaltsamen Krimi-Plot zu erzählen. Darüber sprühen Russell Crowe als wortkarges Raubein und Ryan Gosling als liebenswerter Schluffi vor Spielfreude und bilden eines der besten Leinwand-Duos des Jahres. Obwohl der Film bei den Preisverleihungen keine Rolle spielt, gehört diese außergewöhnliche Krimi-Komödie sicherlich zu den Jahres-Highlights.

Hier geht es zu ausführlichen Kritik von „The Nice Guys“

The Nice Guys (© Concorde Filmverleih)

  1. Hardcore

Wie großartig manche Videospiel-Verfilmungen sein könnten, zeigt Regie-Neuling Ilya Naishuller in diesem Film, der komplett aus der Ego-Perspektive des Protagonisten gezeigt ist. Die unmittelbare, manchmal fast ein wenig anstrengende Action zieht den Zuschauer in den Bann und nimmt ihn mit auf einen Trip, der sich vor irrsinnigem Spaß fast überschlägt. Schicke Nebenfiguren wie der abermals außergewöhnliche Sharlto Copley in einer Mehrfach-Rolle als Sidekick, der schönen Haley Bennett als Love Interest und Danila Kozlovsky als herrlich überdrehtem Bösewicht tragen ihren Teil dazu bei, dass dieser experimentelle Film, der Action in Reinkultur bietet, alle Anlagen zu einem Kultfilm hat.

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Hardcore (© Capelight Pictures)

  1. Snowden

Es dürfte wohl kaum jemanden geben, an dem die Geschichte rund um Whistleblower Edward Snowden komplett vorbei gegangen ist. Wie soll daraus ein wirklich spannender Film entstehen, der nicht nur Altbekanntes erzählt? Oliver Stone, der in den letzten Jahren eher enttäuschende Arbeiten geliefert hat, zeigt sich hier endlich wieder in guter Form. Er taucht tief in die Geschichte eines Mannes ein, der vom patriotischen Idealisten zu einem Mann geworden ist, dessen Gewissen ihn zum Hochverrat gezwungen hat. Dabei guckt „Snowden“ über den Tellerrand hinaus und schafft es, zu unterhalten und dabei wachzurütteln. Getragen von einer Gala-Vorstellung von Joseph Gordon-Levitt ist so ein fesselnder Spionagethriller entstanden, der durchaus Pflichtlektüre für viele sein sollte.

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Snowden (© Universum Film)

  1. Spotlight

Ach, wie aufregend: Der „Bester Film“-Oscar-Gewinner in einer individuellen Liste. „Spotlight“ ist tatsächlich einfach unglaublich gut. Der packende Ensemble-Film setzt sich kritisch und vielschichtig mit einem schwierigen Thema auseinander und schafft es, ohne große Spielereien durchgängig zu überzeugen. Darüber hinaus liefert der Film einen aktuell dringend benötigten Beweis, worin die Wichtigkeit von kompromisslosem und integrem Journalismus liegt.

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Spotlight (© Paramount Pictures Germany)

  1. The Hateful 8

Ja, der ist auch 2016 erschienen. „The Hateful 8“ sind nicht alleine die wundervollen 70mm-Aufnahmen oder der Oscar-prämierte Score von Ennio Morricone. Im Zentrum stehen eine Reihe von erstklassigen Schauspielern, die voller Freude Quentin Tarantinos bissige Dialoge vortragen. Wer sich auf das beinahe dreistündige Kammerspiel einlässt, wird mit einem atmosphärisch extrem dichten Film entlohnt, der zu den besten Arbeiten des Regisseurs zählt.

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The Hateful 8 (© Universum Film)

  1. Green Room

Es braucht manchmal nicht viel, um ungewöhnliche Genre-Unterhaltung zu bieten. Das Aufeinandertreffen von einer Punkband rund um den in diesem Jahr tödlich verunglückten Anton Yelchin mit einer Truppe Rechtsradikaler, die von einem wahrhaft dämonischen Patrick Stewart befehligt wird, gehört sicherlich zum spannendsten, was dieses Jahr im Kino zu sehen war. Obwohl der Film äußerst brutal ist, verkommt die Gewalt nie zum Selbstzweck sondern stärkt noch die intensive Atmosphäre. Mit starken Darstellern, einem konsequenten Skript und einer sehr kompetenten Inszenierung von Jeremy Saulnier ist „Green Room“ ein Thriller, der im wörtlichen und übertragenen Sinn unter die Haut geht.

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Green Room (© Universum Film)

  1. Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück

Eine wirklich gelungene Tragikomödie zu machen, gehört vielleicht zu den dramaturgisch anspruchsvollsten Aufgaben überhaupt. Schauspieler Matt Ross meistert dieses Aufgabe hier als Autor und Regisseur scheinbar spielend. Die Geschichte rund um eine Aussteiger-Familie, die der Mutter eine angemessene Beerdigung verschaffen will, setzt sich durchaus kritisch mit den Vor- und Nachteilen dieser alternativen Lebensführung auseinander und ist dabei originell, urkomisch und in den richtigen Momenten ausgesprochen traurig. „Captain Fantastic“ kommt komplett ohne Schwarz-Weiß-Malerei aus und erzählt eine emotional aufrichtige Geschichte, die nicht nur wegen dem grandiosen Auftritt von Viggo Mortensen der vielleicht sympathischste Film des Jahres ist.

Hier geht es zu ausführlichen Kritik von „Captain Fantastic“

Captain Fantastic (© Universum Film)

  1. Raum

Noch ein Film, der schon bei den letzten Oscars für Aufsehen sorgte. Es ist aber nicht (nur) die verdiente Auszeichnung von Brie Larson als treusorgende Mutter, die diesen Film zu einer derartigen Erscheinung macht. „Raum“ schafft es, seine tragische Geschichte mit der kindlichen Naivität und Unschuld des Blickwinkels des kleinen Jack zu erzählen. Dabei entpuppt sich gerade der junge Jacob Tremblay als große Entdeckung dieses Kino-Jahres. Manchmal beklemmend, manchmal surreal magisch geht „Raum“ andere Wege und macht aus diesem kleinen Film ein wirkliches Erlebnis-Kino.

Hier geht es zu ausführlichen Kritik von „Raum“

Raum (© Universal Pictures Germany)

  1. Arrival

Der Kanadier Denis Villeneuve ist einer der interessantesten jungen Regisseure, die Hollywood zu bieten hat. Nach dem rätselhaften „Enemy“, der fesselnden Entführungsgeschichte Prisoners“ und dem harten Drogen-Thriller „Sicario“ (Platz 5 des Jahres 2015) schlägt er mit „Arrival“ wieder eine komplett andere Richtung ein. Das Science Fiction-Drama ist visuell atemberaubend, wird von einer großartigen Amy Adams getragen, fordert den Zuschauer zum Mitdenken auf, erzählt eine Geschichte von gesellschaftlicher Relevanz und baut auch noch einige tolle Wendungen in die Handlung ein. Wenn eine solche Mischung gelingt, ohne den Film zu irgendeiner Zeit verkopft oder prätentiös wirken zu lassen, ist das Etikett „Meisterwerk“ durchaus verdient. Ich persönlich habe die rund zwei Stunden im Kino staunend verbracht, was kein anderer Film in diesem Jahr derart eindrucksvoll vollbracht hat. Schon allein deswegen ist „Arrival“ mein klarer Lieblingsfilm 2016.

Hier geht es zu ausführlichen Kritik von „Arrival“

Arrival (© Sony Pictures Germany)

 

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 28.12.2016
Top 10 des Jahres 2016

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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