Inhalt: Im New York des Jahres 1960 führt Walter Stackhouse (Patrick Wilson, „Conjuring – Die Heimsuchung“) von außen betrachtet ein ideales Leben. Er ist erfolgreicher Architekt, ambitionierter Hobbyautor, lebt in einem schicken Haus und ist mit der schönen Clara (Jessica Biel) verheiratet. Doch aufgrund ihrer Depressionen sind beide zutiefst unglücklich. In seinen Krimis, die gerne von realen Fällen inspiriert sind, lebt Walter seine dunklen Sehnsüchte aus. Aktuell ist er vor allem von dem Mord an der Ehefrau von dem ortsansässigen Marty Kimmel (Eddie Marsan, „Southcliffe“) fasziniert. Marty gilt laut des ermittelnden Detective Corby (Vincent Kartheiser) als Hauptverdächtiger für die Gräueltat. Erst als sich Walter Hals über Kopf in die bezaubernde Nachtclubsängerin Ellie (Haley Bennett, „Die glorreichen Sieben“) verguckt, wächst in ihm der Wunsch, dass Clara ein ähnliches Schicksal wie Mrs. Kimmel ereilen möge. Als Clara kurze Zeit später tatsächlich tot aufgefunden wird, vermutet die Polizei zunächst, dass sie ihrem eigenen Leben ein Ende bereitet hat. Nur Corby ist sich sicher, dass auch Walter hinter dem Tod seiner Frau steckt. Es beginnt ein finsteres Katz- und Mausspiel zwischen Walter und Corby, in das bald auch Marty hineingezogen wird.
Kritik: Die Autorin Patricia Highsmith hat auch neben ihrer weltbekannten „Mr. Ripley“-Reihe einige Romane veröffentlicht, die schnell zum Kult worden und seit Jahrzehnten als Vorlage für Kinofilme dienen. Schon 1951 inszenierte Alfred Hitchcock den (längst zum Klassiker gewordenen) Thriller „Der Fremde im Zug“. Auch im vergangenen Jahr war mit dem mehrfach preisgekrönten Liebesdrama „Carol“ ein weiterer Film aus der Feder von Highsmith zu sehen. „A Kind of Murder“ basiert auf ihrem Roman „Der Stümper“, der 1962 in Deutschland erschienen ist. Der ansonsten eher für TV-Serien bekannte Andy Goddard führte bei diesem Neo Noir-Krimi Regie. Stilistisch lässt sich der Film so an, als ob sich hier eine kleine Perle versteckt hat. Mit schicker Ausstattung und ordentlicher Kamera entwickelt sich kleiner Thriller, der sich irgendwo zwischen Hitchcock und „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ einordnen möchte. Leider entwickelt sich der Film bald in eine Richtung, die eher an „Girl on the Train“ erinnert.
Trotz nur 96 Minuten Spielzeit nimmt sich „A Kind Of Murder“ recht viel Zeit, seine Figuren vorzustellen. Es gelingt dabei aber nur bedingt, den Charakteren wirklich Tiefgang zu verleihen. Während auf manche Handlungspunkte (Streitigkeiten zwischen Walter und Clara) gleich in mehreren Szenen ausführlich eingegangen wird, wirkt die sich anbahnende Affäre von Walter und Ellie fast ein wenig gehetzt. Dennoch gelingt es, mit ordentlicher Atmosphäre die Grundspannung bestehen zu lassen, die dann im letzten Teil des Filmes tatsächlich noch an die Oberfläche kommt. Ein großer Teil des Verdienstes gebührt da „Mad Men“-Star Vincent Kartheiser, der als bissiger Detective Corby der spannendste Charakter im Film ist. So besteht tatsächlich lange Zeit Hoffnung, dass der Film sein Potenzial noch ausschöpft. Diese erfüllt sich in einem etwas übereilten und unbefriedigenden Finale leider nur bedingt.
Eine beständige Qualität bleiben die prominenten Darsteller, die auch neben Kartheiser ihr Möglichstes tun, um den Figuren wirklich Profil zu verleihen. Patrick Wilson hätte etwas mehr Raum benötigt, den zwielichtigen Protagonisten voll auszuleben, beschränkt sich aber auf gute Ansätze. Eddie Marsan spielt mit dem scheinbar harmlosen Marty, in dem aber manchmal etwas psychotisches aufglimmt, einen Paradepart. Auch Jessica Biel als krankhaft eifersüchtige Clara zeigt, dass sie durchaus mehr als ein hübsches Gesicht für die Kamera zu bieten hat. Haley Bennett wurde der Part als (eine Art) verführerische Femme Fatale auf den Leib geschneidert. Sie bekommt aber zu wenig Spielzeit, um hier wirklich einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
„A Kind Of Murder“ ist einer dieser Filme, in denen sich Licht und Schatten die Waage halten. Auf der einen Seite gibt es den gelungenen Look, einige wirklich überzeugende Sequenzen und die engagierte Besetzung um den hervorstechenden Vincent Kartheiser. Im Gegenzug existieren aber zu viele redundante Momente, eine nicht komplett geglückte Charakterzeichnung und das Finale, bei dem sich einige Zuschauer verwundert den Kopf kratzen dürften. Auf diese Art bleibt ein Film, der zwar keinesfalls enttäuscht, aber die Chance leichtfertig verschenkt, mehr als solides Mittelmaß zu sein.
Der Film ist ab dem 12.05.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Der stimmige 60er-Jahre-Look des Filmes punktet mit einer sehr guten Schärfe und Detaildarstellung, die nur selten ein wenig abbaut. Abgesehen von ein paar passend eingesetzten gelblichen und bläulichen Filtern wird eine natürliche Farbpalette geboten. Kontraste und Schwarzwert wurden überzeugend eingestellt. Stellenweise ist ein Rauschen erkennbar. Die meiste Zeit ist der Transfer aber ruhig und sauber.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD 5.1-Ton sind verlustlos umgesetzt worden. Neben den immer gut verständlichen, klar im Zentrum stehenden Dialogen ist aber natürlich kein Effektfeuerwerk zu erwarten gewesen. Auf den Partys, im Diner und Nachtclub wird eine saubere Hintergrundatmosphäre über die äußeren Boxen geboten. Auch der Score wurde schön räumlich abgemischt. Da auch die Bässe immer präzise sind, kann diese eigentlich unauffällige Abmischung vollauf überzeugen.
4 von 5 Punkten
Extras: Drei ordentlich gemachte Featurettes (insgesamt 31 Minuten) und ein paar Trailer sind als Bonus auf der Blu-ray zu finden gewesen.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | A Kind of Murder |
Regie: | Andy Goddard |
Darsteller: | Patrick Wilson, Jessica Biel, Haley Bennett, Vincent Kartheiser, Eddie Marsan |
Genre: | Thriller, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 96 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.05.2017
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hallo. bin leider während des films etwas eingenickt. hat Walter seine Frau nun ermordet oder nicht ? oder geht das etwa nicht klar heraus aus dem film? LG Wolf
SPOILER-Warnung für diejenigen, die den Film noch nicht kennen.
Hallo Wolf,
ich habe das Ende nicht mehr zu 100% im Kopf, es war aber in jedem Fall nicht eindeutig. Es wird angedeutet, dass er es gewesen sein dürfte, viel mehr aber nicht.
In diesem englischen Forum hat sich jemand (spekulativ) zum Ende geäußert. Vielleicht ist das noch interessant: https://www.themoviedb.org/movie/305943-a-kind-of-murder/discuss/59160093c3a36842d6022cc9
Gruß Thomas