Inhalt: Im November 1989 wird kurz vor dem Fall der Berliner Mauer ein Spion tot aufgefunden, der eine hoch brisante Liste in den Westen schmuggeln sollte. Da die Liste spurlos verschwunden ist, muss schnell gehandelt werden. Die MI6-Agentin Lorraine Broughton (Charlize Theron, „Dark Places – Gefährliche Erinnerung“) wird von ihren Chefs mit der schweren Aufgabe betraut, die Informationen wieder zu beschaffen. Im Osten soll sie mit dem Draufgänger David Percival (James McAvoy) möglichst unauffällig die Mission lösen. Doch kurz nach der Ankunft von Lorraine tauchen schon die ersten Leute von der Gegenseite auf, die über ihre Ankunft informiert waren. Von ihnen ist aber kaum jemand so nahbar wie die schöne Französin Delphine (Sofia Boutella, „Die Mumie“). Kann der Überläufer Spyglass (Eddie Marsan, „The Secret Man“) das Problem lösen?
Kritik: Seit über 20 Jahren macht David Leitch inzwischen Stunt-Arbeit in Hollywood-Produktionen. So agierte er unter anderem als Double für Brad Pitt in „Fight Club“. 2014 durfte er dann bei „John Wick“ einige Szenen erstmals selbst inszenieren. Für „Atomic Blonde“, der auf der Graphic Novel-Reihe „The Coldest City“ basiert, durfte er nun in Eigenverantwortung den ganzen Film umsetzen. Dabei zeigt er sich als durchaus begabt, lässt aber auch deutlich sehen, dass die Umsetzung von Action seine filmische Heimat ist. Wenn es zur Sache geht, kann der Film mit Stilbewusstsein, Tempo und einem angenehm rauen Ton gefallen. Auch optisch zeigt sich Leitch durchaus einfallsreich. Selbst wenn sicher nicht jeder für die knalligen Neonfarben und durchkomponierten Bilder begeistern wird, hat der Film hier eine klare Handschrift. Darüber hinaus wird für eine verlässliche Atmosphäre gesorgt.
Rein dramaturgisch kann der Film dieses Niveau nicht halten. Eine simpel gestrickte, aber dennoch etwas unübersichtliche Geschichte dient eigentlich nur als Aufhänger für den schönen Look und eine prügelnde Protagonistin. Charlize Theron, im August immerhin 42 Jahre alt geworden, ist ein starkes Zentrum für den Film. Schlagkräftig, cool und mit ungeheurem Sex-Appeal ist sie genau die Protagonistin, die eine solche Comic-Verfilmung benötigt. Da Lorraine längst nicht immer ohne deutliche Spuren aus ihren Kämpfen kommt, darf Theron mal wieder Mut zur Hässlichkeit zeigen.
James McAvoy hat sich durch Auftritte in „Drecksau“ und „Split“ als Darsteller von schrägen, harten Kerlen etabliert. Dieses Programm reicht auch hier für einen souveränen Part. Sofia Boutella zeigt auch hier wieder, dass sie eine hochinteressante Schauspielerin ist. Weitere prominente Darsteller wie Toby Jones („Capital – Wir sind alle Millionäre“), John Goodman („Once Upon a Time In Venice“), Til Schweiger („Honig im Kopf“), Eddie Marsan, Roland Møller („Hijacking: Todesangst – In der Gewalt von Piraten“), Bill Skarsgård („ES“) oder Barbara Sukowa („Hannah Arendt“) bekommen kaum etwas zu tun.
Obwohl das Regie-Debüt von David Leitch sicher kein großer Wurf ist, dürfte sich kaum jemand wundern, weshalb er jetzt „Deadpool 2“ inszenieren darf. Die Geschichte hätte etwas runder erzählt werden dürfen und hätte sogar komplett auf eine Schlusspointe verzichten können. Dennoch gelingt es, einen eigenen Look für eine rabiaten und kurzweiligen Actioner zu kreieren, in dem sich Charlize Theron immer mehr als Genre-Schauspielerin etabliert.
Der Film ist ab dem 22.12.2017 auf 4K Ultra HD, DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Der äußerst stylische Look macht Spaß, lässt aber bei den klassischen Ansprüchen an ein HD-Bild hier und da etwas vermissen. Farbfilter, Neontöne und bewusst trist gehaltene andere Sequenzen haben einen hohen Wiedererkennungswert, sind aber nur in den Close Up-Aufnahmen wirklich scharf und detailreich. Kontraste und Schwarzwert halten ein ordentliches Level, sind aber bei ein paar optischen Spielereien nicht ganz perfekt. Ein hier und da auftretendes Rauschen passt ins Gesamtbild.
4 von 5 Punkten
Ton: Akustisch werden die Zuschauer in der englischen und auch in der deutschen Fassung mit einer DTS X 7.1-Abmischung verwöhnt. Neben einer immer verlässlichen Dialogverständlichkeit wird eine knackige Vertonung geboten, die den Film mit trägt. In den zahlreichen Actionsequenzen gibt es kräftige Bässe und präzise räumliche Effekte. Auch der großartige 80er-Soundtrack wird immer überzeugend wiedergegeben. Die Hintergrundatmosphäre hätte hier und da etwas präziser klingen dürfen, aber insgesamt wird ein starker Sound gewährleistet.
4,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Audiokommentar, fünf kleine Featurettes (insgesamt 26 Minuten), ein paar unveröffentlichte oder erweiterte Szenen (7 Minuten) und einige Trailer komplettieren die Blu-ray.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 04.08.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Universal Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube
Atomic Blonde
Originaltitel: | Atomic Blonde |
Regie: | David Leitch |
Darsteller: | Charlize Theron, James McAvoy, Sofia Boutella, John Goodman, Til Schweiger, James Faulkner, Bill Skarsgård |
Genre: | Action, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland/USA, 2017 |
Verleih: | Universal Pictures |
Länge: | 115 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 04.08.2024
Review: Atomic Blonde (Blu-ray)