Inhalt: Billie Jean King (Emma Stone, „Crazy, Stupid, Love.“) ist bei ihrem US Open-Sieg 1973 die erste Tennisspielerin, die eine 100.000 US-Dollar-Prämie gewinnt. Ihre große Popularität möchte sie dafür nutzen, für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen zu kämpfen. Als der offen sexistische Veranstalter Jack Kramer (Bill Pullman, „Independence Day“) ihre Ziele ins Lächerliche zieht, plant sie, selbst Turniere zu organisieren, bei denen Frauen ihren verdienten Lohn bekommen. Tatsächlich findet sie zahlreiche Unterstützerinnen, die mit ihr auf Tour gehen. Auch die nötigen Sponsoren sind bald gefunden. Unterwegs lernt die verheiratete Billie Jean die Friseurin Marilyn (Andrea Riseborough, „Oblivion“) kennen und lieben, was für zusätzliches Chaos in ihrem Leben sorgt.
Der ehemalige Tennis-Star Bobby Riggs (Steve Carell, „Foxcatcher“) hat seine Karriere lange hinter sich. Da er seinen teuren Lebensstil samt Spielsucht finanzieren muss, tritt er immer noch für Show-Events auf. Er sieht die ganze Debatte als Möglichkeit, um sich als Vorzeige-Chauvinist zu präsentieren. So möchte er Billie Jean zu einem Duell bewegen, bei dem beide für die Ehre des eigenen Geschlechts kämpfen – und er noch einmal abkassieren kann. Nachdem sie zunächst wenig Interesse zeigt, gegen Riggs anzutreten, sorgt eine veränderte Situation dafür, dass King das Angebot ihres Widersachers annimmt. Es kommt zum „Battle of the Sexes“.
Kritik: Seit vielen Jahren sind Jonathan Dayton und Valerie Faris ein eingespieltes Regie-Duo. Nach zahlreichen Musik-Videos für Weltstars wie die Red Hot Chili Peppers und R.E.M. versuchten sie 2006 den Umstieg ins Spielfilm-Milieu. Mit der vielfach preisgekrönten Tragikomödie „Little Miss Sunshine“ ist ihnen sogleich ein Volltreffer gelungen. Auch der weniger bekannte Nachfolger „Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin“ ist zumindest ein waschechter Geheimtipp. Nun haben sie sich einen wahren Fall vorgenommen, der den ewigen Geschlechterkampf auf ein extrem wörtliches Level bringt. Tatsächlich gelingt ihnen ihr wohl bislang bester Film. Gerade der schon absurd anmutende Sexismus aus einer gar nicht so fernen Zeit ist hier allgegenwärtig und spiegelt treffend auf die Probleme, die heutzutage immer noch bestehen.
Es gelingt, eine ernsthafte, einfühlsame, aber dabei auch unglaublich lustige Auseinandersetzung mit einem Thema, was kaum an Relevanz verloren hat, zu liefern. Dabei ist die Ausgangslage so wunderbar eigenartig und die Charaktere derart verschroben, dass sich trotz des vorhandenen Tiefgangs „Battle of the Sexes“ wie eine leicht verdauliche Feelgood-Komödie anfühlt. Dadurch, dass die Thematik feministisch und die Herangehensweise und die Charakterisierung der Figuren sehr differenziert ist, werden die Inhalte nie verwässert. Gerade weil es auch sehr positiv besetzte männliche Charaktere wie Billie Jean Kings loyalen und verständnisvollen Ehemann (Austin Stowell, „Whiplash“) gibt, wirkt der Chauvinismus der anderen noch greifbarer. Der Film gipfelt in einem toll inszenierten Finale, das sowohl die Spannung des sportlichen Events, als auch die ganzen Nebengeräusche sehr gut einfängt.
Darstellerisch überstrahlt Emma Stone alles. Die gerade erst für „La La Land“ mit dem Hauptdarsteller-Oscar prämierte Darstellerin zeigt hier eine unglaublich intelligente und vielschichtige Leistung, bei der sie emotional wie optisch Mut zur Hässlichkeit beweist. Wenn diese erneute Gala-Vorstellung in ihrer Titelverteidigung gipfeln würde, wäre das nur konsequent. An ihrer Seite darf sich Steve Carell als Showman und selbst ernannter Vorzeige-Macho austoben. Auch seine Leistung hat mehr Tiefgang, als viele auf den ersten Blick erwarten dürften. Andrea Riseborough als Liebschaft und Sarah Silverman („The Book of Henry“) als vorlaute Managerin von Billie Jean zeigen ebenfalls starke Vorstellungen. Den vielleicht düstersten Part spielt Bill Pullman als selbstgefällig-herablassenden Turnier-Veranstalter Jack Kramer. In weiteren Rollen geben sich prominente Darsteller wie Alan Cumming, John C. McGinley („42 – Die wahre Geschichte einer Sportlegende“), Fred Armisen, Eric Christian Olsen („The Thing“) und Elisabeth Shue („Leaving Las Vegas“) die Klinke in die Hand.
Mit „Battle of the Sexes“ liefern Jonathan Dayton und Valerie Faris einen großen Wurf. Intelligent, charmant, relevant, menschlich und sehr amüsant zeigen die beiden Regisseure eine bärenstarke Tragikomödie, die nicht nur durch die abermals brillante Emma Stone große Preischancen haben wird.
4,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 01.10.2021 im Programm von Disney+ zu sehen.
Quelle: FoxKino, Leinwandreporter TV, YouTube
Battle of the Sexes - Gegen jede Regel
Originaltitel: | Battle of the Sexes |
Regie: | Jonathan Dayton, Valerie Faris |
Darsteller: | Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough |
Genre: | Komödie, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | 20th Century Fox |
Länge: 121 Minuten | FSK:ab 0 Jahren |
Kinostart: | 23.11.2017 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Fox Deutschland
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 23.11.2017
Review: Battle of the Sexes (Kino)