Inhalt: In den späten 80er-Jahren ist Boxer Vinny Pazienza (Miles Teller, „War Dogs“) am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen. Nach einer unnötigen Niederlage redet sogar sein Manager Lou (Ted Levine) öffentlich vom Ende von Vinnys Laufbahn. Mit Kevin Rooney (Aaron Eckhart, „Sully“) als neuem Trainer und in einer höheren Gewichtsklasse wagt Vinny einen Neustart und wird sensationell Weltmeister. Doch kurz nach diesem gewaltigen Sieg muss er einen vernichtenden Rückschlag hinnehmen. Bei einem Autounfall wird er so schwer an der Wirbelsäule verletzt, dass die Ärzte nicht sicher sind, ob er jemals wieder richtig laufen kann. Doch Pazienza lässt sich dadurch nicht aufhalten und plant sogar schon sein Box-Comeback. Trotz des massiven Widerstands seines Vater Angelo (Ciarán Hinds, „Game of Thrones“) und seiner Mutter Louise (Katey Sagal) wählt er eine sehr riskante Form der Reha und beginnt heimlich damit, wieder zu trainieren.
Kritik: Seitdem Sylvester Stallone 1976 erstmals als Rocky Balboa in den Ring gestiegen ist, sind Boxerdramen zum Sinnbild für den amerikanischen Traum geworden. Gegen alle Widerstände stellt sich ein Protagonist seinem übermächtigen Gegner und geht als (mal moralischer, mal wörtlicher) Sieger aus dem Ring. Zuletzt hatte sich Jake Gyllenhaal in „Southpaw“ nach dem Verlust seiner Frau über den Boxsport zurück ins Leben gekämpft. Für diesen Film diente die schon etwas betagte Geschichte des echten Vinny Pazienza als Vorlage. Natürlich ist die Willenskraft des ehemaligen Weltmeisters mehr als bewundernswert und bildet eine passende Grundlage für eine solche, „inspirierende“ Geschichte. Es lag an Regisseur und Autor Ben Younger – der seinen ersten Film seit 12 Jahren gedreht hat – diesem Drama Alleinstellungsmerkmale zu verleihen. Hier liegt auch schon das größte Problem von „Bleed for this“. Während Werke wie „Creed – Rocky’s Legacy“ und „The Fighter“ hauptsächlich so gut funktioniert haben, weil sie neben dem Sport auch eine fesselnde Milieustudie waren, beschränkt man sich hier auf den reinen Weg des Protagonisten vom Krankenbett zurück in den Ring – Trainings-Montagen inklusive.
Handwerklich gibt es kaum etwas auszusetzen. Der Film ist kompetent geschrieben und bebildert, die Figuren sind rund genug, um ihnen gerne zu folgen und auch ansonsten geht kaum etwas schief. Doch wer auch nur einen Hauch an Überraschung erwartet, wird sicher enttäuscht werden. Miles Teller ist ein hoch talentierter Schauspieler. Allerdings taugt er nur schwer zum Sympathieträger. Das zahlte sich beispielsweise bei seiner Darstellung des verbissenen Nachwuchsdrummers in „Whiplash“ absolut aus. Auch als Vinny Pazienza, der eine wahre Tour de Force durchlebt, spielt Teller gut. Sich nach einem ziemlich schmierigen Einstieg der Figur aber noch auf seine Seite zu begeben, dürfte vielen Zuschauern schwer fallen. Das erstaunlichste Element des Films ist sicherlich ein kaum zu erkennender Aaron Eckhart. Mit massivem Bierbauch, Halb-Glatze und eigenwilligem Akzent ist er stets an der Seite der Hauptfigur und liefert dabei eine seiner stärksten Leistungen der letzten Zeit. Charakterköpfe wie Ciarán Hinds, Katey Sagal und Ted Levine sorgen dafür, dass auch von den Nebenrollen ordentlicher Input für den Film kommt.
„Bleed For This“ ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar wird gut gemachtes und gespieltes Kino geboten. Dem Film gehen dafür aber jegliche Besonderheiten ab. Das sorgt am Ende dafür, dass der Zuschauer spätestens am nächsten Tag einen großen Teil des Geschehens vergessen hat. Auf dieser Art bleibt dieses Boxer-Drama leider nur eines von vielen, was sicherlich nicht die Intention der Macher gewesen ist.
3 von 5 Punkten
Quelle: Sony Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Bleed For This |
Regie: | Ben Younger |
Darsteller: | Miles Teller, Aaron Eckhart, Ciaran Hinds, Katey Sagal |
Genre: | Drama, Sportfilm |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Sony Pictures Germany |
Länge: 117 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 20.04.2017 |
Homepage: | Bleed For This |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 17.04.2017
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