Inhalt: Nach einigen falschen Entscheidungen ist aus dem Vollblut-Gitarristen James (Luke Treadaway, „Unbroken“) ein obdachloser Heroinsüchtiger geworden, der sich sein kleines bisschen Leben als Straßenmusiker verdient. Nach einer Überdosis möchte er wieder einmal aufhören und beginnt eine Methadonbehandlung. Seine engagierte Sozialarbeiterin Val (Joanne Froggatt, „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“) weiß, dass er auf der Straße keine Chance haben wird und vermittelt ihm eine kleine Wohnung. Kurz nach seinem Einzug entdeckt James eine verwahrloste und verletzte Katze, die bei ihm untergekrochen ist. Trotz seiner brisanten finanziellen Situation, versucht er zusammen mit seiner Nachbarin Betty (Ruta Gedmintas), das Tier wieder auf die Beine zu bringen. Als der Kater, den die beiden auf den Namen Bob getauft haben, zurück in sein Straßenleben geschickt werden soll, heftet der sich an die Fersen von James und begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Im Doppelpack werden die beiden bald zu Kultfiguren in der Londoner Innenstadt. So schafft es auch James, neuen Lebensmut zu schöpfen, weswegen er noch härter arbeitet, seine Drogenzeit für immer hinter sich zu lassen.
Kritik: Als der echte James Bowen im Jahr 2012 sein erstes Buch „Bob, der Streuner“ veröffentlichte, konnte noch keiner ahnen, was für einen Hype er damit auslösen würde. Vier Jahre, sechs Fortsetzungen und mehrere Millionen verkaufte Exemplare später inszenierte „James Bond – Der Morgen stirbt nie“-Regisseur Roger Spottiswoode die Verfilmung der Geschichte dieses ungewöhnlichen Duos. Herausgekommen ist eine einfühlsame Tragikomödie, die manchmal zwar ein wenig uneben im Ton erscheint, dabei aber immer aufrichtig und nachvollziehbar wirkt. Die Anfangsphase, in der ein motivierter James an seine psychischen und physischen Grenzen gerät, ist intensiv und geht stellenweise unter die Haut. Gerade wenn der sichtlich heruntergekommene junge Mann auf offener Straße vom eigenen Vater (Anthony Head, „Dominion“) ignoriert wird, dürfte jeder mit dem Musiker leiden. Ein begabter und herzensguter Kerl scheint einer von vielen zu werden, die diese Gesellschaft einfach vergessen hat, bis er von seiner Sozialarbeiterin eine neue Chance bekommt.
Seien wir ehrlich: Wenn die Geschichte rein fiktiv gewesen wäre, dürfte die Handlung vielen albern bis süßlich erscheinen. Doch hier spürt man als Zuschauer, dass tatsächlich jemand die unwahrscheinliche Freundschaft mit einer Katze zu neuem Lebensmut nutzen konnte. Auch wenn der Mix von Sozialdrama, Romanze und Tier-Komödie (mit Einstellungen aus der Sicht von Bob) nicht immer funktionieren will, wird auf Pathos und Klischees zu großen Teilen verzichtet, was wirklich angenehm ist. Luke Treadaway trägt als drogensüchtiger Straßenmusiker, der eine unverhoffte neue Möglichkeit bekommt, den Film. Er ist menschlich, sympathisch und bringt die heftigen Probleme der Figur glaubwürdig auf die Leinwand. An seiner Seite darf der echte Kater Bob sein eigenes Leben spielen. Ruta Gedmintas als tierliebe Nachbarin mit leichtem Öko-Touch und Joanne Froggatt als hilfsbereite Sozialarbeiterin funktionieren als Frauen im Leben von James. Auch Anthony Head gelingt es, in seiner kleinen Rolle jederzeit nachvollziehbar zu agieren.
Die Geschichte von einem Ex-Junkie und seiner Katze ist zu Beginn bewusst deprimierend und entwickelt sich dann in eine amüsante, herzerwärmende Richtung. Zum Glück gelingt es den Machern dabei, nie in den Bereich von emotional manipulativem Schmalz abzurutschen. So bleibt „Bob, der Streuner“ ein aufrichtig schöner Film, der zwar nicht alles richtig macht, aber dennoch seine Prämisse auf sehr angenehme Weise umsetzt.
Der Film ist ab dem 18.05.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Bis auf die bewusst etwas verwaschenen Szenen aus dem Blickwinkel der Katze wird ein recht schöner und sauberer Transfer geboten. Schärfe und Detaildarstellung sind zwar nie überragend, erreichen aber immer ordentliche Werte. Die Farben sind – passend zur Stimmung – oft ziemlich warm oder auch manchmal eher kühl ausgefallen, wirken aber immer noch natürlich. Bei Kontrasten und Schwarzwert gibt es keine erkennbaren Probleme. Manchmal ist ein leichtes Rauschen zu sehen. Wirkliche Bildfehler gibt es aber nicht.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind verlustfrei und geben den eher ruhigen Film problemlos wieder. Die Dialoge klingen natürlich und kommen immer gut verständlich aus dem Center. Wenn James singt, wird das sauber auf die Boxen verteilt. Auch beim Score und den Hintergrundgeräuschen gibt es zumindest manchmal etwas räumliche Aktivität. Große Effekte sind hier nicht zu finden. Diese dürfte aber wohl auch fast niemand erwartet haben.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein ausführliches und interessantes Hinter den Kulissen-Featurette (33 Minuten), eine Reihe an ebenfalls sehr ausführlichen Interviews (74 Minuten), eine B-Roll (13 Minuten) und ein paar Trailer bieten einen ordentlichen Mehrwert zum Film.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Concorde Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | A Street Cat Named Bob |
Regie: | Roger Spottiswoode |
Darsteller: | Luke Treadaway, Ruta Gedmintas, Joanne Froggatt |
Genre: | Drama, Komödie |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2016 |
Verleih: | Concorde Home Entertainment |
Länge: | 103 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Concorde Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 18.05.2017
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