Review: Das Löwenmädchen (Kino)

Das Hauptplakat von "Das Löwenmädchen" (© NFP)

Das Hauptplakat von “Das Löwenmädchen” (© NFP)

Inhalt: Im Winter des Jahres 1912 kommt in einer norwegischen Kleinstadt die kleine Eva zur Welt. Da die Mutter bei der Geburt stirbt, muss sich der Vater, Stationsmeister Gustav Arctander (Rolf Lassgård), alleine um das Baby kümmern. Doch Eva ist nicht wie die anderen Kinder: Sie hat am ganzen Körper lange, rotblonde Haare. Um so einigermaßen mit der Situation klarzukommen, stellt Gustav die lebenslustige Hannah (Kjersti Tveteras) als Kindermädchen ein. Einige Jahre später hat sich Eva (Aurora Lindseth Løkka) zu einem intelligenten, aufgeweckten Mädchen entwickelt, das aber vom Vater kategorisch vor der Außenwelt versteckt wird. Erst im Teenie-Alter (jetzt: Mathilde Thomine Storm) wagt sie sich, gegen den Druck der Mitmenschen und den Zorn und Scham ihres Vaters, am Leben teilzunehmen. Während sie ihren Platz in der Welt sucht, lernt sie viele interessante Menschen kennen.

 

Kritik: Der Roman „Das Löwenmädchen“ von Erik Fosnes Hansen gehörte zu einer der größten norwegischen Bestseller-Sensationen in vielen Jahren. Auch international avancierte das Buch zum Erfolg. Da dauert es meistens nicht lange, bis eine Verfilmung folgt. Doch hier mussten die Fans fast ein Jahrzehnt warten, da die Geschichte vielerorts als unverfilmbar eingeordnet wurde. Jetzt hat sich Regisseurin Vibeke Idsøe daran gewagt, den Stoff auf die Leinwand zu bringen. In vielen Aspekten ist die Adaption tatsächlich gelungen. Gerade das Make Up der Titelheldin ist größtenteils wirklich beeindruckend. Einen kleinen Abstrich muss man diesbezüglich am Anfang machen, wo ein missglücktes CGI-Baby auf unbeabsichtigte Art verstört. Davon abgesehen punktet der Film mit einer allgemein wirklich schönen Ausstattung und Gestaltung.

Die tragische Geschichte der optisch mehr als auffälligen Protagonistin eignet sich natürlich bestens für große Emotionen, die hier keinesfalls zu kurz kommen. Leider geht der lakonische Witz abhanden, der eine der Stärken des Romans gewesen ist. Dazu kommt, dass die Inszenierung von Idsøe ausgesprochen konventionell ausgefallen ist. Ein zunächst gemächliches Erzähltempo gepaart mit mehr Klischees als Überraschungen sorgen dafür, dass „Das Löwenmädchen“ im Verlauf doch ziemlich zäh wird. Gegen Ende dürften viele Zuschauer den Eindruck bekommen, dass die Macher noch möglichst viele Handlungselemente in der Geschichte unterbringen wollten, nachdem sie sich zunächst sehr viel Zeit für den Aufbau genommen hatten.

Eva verbringt viel Zeit mit Büchern (© NFP)

Eva verbringt viel Zeit mit Büchern (© NFP)

Dabei liefern die drei Darstellerinnen, die sich die Rolle der Eva teilen, durch engagierte Leistungen. Ein großes Lob verdient sich Rolf Lassgård, der als strenger, überforderter Vater einen wirklich starken Auftritt hat. Dazu kommen noch einige namhafte Darsteller, die mit kleinen Rollen vertreten sind. Ken Duken („Treppe aufwärts“) hat als ebenfalls verunstalteter Andrej, der Eva eine neue Art des Lebens aufzeigt, sogar einen recht eindringlichen Part. Burghart Klaußner („Elser“) spielt einen Showmaster, der für eine gewisse Zeit eine wichtige Rolle im Leben des „Löwenmädchens“ hat. Auch Hollywood-Star Connie Nielsen („Wonder Woman“) hat es sich nicht nehmen lassen, für ein paar Minuten im Film aufzutreten.

Die mit Spannung erwartete Romanverfilmung von „Das Löwenmädchen“ dürfte am Ende weder Optimisten noch Pessimisten so wirklich bestätigen. Toll ausgestattet, überzeugend gespielt und mit einigen wirklich packenden Moment zeigt der Film in seinen besten Phasen, wie viel Potenzial und Qualität in der Geschichte gesteckt hat. Doch leider ist der Film bei weitem nicht so einfallsreich und ungewöhnlich wie seine Hauptfigur. So bleibt die Geschichte auf ziemlich ausgetretenen Pfaden und lässt einige Chancen verstreichen, einen mehr als mittelmäßigen Gesamteindruck zu hinterlassen.

3 von 5 Punkten


Quelle: NFP, YouTube

Das Löwenmädchen

Originaltitel:Løvekvinnen
Regie:Vibeke Idsøe
Darsteller:Rolf Lassgård, Ken Duken, Burghart Klaußner, Connie Nielsen
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:Deutschland, Norwegen, Schweden, 2017
Verleih:NFP
Länge: 118 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 14.09.2017
Homepage: Das Löwenmädchen

Mehr Informationen gibt es auf der Seite von NFP

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 14.09.2017
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