Inhalt: Vor Jahren hatte sich Jean (Pio Marmaï) mit seinem Vater zerstritten und hat sein Elternhaus, ein großes Weingut im Burgund, verlassen. Mit inzwischen 30 Jahren kehrt er in die Heimat zurück, als sein Vater im Sterben liegt. Nach ewigen Zeiten sieht er seine Geschwister Juliette (Ana Girardot, „The Returned“) und Jérémie (François Civil, „Made in France – Im Namen des Terrors“) wieder, denen er in der schweren Zeit helfen will. Die beiden hatten sich in den letzten Jahren um das Gut gekümmert und sind wenig begeistert, ihren Bruder kurz vor dem Eintritt des Erbfalls wiederzusehen. Als der Ernstfall eintritt, müssen sich die Geschwister zusammenraufen. Es gilt, die hohen Erbschaftssteuern irgendwie zu tilgen. Darüber hinaus hat Jean, der sich ein Leben in Australien aufgebaut hat, wenig Interesse, als Anteilseigner in Frankreich gebunden zu sein. So muss sich das Trio entscheiden, wie viele Opfer sie bringen möchten, um eine Familientradition am Leben zu erhalten.
Kritik: Seit einem Vierteljahrhundert steht Cédric Klapisch hinter der Kamera. In dieser Zeit dürfte er wohl selten einen Film gemacht haben, der sich so sehr vor der Landschaft seines Heimatlandes Frankreich verneigt. Wer an die Region Burgund denkt, wird wohl schnell gedanklich bei den endlosen Feldern voller Weinreben und natürlich dem daraus entstehenden Produkt sein. Tatsächlich ist der Wein im Prinzip ein eigener Charakter im Film, der von den anderen Figuren mit Hingabe umsorgt wird. In den Phasen, in denen sich „Der Wein und der Wind“ voll um sein Produkt dreht, ist der Film am besten. Dieser charmant erzählte Blick hinter die Kulissen ist ebenso wunderschön anzusehen, wie er inhaltlich interessant ist. Klapisch versteht es, die Umgegend in Szene zu setzen und dürfte bei einigen Zuschauern für garantiertes Fernweh sorgen.
Da ist es fast schon bedauerlich, dass die Familiengeschichte das Geschehen ein wenig ausbremst. Der souverän erzählte „Verlorener Sohn kehrt heim“-Plot ist absolut befriedigend, geht aber nie irgendein Risiko ein. So gerät der schick inszenierte Film mehr als ein Mal in den Plätscher-Modus. Auch die dramatischen Nebenschauplätze, die rund um die drei Geschwister eröffnet werden, sind äußerst konventionell gehalten und entwickeln sich erwartet. Im Zentrum stehen drei wirklich interessante Darsteller, die wohl ziemlich sicher ihre Karriere im französischen Kino machen dürften. Pio Marmaï gibt den heimatlosen Weltenbummler, der dringend nach Halt und Stabilität sucht. François Civil spielt einen jungen Vater, der nach dem Selbstvertrauen lechzt, sich gegen den herrischen Schwiegervater zur Wehr zu setzen. Ana Girardot ist als leidenschaftliche Weinexpertin, die voll in die Fußstapfen ihres Vaters tritt, zu sehen. Die Protagonisten liefern glaubwürdige und sympathische Auftritte. Auch ihre Nebendarsteller fallen nicht ab.
Trotz all seinen Qualitäten ist „Der Wein und der Wind“ ein bisschen mehr Schein als Sein. Ein toller Look, gute Darsteller und das interessant genutzte Setting in der Weinbauern-Szenen sorgen in jedem Fall dafür, dass hier ein gelungener Film entstanden ist. Leider verhindert das bieder ausgefallene Familiendrama, das sich zwischen den positiven Punkten abspielt, dass die Geschichte ihr komplettes Potenzial entfalten kann.
Der Film ist ab dem 14.12.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die zauberhaften Bilder des Films wurden überzeugend auf die Blu-ray gebracht. Schärfe und Detaildarstellung sind bei den hell beleuchteten Momenten exzellent, liefern aber auch noch bei den dunklen Szenen solide Ergebnisse. Die Farbpalette ist vielseitig und wirkt natürlich. Kontraste und Schwarzwert wurden gut eingestellt und verursachen keine nennenswerten Probleme. Dazu sind die Aufnahmen meistens sauber und ruhig.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der französische DTS-HD MA 5.1-Ton bieten das erwartet unspektakuläre, aber dennoch zufriedenstellende Ergebnis. Der große Teil der Abmischung spielt sich bei dem Dialogfilm im Frontbereich ab. Die Gespräche sind aber immer gut priorisiert und klar verständlich. Es gibt ein wenig Aktivität auf den äußeren Boxen, wenn der Regen auf die Felder der Protagonisten prasselt, oder ausschweifende Partys gefeiert werden. Diese hätte aber noch ein wenig kräftiger ausfallen dürfen. Auch die Musik sorgt für ein wenig Räumlichkeit.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Interviews mit Ana Giradot (11 Minuten) und Cédric Klapisch (13 Minuten), ein paar geschnittene Szenen (58 Minuten), die Featurettes „Die Idee zum Film“, „Die Dreharbeiten“ und „Der Wein“ (insgesamt 19 Minuten), das Musikvideo “Ce qui nous lie est là” von Camélia Jordana (5 Minuten), ein Outtake-Clip (7 Minuten) und einige Trailer komplettieren die Blu-ray.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: StudioCanal, Leinwandreporter TV, YouTube
Der Wein und der Wind
Originaltitel: | Ce qui nous lie |
Regie: | Cédric Klapisch |
Darsteller: | Pio Marmaï, Ana Girardot, François Civil |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2017 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 113 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 11.12.2017
Review: Der Wein und der Wind (Blu-ray)