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Review: Doctor Foster – Staffel 1 (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover der ersten Staffel “Doctor Foster” (© Polyband)

Inhalt: Eigentlich führt Gemma Foster (Suranne Jones) ein Leben wie aus dem Bilderbuch. Sie ist eine erfolgreiche und beliebte Ärztin, die in ihrem Dorf ein gutes Ansehen genießt, ist seit 14 Jahren glücklich mit dem charmanten Architekten Simon (Bertie Carvel, „Babylon“) verheiratet und hat mit ihm einen intelligenten, gut erzogenen Sohn (Tom Foster). Doch diese Welt gerät völlig aus den Fugen, als sie ein langes blondes Haar in einem Schal von Simon findet. Da es für sie keine andere Erklärung gibt, ist sie sich sicher, dass ihr Mann eine Affäre hat. Doch ihr ist auch klar: Findet sie heraus, was sie befürchtet, ist nicht nur ihre Ehe in Gefahr, da immer mehr an dem Verhalten von Simon hängt. So will sie natürlich ihre Karriere fortführen und ihren Sohn nicht aus seinem Umfeld reißen. Auch Freunde und Kollegen könnten massiv in Mitleidenschaft gezogen werden. Während Gemma probiert, ihre Optionen rational abzuwägen, kocht ihr Wut immer weiter hoch.

 

Kritik: Schon 2015 feierte diese Drama-Serie von Autor Mike Bartlett in England ihr Debüt. Die Rezeption des Fünfteilers war so gut gewesen, dass (laut imdb) für dieses Jahr eine Fortsetzung geplant ist. Wie so einige Filme und Serien, zieht „Doctor Foster“ seine Stärke daraus, ein Kleinstadtleben in seine Einzelteile zu zerlegen. Allerdings wirkt hier auf den ersten Blick das Hauptmotiv fast schon alltäglich. Es sind weder Serienmorde noch übersinnliche Ereignisse, die hier für Chaos sorgen. Ein untreuer Ehemann zerstört die sorgsam aufgebaute Existenz. Die Serie nimmt sich fast schon so viel Zeit beim Aufbau des Szenarios, dass es für den Zuschauer quälend wird. Dabei besticht das Drehbuch aber mit genug Qualität, um das Geschehen dadurch nie langweilig, sondern nur noch intensiver werden zu lassen. Schon bald dürfte sich jeder dabei erwischen, mit der Protagonistin mitzufühlen: Wer ist es gewesen? Was weiß die selbstgerechte Arbeitskollegin? Wie reagiert Gemma jetzt?

Die scheinbar perfekte Ehe von Gemma und Simon kriselt gewaltig (© Polyband)

Auf diese Art gelingt es Bartlett, eine Geschichte zu erzählen, die sich bis zum Finale kontinuierlich steigert. Nachdem „Doctor Foster“ zu Beginn (bewusst) noch etwas plätschernd daher kommt, verwandelt sich das Szenario immer mehr zu einem handfesten Thriller, der in einer großartigen Abschluss-Episode gipfelt. Bei all der sichtbaren Klasse des Skripts wäre diese Charakter-basierte Geschichte wohl niemals zu dem Endergebnis gekommen, wenn die Besetzung nicht gesessen hätte. Suranne Jones dürfte in Deutschland wohl nur aufmerksamen Zuschauern britischer TV-Produktionen bekannt sein.

Wie sie hier die etwas arrogante und erfolgsverwöhnte, dabei aber liebevolle Ärztin und Mutter spielt, der immer mehr das eigene Leben entgleitet, ist herausragend. Sie schafft es, jede Nuance dieser schwierigen Figur interessant und glaubwürdig zu verkörpern, was auch ein Grund dafür ist, dass sich wohl kaum ein Zuschauer dem Bann der Serie entziehen kann. Vollkommen verdient wurde ihre Leistung 2016 mit dem BAFTA-TV-Award als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet. Bertie Carvel gelingt es, als Simon Foster den glaubwürdig tollen Ehemann und Vater zu spielen, dabei aber immer genau so zwielichtig zu erscheinen, dass wohl jeder an ihm zweifeln könnte. Eine weiteres Sonderlob verdient sich Shootingstar Jodie Comer („Thirteen – Ein gestohlenes Leben“), die hier als rebellische Tochter von Freunden ins Blickfeld von Gemma gerät. Sie verleiht der Figur schnell ihre eigene Note und deutet mehr als nur an, wozu sie im Stande ist.

„Doctor Foster“ zeigt, dass es nicht immer eine außergewöhnliche Grundgeschichte braucht, um tolles Fernsehen zu machen. Gerade mit dem eher bedächtigen Tempo zu Beginn gehen die Macher dazu ein ziemliches Risiko ein, was sich am Ende aber auszahlt. Wer sich auf die Erzählweise einlässt, bekommt eine Mini-Serie geboten, die auch dank der hervorragenden Schauspieler immer mehr packt, einen ziemlich nahtlosen Genre-Wechsel vollzieht und spätestens zum Finale die Geduld des Zuschauers mit Zinsen zurückzahlt.

Auch die Nachbarn erscheinen für Gemma bald in einem anderen Licht (© Polyband)

Die Box ist ab dem 31.03.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4,5 von 5 Punkten

 

Bild: Optisch gibt es an der Blu-ray kaum etwas auszusetzen. Schärfe und Detaildarstellung sind zwar nicht immer perfekt, erreichen aber konstant gute Werte. Die Farben sind satt und wirken immer natürlich. Auch Kontraste und Schwarzwert zeigen keine nennenswerten Schwächen. Bei dunklen Sequenzen ist ein leichtes Rauschen erkennbar. Ansonsten ist das Bild der Serie angenehm ruhig und sauber.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD 5.1-Ton sind sicherlich keine Effektgewitter, bleiben aber komplett verlustlos. Ganz klar im Mittelpunkt stehen die Dialoge, die ohne Makel über den Center wiedergegeben werden. Der gelungene Score wird ebenso räumlich präsentiert wie einige Hintergrundgeräusche (z.B. das Pfeifen des Windes, Rauschen des Wassers). Natürlich bleibt die Akustik der Serie eher frontlastig, was aber schon thematisch nicht anders zu erwarten war.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Eine Trailershow ist der einzige Bonus der Box.

1 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Polyband, YouTube

Doctor Foster - Staffel 1

Originaltitel:Doctor Foster - Season 1
Regisseur:Mike Bartlett
Darsteller:Suranne Jones, Bertie Carvel, Jodie Comer, Victoria Hamilton
Genre:Drama-/Thriller-Serie
Produktionsland/-jahr:UK, 2015
Verleih:Polyband
Länge:5 x 58 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 01.04.2017
Review: Doctor Foster – Season 1 (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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