Inhalt: In den frühen 80er-Jahren tut die ambitionierte Schauspielerin Ruth (Alison Brie, „Search Party – Der abgefahrendste Roadtrip aller Zeiten“) alles dafür, sich in Hollywood einen Namen zu machen. Ihr größter Wunsch ist es, an der Entwicklung in von bedeutsameren Frauenfiguren teilzuhaben. Obwohl sie talentiert, smart und witzig ist, beschränken sich ihre schauspielerischen Einsätze zumeist auf Shakespeare-Interpretationen vor einer Hand voll Zuschauer. Ihre beste Freundin Debbie (Betty Gilpin, „American Gods“) hat zwar eine regelmäßige Rolle in einer Daily Soap, ist damit aber auch unglücklich. Als Ruth Alison dann aufs Übelste hintergeht, zerstört sie die einzige funktionierende Beziehung in ihrem Leben. Vollkommen am Boden, lässt sie sich darauf ein, bei einem mehr als fragwürdigen Casting teilzunehmen. Der Inhalt wird ihr erst vor Ort klar: Der heruntergekommene B-Movie-Regisseur Sam Sylvia (Marc Maron) möchte eine Frauen-Wrestling-Show drehen. Auch mangels wirklich Alternativen bleibt Ruth dabei und sichert sich tatsächlich die Hauptrolle als Antagonistin. Kurz darauf wird dann die Heldin besetzt. Ausgerechnet Debbie soll das Aushängeschild des neuen Formates werden. Zwischen privatem Chaos, einer komplett improvisierten Produktion und der Hoffnung auf eine echte Karriere versucht Ruth, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken.
Kritik: Wer noch originellen Themen sucht, wird bei „GLOW“ wohl sehr schnell hellhörig werden: Ja, Netflix veröffentlicht eine halb-fiktive Comedy-Serie über Frauen-Wrestling in den 80ern. Unter der Schirmherrschaft von Liz Flahive, die unter anderem schon an den Hits „Nurse Jackie“ und „Homeland“ mitgewirkt hat, entstand diese Serie. „Orange Is The New Black“-Showrunnerin Jenji Kohan ist hier als Produzentin beteiligt. Tatsächlich dürften hier einige Fans der preisgekrönten Gefängnis-Serie schnell fündig werden, da sich die Serien gerade bezüglich Erzählton und Figurenzeichnung relativ ähnlich sind. Dennoch ist „GLOW“ eine ganz eigene Sache. Die grundsätzlich positive Geschichte nimmt sich immer ihre ernsthaften und stellenweise bedrückenden Momente. Allein dadurch wirkt das ziemlich schräge Treiben schon nahbar und glaubwürdiger. Die hervorragende Ausstattung und Musik sorgen in jedem Fall dafür, dass sich während der gesamten zehn Episoden ein ziemlich nostalgisches Gefühl einstellt.
Bei all den Kuriositäten, die sich hier ereignen, lebt die Geschichte aber zentral von ihren starken Figuren. Alison Brie, die mit ihrer jahrelangen Mitwirkung an den Erfolgsformaten „Mad Men“ und „Community“ längst eine feste Größe in der Serienwelt ist, dürften die meisten aufgrund ihrer zierlichen Gestalt kaum mit Wrestling in Verbindung bringen. Gerade das könnte einer der Gründe sein, warum sie hier eine ihrer besten Karriereleistungen abliefert. Als begabte, aber erfolglose Ruth ist sie urkomisch, charmant, fehlerbehaftet, aber liebenswert und schafft es sogar, die sportlichen Herausforderungen der Serie glaubhaft zu meistern. Für Zuschauer der Originalfassung hält Brie außerdem ein ganzes Arsenal an unterhaltsamen Akzenten bereit. Sie ergänzt sich wunderbar mit Betty Gilpin, die als etwas steife beste Freundin nur sehr zähneknirschend mit Ruth zusammenarbeitet. Gerade wenn die beiden dann in ihren überzeichneten Wrestling-Alter Egos agieren müssen, macht das Geschehen sehr viel Spaß. Komiker Marc Maron ist als (seiner Meinung nach) verkannter Regisseur Sam Sylvia ein weiteres Highlight der Serie. Er ist zynisch, knorrig und sexistisch, bringt das aber auf eine Art rüber, die schon wieder sympathisch ist. Viele dürften überrascht sein, Popstar Kate Nash hier in einer tragenden Rolle zu sehen. Tatsächlich ist sie als (Möchtegern-)Wrestlerin Rhonda ausgesprochen amüsant und reiht sich so mehr als zufriedenstellend in die starke Besetzung ein.
Es hat ganz den Anschein, als ob Netflix hier wieder einen Hit an der Hand hat: Einfalls- und abwechslungsreich, schräg und dennoch sympathisch sowie menschlich glaubhaft und mit einer Fülle von gelungenen Figuren, die von starken Darstellern verkörpert werden, macht diese erste Staffel von „GLOW“ einfach so viel richtig, dass auch kleine Durchhänger dem großen Vergnügen keinen Abbruch tun.
Die erste Staffel der Serie ist ab dem 23.06.2017 im Programm von Netflix zu sehen.
4 von 5 Punkten
Quelle: Netflix, YouTube
Originaltitel: | GLOW - Season 1 |
Showrunner: | Liz Flahive |
Darsteller: | Ellen Wong, Britt Baron, Alison Brie |
Genre: | Dramedy-Serie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | Netflix |
Länge: | 10 x 30 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 19.06.2017
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