Inhalt: Im England des 19. Jahrhunderts wächst der neun Jahre alte Waisenjunge Pip (Oscar Kennedy) bei seiner großen Schwester (Claire Rushbrook) und ihrem Mann Joe (Shaun Dooley, „Die Frau in Schwarz“) unter einfachsten Verhältnissen auf. Alles ändert sich, als sein Onkel Pumblechook (Mark Addy, „Yorkshire Killer“) zu Besuch kommt, um ihn mit zu der exzentrischen Miss Havisham (Gillian Anderson, „American Gods“) zu nehmen, die gemeinsam mit ihrer Ziehtochter Estella (Izzy Meikle-Smal, „Snow White and the Huntsman“) in einem gigantischen Anwesen lebt. In den folgenden Monaten kommt Pip regelmäßig zu Besuch, doch eines Tages bricht der Kontakt ab.
Viele Jahre später träumt Pip (jetzt: Douglas Booth, „Stolz und Vorurteil & Zombies“) immer noch davon, Estella (jetzt: Vanessa Kirby, „Kill Command – Die Zukunft ist unbesiegbar“) für sich zu gewinnen. Er sieht seine Chance gekommen, als er von einem anonymen Spender eine Ausbildung und Erziehung in den feinsten Kreisen Londons spendiert bekommt. Tatsächlich beginnt er in London ein neues Leben, löst damit aber eine Kette von Ereignissen aus, die nicht nur auf ihn Einfluss haben.
Kritik: Charles Dickens gehört ohne Frage zu den prominentesten britischen Autoren des 19. Jahrhunderts (wenn nicht aller Zeiten). Er schrieb zahllose Klassiker , die bis heute regelmäßig verfilmt werden. Dabei gehört „Große Erwartungen“ zu den am häufigsten adaptierten Geschichten. Im Jahr 2011 veröffentlichte die BBC diesen Dreiteiler, der von Serien-Experte Brian Kirk („Game of Thrones“) inszeniert wurde. Optisch ist diese Version der Geschichte erstklassig, was auch ihren Ausdruck in gleich vier Emmy-Awards (u.a. für den deutschen Kameramann Florian Hoffmeister) gefunden hat. Inhaltlich gibt es hochwertige, aber natürlich größtenteils sehr bekannte Kost. Zu Beginn legt die Serie recht temporeich und spannend los, wenn der junge Pip sein Aufeinandertreffen mit dem Sträfling Abel (Ray Winstone, „The Crime“) hat. Auch die ersten Szenen in den Gemäuern von Miss Havisham sind relativ kurzweilig.
Es gelingt leider nicht, die Erzählung dauerhaft so unterhaltsam zu belassen. Spätestens wenn Pip erwachsen ist, entwickelt sich immer mehr ein schick ausgestattetes, aber äußerst konventionelles Kostümdrama, was mangels großer Neuerungen recht zäh wirkt. So plätschert die Geschichte mit einem amourösen Zweikampf zwischen Pip und dem schmierigen Bentley (Tom Burke, „Krieg & Frieden“) um das Herz von Estella, sowie einer dunklen Verschwörung etwas vor sich hin. Dabei bleibt „Große Erwartungen“ zwar immer auf ordentlichem Niveau, schafft es aber nicht, unter den vielen Adaptionen des Stoffes besondere Alleinstellungsmerkmale für sich zu beanspruchen.
Der damals noch recht unbekannte Douglas Booth deutet als naiver, aber sehr ehrgeiziger Pip sein Potenzial an und schafft es, die Geschichte zu tragen. Auch Vanessa Kirby gelingt es, in der Rolle der unnahbaren Estella zu gefallen. Die hervorstechende Performance in der Mini-Serie gehört zweifelsohne Gillian Anderson, die als geisterähnliche Miss Havisham eine mysteriöse und stellenweise fast verstörende Präsenz hat. Ray Winstone spielt als brutaler, aber menschlicher Abel einen Paradepart. Weitere bekannte britische Darsteller wie Tom Burke, Mark Addy und Harry Lloyd („Operation Anthropoid“) ergänzen den beachtlichen Cast.
Es ist wohl hauptsächlich den Fans von großen Kostümdramen und von Charles Dickens vorbehalten, wirkliche Begeisterung für eine Neuauflage von „Große Erwartungen – Great Expectations“ aufzubringen. Sicherlich kann dieser Ansatz mit fantastischer Ausstattung und wundervollen Bildern punkten. Dennoch bleibt das Geschehen zu zäh und konventionell, um nachhaltig große Eindrücke zu hinterlassen.
Die Box ist ab dem 25.08.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die Mini-Serie kommt in einem eigenwilligen, aber zufriedenstellenden Look. Schärfe und Detaildarstellung sind bei Close Up-Aufnahmen absolut erstklassig, lassen aber bei den anderen Bildern – allein schon wegen der oft nebligen Landschaften – nach. Die Serie arbeitet viel mit Blau- und Grau-Tönen. Wenn es gewollt ist, wirken die Farben aber immer kräftig und natürlich. Auch Kontraste und Schwarzwert wurden gut eingestellt. Es taucht öfter mal ein leichtes Rauschen auf. Insgesamt ist die Präsentation aber recht sauber und ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Die deutsche Tonspur liegt in DTS-HD 5.1 vor. Die Fans der Originalfassung müssen sich mit einer DTS-HD 2.0-Tonspur begnügen. Die qualitativen Unterschiede sind marginal, da der Sound nicht wirklich auf Surround-Effekte ausgelegt ist. Hier und da gibt es in der deutschen Fassung ein wenig räumliche Aktivität durch Hintergrundgeräusche und den Score. Ansonsten bieten beide Fassungen eine saubere Dialogwiedergabe und auch ansonsten eine unspektakuläre, aber ziemlich homogene Abmischung.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Mit Ausnahme von ein paar Trailern gibt es kein Bonusmaterial auf der Blu-ray.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Originaltitel: | Great Expectations |
Regie: | Brian Kirk |
Darsteller: | Douglas Booth, Gillian Anderson, Ray Winstone, David Suchet |
Genre: | Mini-Serie, Historiendrama |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2011 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 3 x 60 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen gibt es auf der Seite von Polyband
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 30.08.2017
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