Review: Nirgendwo (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "Nirgendwo" (© Polyband)

Das Blu-ray-Cover von “Nirgendwo” (© Polyband)

Inhalt: Nach seinem Abitur konnte es Danny (Ludwig Trepte, „Deutschland 83“) nicht schnell genug gehen, sein Heimatdorf verlassen. Seit einigen Jahren studiert er inzwischen BWL, was für ihn aber auch nur mangels echter Alternativen funktioniert. Als er eines Tages einen Anruf aus der Heimat bekommt, erfährt er, dass sein entfremdeter Vater gestorben ist. Nur auf Nachdruck entschließt er sich, wieder nach Hause zu kommen. Bei seiner Rückkehr muss er zu seiner Überraschung feststellen, wie heimisch er sich bald wieder fühlt. Mit seiner schwangeren Schwester Kirsten (Amelie Kiefer), seinen Freunden Tom (Ben Münchow, „Boy 7“), Mischa (Jella Haase), Fresi (Frederik Götz) und Rob (Dennis Mojen), sowie seiner Ex-Freundin Susu (Saskia Rosendahl) genießt er die warmen Sommertage. Schnell kochen seine Gefühle für Susu wieder hoch und alte Berufswünsche werden auf einmal wieder aktuell. Ihm wird klar, dass er ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen hat, wenn er irgendwann glücklich sein will. Das Testament seines Vaters macht seine Wahlmöglichkeiten dabei nicht leichter.

 

Kritik: Die Probleme des Erwachsenwerdens wurden schon auf viele verschiedene Arten in Kino und Fernsehen behandelt. Auch Regisseur Matthias Starte hat sich für sein Langfilm-Debüt diese Thematik gewählt und einen durchaus charmanten Ansatz gefunden. Natürlich wird von der ersten Sekunde an klar, dass für seinen Film Zach Braffs virtuose Tragikomödie „Garden State“ Pate gestanden hat. Von der Ausgangssituation, über den Soundtrack, bis hin zu beinahe identischen Kameraeinstellungen sind hier überall Anspielungen zu finden. Natürlich geht Starte ein hohes Risiko ein, den Zuschauer so oft einen derart außergewöhnlichen Film zu erinnern. Es gelingt zwar nie, die Qualität des Idols zu erreichen, dennoch hat „Nirgendwo“ genug Herz und Eigenheiten, um auch so ein schönes, filmisches Erlebnis zu bieten. In warmen, dynamischen Bildern – in denen die Mitwirkung von Red Bull-Sender Servus TV sichtbar wird – taucht das Publikum in die sommerliche Vorstadtwelt ein, in der durchaus glaubhafte, sympathische Charaktere ihren Platz im Leben suchen.

Danny genießt mit seinen Kumpels den Sommer (© Polyband)

Danny genießt mit seinen Kumpels den Sommer (© Polyband)

Auch wenn nicht jeder Moment sitzt und manche Metapher (Stichwort Globus-Sammlung) über das Ziel hinausschießt, gelingt es dem Film doch ziemlich gut, die Stimmung seiner Generation einzufangen. Mal verträumt und romantisch, mal amüsant und stellenweise auch richtig bitter entwickelt sich „Nirgendwo“ bis zu seinem von überbordender Bildsprache bestimmtem Finale. Selbst wenn die Tonwechsel stellenweise schon ziemlich abrupt erscheinen, läuft der Film niemals Gefahr, sein Publikum auf dem Weg zu verlieren. Ein guter Teil des Verdienstes gebührt da natürlich auch den Hauptdarstellern. Gerade der vielseitige Ludwig Trepte als zorniger BWL-Student Danny, der erst einmal in die Vergangenheit reisen muss, um seine Zukunft zu finden, liefert eine wirklich starke Performance. Ähnlich überzeugend ist Saskia Rosendahl, die als herzliche (Ex-)Freundin Susu Danny zu ihrem Glück zwingen muss. Rosendahl ist in dem Film klarsichtig, unsicher, verführerisch und zurückhaltend, was eine erstaunlich faszinierende Mischung ist. Auch bei den Co-Stars, von denen „Fack Ju Göhte“-Star Jella Haase wohl der bekannteste Name sein dürfte, gibt es keine Leistung, die merklich abfallen würde.

Wer sich jetzt wirklich darüber ärgern möchte, dass sich Matthias Starte bei einem Vorbild bedient hat, soll das machen. Der würde die Qualitäten einer zwar nicht fehlerlosen, aber dennoch ziemlich treffenden und atmosphärischen Generationen-Studie verpassen. In jedem Fall kündigt sich mit „Nirgendwo“ ein junger Regisseur an, den wir wohl noch häufiger auf der deutschen Kinolandschaft erleben werden.

Schon bald wird es bei Danny und Ex-Freundin Susu wieder ernst (© Polyband)

Schon bald wird es bei Danny und Ex-Freundin Susu wieder ernst (© Polyband)

Der Film ist ab dem 31.03.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Der Film kommt in einem warmen, ziemlich klaren Look. Schärfe und Detaildarstellung erreichen durchgängig ziemlich gute Werte, ohne dabei sonderlich hervorstechend zu sein. Der Film alterniert gerne zwischen sehr kühlen Blau- und kräftigen Gelbtönen. Dennoch sehen die Farben zumeist ziemlich natürlich aus. Kontraste und Schwarzwert wurden sauber eingestellt. Wirklich auffällige Unruhen sind nur selten wahrnehmbar.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton überzeugt zu großen Teilen. Die stimmungsvolle Filmmusik und auch die Geräuschkulisse während der Partys bindet alle Boxen schön ein. Allerdings sind die Dialoge manchmal etwas schwachbrüstig. Hier muss doch ab und zu ein wenig am Regler nachjustiert werden, wenn nichts untergehen soll. Dennoch ist die Präsentation immer noch überdurchschnittlich.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Eine Hörfilm-Fassung, ein Audiokommentar, Interviews mit Kino + und Rocketbeans TV (63 Minuten), Crew-Videos (11 Minuten), ein Outtake-Video (4 Minuten), einige entfernte Szenen (5 Minuten), das Musikvideo „Deep Deep Blue“ von Jonah (3 Minuten) und einige Trailer ergänzen die Blu-ray.

4 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 29.09.2023 im Programm von Netflix zu sehen.


Quelle: Polyband, YouTube

Nirgendwo

Originaltitel:Nirgendwo
Regie:Matthias Starte
Darsteller:Ludwig Trepte, Jella Haase, Saskia Rosendahl
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2016
Verleih:Polyband
Länge:104 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 29.09.2023
Review: Nirgendwo (Blu-ray)

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