Review: Paris kann warten (Kino)

Das Plakat von "Paris kann warten" (©Tobis Film)

Das Plakat von “Paris kann warten” (©Tobis Film)

Inhalt: Anne (Diane Lane, „Man of Steel“) hatte sich sehr darauf gefreut, mit ihrem Mann, dem populären Filmproduzenten Michael (Alec Baldwin, „Mission: Impossible – Rogue Nation“), Zeit in Europa zu verbringen. Während des Festivals in Cannes glänzte er aber meistens durch Abwesenheit und die wenigen gemeinsamen Stunden wurden durch Telefonate unterbrochen. Als Michael dann noch spontan zu einem Geschäftstermin nach Budapest muss und Anne wegen einer Ohrenentzündung nicht fliegen darf, bekommt sie ihren Urlaub auf andere Weise. Michaels Geschäftspartner Jacques (Arnaud Viard) bietet an, sie in seinem Auto mit nach Paris zu nehmen, das nach Budapest das nächste Reiseziel wäre. So macht sich Anne auf einen Weg, der eigentlich nur wenige Stunden dauern müsste. Doch Lebemann Jacques hat gar nicht vor, sich zu beeilen. Viel mehr führt er seine Begleiterin in die kulinarische und kulturelle Welt Frankreichs ein. Zwischen gutem Wein, besseren Essen und schönen Sehenswürdigkeiten findet die Amerikanerin am anderen Ende der Welt die lang ersehnte Entspannung.

 

Kritik: Im letzten halben Jahrhundert gehörte der Name Coppola fest zu Hollywood. Francis Ford Coppola schuf mit den „Der Pate“-Teilen eine der bekanntesten Filmreihen der Geschichte und prägte Hollywood. Seine Tochter Sofia wurde gerade für ihren neuen Film „Die Verführten“ in Cannes mit dem Regie-Preis ausgezeichnet. Auch seine Enkeltochter Gia ist mit dem Jugenddrama „Palo Alto“ unter die Regisseure gegangen. Dazu sind Nicolas Cage und Jason Schwartzman Neffen der Familie. Fast ein wenig außen vor blieb da Eleanor Coppola, die seit 1963 mit Francis Ford verheiratet ist. 1991 gelang ihr die preisgekrönte Dokumentation „Heart of Darkness“, die hinter die Kulissen von „Apocalypse Now“ blickt. Daneben drehte sie weitere Making ofs zu den Filmen ihres Ehemanns. Sie wartete bis zum stolzen Alter von 80 Jahren, um ihren ersten eigenen Spielfilm zu drehen.

Das Endergebnis ist leider nicht besonders spektakulär. Zu Beginn macht „Paris kann warten“ noch Hoffnung. Vor malerischer Kulisse sieht der Zuschauer eine eher lieblose Ehe, die Anne dann für eine gewisse Zeit hinter sich lassen kann. Mit dem furchterregend charmanten Jacques erkundet sie die Natur und lernt danach die Schönheit französischer Verköstigung kennen. Diese Phasen strahlen das so berühmte „joie de vivre“ aus und lassen den Zuschauer ein wenig in Fernweh versinken. Wer sich dann bald fragt, was auf dem Trip noch alles folgen mag, bekommt eine ziemlich ernüchternde Antwort: Das Gleiche in vielfacher Ausführung. Immer wieder pausieren die beiden, um sich noch ein Museum zu begucken, oder (noch beliebter) weil Jacques Anne unbedingt das „beste Restaurant der Stadt“ zeigen möchte. Dann werden in schicken Hochglanzbildern teure Weine, erlesene Käsesorten und Nobel-Gerichte abgefilmt, während sich die beiden Protagonisten über Sinn und Unsinn des Lebens unterhalten.

Der Start einer unerwarteten Reise (©Tobis Film)

Der Start einer unerwarteten Reise (©Tobis Film)

Wirklich schwer verdaulich wird so eine Mischung aber erst, wenn die Figuren weder besonders interessant noch besonders sympathisch sind. In dieses Raster fallen Anne und Jacques. Sie ist schlicht eine ziemliche Langweilerin, die auch mangels großer Charakterzüge (abgesehen vom gelegentlichen Zücken einer Digitalkamera) keine besondere Freude am Leben hat. Diane Lane ist auch keine Schauspielerin, die einer solchen Figur danach noch Ecken und Kanten gibt. Jacques ist ein ebenso wortgewandter wie selbstverliebter Wichtigtuer, dessen Gesellschaft wohl für die meisten nach einiger Zeit unerträglich werden würde. Immerhin gelingt es Arnaud Viard, seiner Figur ein wenig Ausstrahlung zu verleihen. Diesen beiden Figuren im Verlauf des Filmes noch tragische Züge zu verleihen, hilft nicht wirklich. Alec Baldwin spielt mit dem Karrieretypen Michael einen Paradepart, den er in seinen paar Minuten im Film auch souverän verkörpert.

Auch wenn es der „Grande Dame“ einer der größten Hollywood-Familien zu gönnen gewesen wäre, ist ihr Regie-Debüt kein guter Film geworden. Viel mehr zeigt sich „Paris kann warten“ als hübsch gefilmter, kulinarischer Reiseführer, dem wirkliche Highlights abgehen und dessen nicht gerade fesselnden Hauptfiguren mit dafür sorgen, dass sich das Geschehen deutlich länger als die tatsächlichen 92 Minuten Spielzeit anfühlt.

2 von 5 Punkten


Quelle: Tobis Film, YouTube

Paris kann warten

Originaltitel:Paris Can Wait
Regie:Eleanor Coppola
Darsteller:Diane Lane, Arnaud Viard, Alec Baldwin
Genre:Komödie, Roadmovie
Produktionsland/-jahr:USA/Frankreich, 2017
Verleih:Tobis Film
Länge: 92 MinutenFSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 13.07.2017
Homepage: Paris kann warten

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 12.07.2017
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