Review: Public Enemy Staffel 1 (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover der ersten Staffel von "Public Enemy" (© Polyband)

Das Blu-ray-Cover der ersten Staffel von “Public Enemy” (© Polyband)

Inhalt: In den frühen 90er-Jahren war Guy Béranger (Angelo Bison) der oberste Staatsfeind in Belgien. Der Kindermörder hielt die Polizei und die Bevölkerung in Atem. Erst nach fünf Morden konnte er geschnappt werden. Über zwanzig Jahre später wird er auf Bewährung aus der Haft entlassen. In dem kleinen Ardennen-Dorf Vielsart hat sich ein Mönchsorden bereit erklärt, Béranger in seinem Kloster aufzunehmen. Natürlich sind die Dorfbewohner wenig begeistert, eine derart traurige Berühmtheit in ihrer Mitte aufzunehmen. Die Polizistin Chloé Muller (Stéphanie Blanchoud), die in ihrer Jugend ein traumatisierendes Erlebnis hatte, wird abgestellt, um den Freigänger zu bewachen. Nur wenige Tage später verschwindet ein kleines Mädchen. Für die meisten ist schnell klar, dass nur Béranger hinter der Tat stecken kann. Chloé und der einheimische Ermittler Michael Charlier (Jean-Jaques Rausin) begeben sich unter Zeitdruck an den Fall. Sie müssen herausfinden, wer hinter der Tat steckt und parallel verhindern, dass die Dorfbewohner die Nerven verlieren und Béranger ein Opfer von Selbstjustiz wird.

Kritik: Lose basierend auf dem echten Fall des belgischen Serienmörders Marc Dutroux entstand im vergangenen Jahr diese Krimi-Drama-Serie, die es zu internationaler Anerkennung brachte. Betreffend der Optik und auch des gemächlichen, aber intensiven Grund-Tons sind Vorbilder wie „The Killing“ und „True Detective“ schnell ausgemacht. Trotz dieser großen Vergleichsmuster erweist sich die eher unbekannte Serienlandschaft Belgiens hier als absolut konkurrenzfähig. Abwechslungsreiche Plots, eine große Zahl gelungener Charaktere und die ohnehin überzeugenden rein handwerklichen Aspekte haben nicht umsonst für den Bekanntheitsgrad von „Public Enemy“ gesorgt. Darüber hinaus traut sich die Serie auch unangenehme Entscheidungen zu.

Chloé beaufsichtigen Béranger (© Polyband)

Chloé beaufsichtigen Béranger (© Polyband)

Trotzdem fehlt das letzte Quäntchen, um von einer gelungenen zu einer sehr guten Produktion überzugehen. Obwohl es den einen oder anderen guten Twist gibt, fühlt sich die Serie immer etwas schematisch an. Handlungselemente, die schon in zahlreichen vergleichbaren Werken abgehandelt worden sind, werden auch hier systematisch abgearbeitet. Als Beispiel wäre da nur die Figur Chloé Muller zu nennen. Die aus einer Jugenderinnerung beschädigte, mental instabile Polizistin, die mit Verbissenheit alles für den Job tut, es aber dabei öfters an der zwischenmenschlichen Komponente hapern lässt, ist eine Art Ermittler-Archetyp in solchen Serien. Trotz einer zufriedenstellenden Performance von Stéphanie Blanchoud wird hier zu viel Zeit für die (allgemein recht irrelevante) Hintergrundgeschichte der Kommissarin aufgebracht.

Wirklich interessant ist der Auftritt von Angelo Bison als Guy Béranger, bei dem es sich hauptsächlich um die Frage dreht, ob jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Sein ruhiges, aber intensives Spiel, das mit stoischer Gelassenheit, aufblitzender Boshaftigkeit und stechenden Blicken daherkommt, lässt den Zuschauer ebenso wie den Dorfbewohner zweifeln, ob sich der Kindermörder wirklich geändert hat. Clément Manuel, der als Mönch Lucas Béranger unter seine Fittiche nimmt, zeigt eine starke Leistung. Leider entscheiden sich die Macher, auch ihm eine finstere Vergangenheit spendieren zu müssen, was den Bogen der Glaubwürdigkeit ein wenig überspannt. Ebenfalls ein Sonderlob verdient sich Philippe Jeusette, der als engagierter Familienvater und Unternehmer Patrick gleich doppelt unter der Ankunft von Béranger zu leiden hat. Jeusette schafft es, dem aufbrausenden und frustrierten Mann so viel Menschlichkeit zu geben, dass diese Figur komplett aufgeht.

Für viele Zuschauer dürfte diese erste Staffel von „Public Enemy“ eine der ersten Berührungen mit einer belgischen Serie sein. Tatsächlich gelingt es, einen weitgehend positiven Eindruck zu hinterlassen. Obwohl ein paar nervige Klischees bedient werden, zeigen diese zehn Episoden atmosphärisch dichte, spannende, nachdenkliche und gut gespielte Unterhaltung, die gerne wieder kommen darf.

Ein Anblick, der den meisten Leuten einen Schauer über den Rücken jagen dürfte (© Polyband)

Ein Anblick, der den meisten Leuten einen Schauer über den Rücken jagen dürfte (© Polyband)

Die Serie ist ab dem 25.08.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Passend zur Thematik erscheint die Serie in einem ziemlich kühlen Ton. Schärfe und Detaildarstellung sind bei den gut beleuchteten Aufnahmen überzeugend, bauen aber in den dunkleren Szenen etwas ab. Auch wenn blaue und graue Töne stellenweise etwas vorherrschen, sehen die Farben immer natürlich aus. Kontraste und Schwarzwert wurden ebenfalls gut eingestellt. Bis auf ein unregelmäßig auftretendes, leichtes Rauschen ist das Bild recht ruhig und sauber.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der französische Ton liegen jeweils mit einer passablen DTS-HD Master 2.0-Spur vor. Natürlich fällt es schon auf, dass die äußeren Boxen nicht mit einbezogen werden. Dennoch sind die Dialoge immer gut zu verstehen. Dazu sind Score und Hintergrundgeräusche gut abgemischt und es kommen ein paar saubere Bässe zum Einsatz. Viel mehr konnte bei den technischen Möglichkeiten nicht erwartet werden.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Ein Making of (21 Minuten) und ein paar Trailer ergänzen die Blu-ray.

2 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Polyband, YouTube

Public Enemy – Staffel 1

Originaltitel:Ennemi public – Season 1
Showrunner:Matthieu France, Gary Seghers
Darsteller:Stéphanie Blanchoud, Angelo Bison, Philippe Jeusette
Genre:Serie, Krimi/Thriller
Produktionsland/-jahr:Belgien, 2016
Verleih:Polyband
Länge:10 x 52 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen gibt es auf der Seite von Polyband

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 03.09.2017
Review: Public Enemy – Season 1 (Blu-ray)

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