Inhalt: Nach Jahren der Trennung sind Ethel (Samantha Morton, „The Last Panthers“) und John Reginald Christie (Tim Roth, „The Hateful 8“) endlich wieder zusammen. In einer Wohnung im Rillington Place 10 wollen sie sich ihre gemeinsame Zukunft aufbauen. Doch obwohl sich Ethel alle Mühe gibt, macht John das Zusammenleben durch mal pedantisches, oft unberechenbares und teilweise sogar gewalttätiges Verhalten sehr schwierig. Zusätzlich hat Ethel das Gefühl, dass John ein dunkles Geheimnis vor ihr verbirgt. Er erscheint ein wenig ruhiger, als das junge Ehepaar Timothy (Nico Mirallegro) und Beryl Evans (Jodie Comer, „Thirteen – Ein gestohlenes Leben“) in die freie Wohnung im gleichen Haus einzieht. Immer wieder stellt er sich als eine Art Mentor für die Mitbewohner zur Verfügung und unterstützt sie bei der Zukunftsplanung. Doch weder Timothy und Beryl noch Ethel erahnen, was John wirklich mit seinem Verhalten bezwecken will. Erst als es zu spät ist, wird den Bewohnern des Rillington Place klar, mit was für einem Monster sie unter einem Dach hausen.
Kritik: John Reginald Christie gehört wohl zu den bekanntesten und gruseligsten Serienmördern, die England im 20. Jahrhundert heimsuchten. Auch wenn das Ausmaß seiner Taten bis heute nicht sicher ist, sollte er ungewollt sein Land nachhaltig verändern So spielten die Ereignisse rund um den Fall Christie eine entscheidende Rolle bei der Abschaffung der Todesstrafe oder bei der Legalisierung von Abtreibungen. Nachdem die schaurige Geschichte unter anderem 1971 in „John Christie, der Frauenwürger von London“ mit Richard Attenborough und John Hurt verfilmt wurde, war es jetzt Zeit für eine Neuauflage. Bei allen drei Episoden dieser Mini-Serie übernahm Craig Viveiros die Regie. Herausgekommen ist eine mit ruhiger Hand erzählte Geschichte, die mit dem Verlauf wahrlich unter die Haut geht.
So sind es zunächst eher kleine Momente, in denen das Verhalten von Christie unangenehm auffällt. Da aber bereits in der Einleitungsszene auf das Schicksal von Evans eingegangen wird, wirken auch diese Sequenzen schon. In bewusst bedrückender Atmosphäre entwickelt sich ein erschreckend realer Albtraum, dessen Ausmaß unvorstellbar ist. Neben der passenden Ausstattung ist die große Trumpfkarte der Serie Tim Roth. Ihm gelingt es, Christie lange Zeit als harmlos wirkenden Unsympathen zu spielen, dessen Monstrosität nur vereinzelt aufflackert. Er ist dabei so subtil boshaft, dass eine Gänsehaut garantiert ist. Aber auch seine Co-Stars zeigen exzellente Vorstellungen.
Samantha Morton als altmodische und unterwürfig-liebevolle Ehefrau zeigt glaubhaft, wie ein Mensch in die Situation von Ethel kommen konnte. Nico Mirallegro empfiehlt sich als Familienvater, der von seiner plötzlichen Verantwortung überfordert ist und dem lauernden John so in die Falle läuft, für weitere Aufgaben. Jodie Comer beweist als schon fast kindlich-naive Beryl, weshalb sie aktuell sehr regelmäßig in hochwertigen britischen TV-Produktionen besetzt wird.
Es passiert schnell, dass das Biopic eines Serienmörders mit zu viel Sensationsgier, oder auch schon zu dokumentarisch erzählt wird. „Rillington Place – Der Böse“ findet hier einen überzeugenden Weg. Kühl und bewusst gemächlich taucht die Serie in die Welt ihrer stark gespielten Charaktere ein und sorgt bei den Leuten, die etwas Geduld mitbringen, dafür, dass sie den Namen John Reginald Christie wohl nie wieder vergessen werden.
Die Mini-Serie ist ab dem 27.10.2017 auf DVD erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Die Mini-Serie kommt in einer bewusst diesigen und dreckigen Optik, die gut zum Erzählton passt, aber natürlich nicht für Begeisterungsstürme sorgt. So sind Schärfe und Detaildarstellung bestenfalls mittelmäßig und fallen stellenweise noch etwas mehr ab. Die Farben sind häufig etwas blass und bestehen häufig aus braunen und grauen Tönen. Allerdings zeigen einige gut beleuchtete Sequenzen, dass die Farbpalette auch kräftig aussehen kann. Kontraste und Schwarzwert sind passabel eingestellt. Es ist meistens ein leichtes Rauschen zu erkennen gewesen. Wirkliche Bildfehler bleiben aber aus.
3 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische Dolby Digital 2.0-Ton genügen den Ansprüchen. Die Dialoge sind immer gut priorisiert und verständlich. Bis auf ein paar Hintergrundgeräusche auf der Straße und im Gerichtssaal passiert sonst nicht viel nennenswertes, was durch eine 5.1-Abmischung einen Mehrwert bekommen hätte.
3 von 5 Punkten
Extras: Ein Behind the Scenes-Featurette (6 Minuten) bleibt der einzige kleine Bonus auf der DVD.
1,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Rillington Place – Der Böse
Originaltitel: | Rillington Place |
Regie: | Craig Viveiros |
Darsteller: | Tim Roth, Samantha Morton, Jodie Comer |
Genre: | Mini-Serie, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2016 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 3 x 53 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Polyband
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 27.10.2017
Review: Rillington Place – Der Böse (DVD)