Inhalt: Enzo Ceccotti (Claudio Santamaria) ist alles andere als ein Gewinner. Den Alltag in seinem kleinen Apartment verbringt er mit dem Konsum von Pornographie und Vanille-Pudding. Seine minimale Lebensgrundlage beschafft er sich durch den Verkauf von Hehlerware. Als er wieder einmal vor der Polizei flüchten muss und sich in einem Kanal versteckt, ändert sich sein Leben von einem Moment auf den anderen. Er kommt mit einer radioaktiven Substanz in Berührung, die dafür sorgt, dass er unglaublich stark wird. Die neu gewonnene Fähigkeit kann er natürlich bestens für seine kriminelle Laufbahn nutzen. Bei einem Überfall, bei dem er per Hand einen Geldautomat aus der Wand reißt, wird er gefilmt und erlangt so unfreiwillige Berühmtheit. So landet er auch auf dem Bildschirm des psychotischen Mafiosis Lo Zingaro (Luca Marinelli), der mit der Hilfe von dem übernatürlich starken Mann seine Allmachtsfantasien erfüllen will. Doch Enzo hält wenig von dem Plan und befreit ganz beiläufig noch Alessia (Ilenia Pastorelli), die schöne, aber labile Tochter eines Freundes, die sich Ärger mit Lo eingehandelt hat. Während Polizei und Mafia auf der Suche nach den beiden sind, fühlt sich Enzo immer stärker von seiner Begleiterin angezogen. Diese bringt ihm näher, dass er seine Kräfte nicht mehr eigennützig, sondern im Sinne der Gerechtigkeit nutzen soll.
Kritik: Während sich im Hollywood-Blockbusterkino regelmäßig die Helden von Marvel und DC bekämpfen, ist das europäische Superheldenkino eine nahezu nicht existente Spezies. Wenn sich das bald ändert, hat dieser italienische Film aus dem Jahr 2015 sicher etwas damit zu tun. In „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ erzählt das Team um Regisseur Gabriele Mainetti die Origin-Geschichte von einem Kleingangster, der ungewollt zu übermenschlichen Kräften kommt. Die Ähnlichkeiten zu Hochglanzhelden wie „Captain America“ sind da naturgemäß eher begrenzt. Aber vielleicht lag es auch genau daran, dass sich der Film in seinem Heimatland zu einem Überraschungs-Hit aufgeschwungen und den ersten Platz in den Kinocharts erreicht hat. Gerade in der Anfangsphase holt die Geschichte ihre Zuschauer schnell an Bord. Düster, dreckig, skurril und mit reichlich Tragikomik punktet der Film als unkonventioneller Ansatz ans Genre. Hier sorgen auch gerade die nur punktuell eingesetzten, aber dafür sehr treffenden Action-Sequenzen dafür, dass sich das Konzept nicht abnutzt.
Im Mittelteil schlägt der Film dann schon etwas zu ruhige Töne an. Im Zentrum steht die Beziehung zwischen den beiden sonderbaren Protagonisten, die dazu führt, dass Enzo seinen Lebenswandel und seine Verantwortung überdenkt. Dieser Part ist natürlich essenziell für den weiteren Verlauf der Geschichte, hätte aber gerne ein wenig unterhaltsamer sein dürfen. Zum Finale legt der Film dann wieder merklich zu und liefert mit der Mafia, einer Bombe und knackigen Kämpfen fast alles, was das Superhelden-Herz begehrt. Claudio Santamaria dürfte vielleicht der sympathisch-schluffigste (Anti-)Superheld der jüngeren Kino-Vergangenheit sein. Es liegt aber auch an seinem durchaus intelligenten Auftritt, dass die Verwandlung vom Pudding-mampfenden Einsiedler mit massiver Pornosammlung zum Kämpfer für Recht und Ordnung gelingt. Ilenia Pastorelli feierte als sein Sidekick Alessia ihr Schauspieldebüt und wird zum entscheidenden Element für die Entstehung von Jeeg Robot. Es ist allerdings unvermeidlich, dass ihre liebenswert-labile Figur zeitweise zur echten Geduldsprobe für die Nerven wird. Luca Marinelli bietet als Over the Top-Fiesling große Unterhaltung. Seine Szenen als ambitionierter Gangster und Möchtergern-Entertainer sind der vielleicht größte Spaß in diesem Film.
Auch wenn es sicherlich an einigen Ecken noch Potenzial nach oben gibt, ist „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ nicht nur kommerziell als Überraschung zu werten. Wer seine Superhelden schon immer eher im Stil von „Kick-Ass“ mochte, wird hier sicherlich vollends zufrieden sein. Doch auch für alle, die einfach mal eine dreckigere Alternative zum stylischen Popcorn-Helden-Kino suchen, wird dieses Experiment aus Italien mit einem guten Ergebnis enden.
Der Film ist ab dem 03.02.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die Optik passt gut zum Geschehen, was aber nichts daran ändert, dass der Look nur bedingt ansehnlich ist. Wirklich gute Schärfe und Detaildarstellung gibt es eigentlich nur bei den Nahaufnahmen. Die Farben gehen oft in eine kränklich-dreckige Richtung und arbeiten viel mit gelben, grünen und grauen Tönen. Schwarzwert und Kontraste sind allenfalls Mittelmaß. Dazu kommt ein teilweise sehr deutliches Rauschen. Ernsthafte Bildfehler waren aber nicht zu sehen.
3 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der italienische Dolby Digital 5.1-Ton sind auch nicht immer ganz optimal. Da der Film erstaunlich ruhig ist, sind die eher zurückhaltend abgemischten Dialoge aus dem Center meistens gut verständlich. Wenn es dann aber einmal krachend zur Sache geht, gehen die Gespräche ein wenig unter. Die meiste räumliche Aktivität gibt es noch durch den wummernden Elektro-Soundtrack. Hier und da gibt es bei den Action-Sequenzen mal einen kleinen Effekt. Insgesamt bleibt die Abmischung hier aber ziemlich zurückhaltend.
3 von 5 Punkten
Extras: Einige Trailer bleiben der einzige Bonus auf der DVD.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Pandastorm Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
Sie nannten ihn Jeeg Robot
Originaltitel: | Lo chiamavano Jeeg Robot |
Regie: | Gabriele Mainetti |
Darsteller: | Claudio Santamaria, Luca Marinelli, Stefano Ambrogi |
Genre: | Action, Fantasy |
Produktionsland/-jahr: | Italien, 2015 |
Verleih: | Pandastorm Pictures |
Länge: | 113 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |