Review: The Dinner (Kino)

Das Hauptplakat von "The Dinner" (© Tobis Film)

Das Hauptplakat von “The Dinner” (© Tobis Film)

Inhalt: Auch wenn der ehemalige Lehrer Paul (Steve Coogan, „Alan Partridge“) gar keine Lust hat, überzeugt ihn seine Frau Claire (Laura Linney, „Das Leben des David Gale“), mit seinem Bruder Stan (Richard Gere, „Arbitrage“) – einem angesehenen Politiker – und dessen Frau Katelyn (Rebecca Hall, „Prestige – Die Meister der Magie“) in einem Nobel-Restaurant essen zu gehen. Eigentlich soll es zu einer wichtigen Aussprache kommen, doch Stan ist so mit der Planung einer neuen Gesetzesvorlage beschäftigt, dass kaum ein Wort zwischen den Familienmitgliedern gewechselt werden kann.

Zwischen vielen kleinen Streitigkeiten kommt dann irgendwann doch das Hauptthema zum Vorschein: Die Kinder haben sich Ärger eingehandelt und die Eltern wollen sich nun einigen, wie fortgefahren wird. Doch auch hier scheint jeder aus dem Quartett seine eigene Agenda zu haben. Während der Abend immer weiter fortschreitet und ein luxuriöses Häppchen das nächste jagt, ist keine Lösung für eine handfeste Familienkrise in Sicht.

 

Kritik: Basierend auf dem Roman „Angerichtet“ von Herman Koch schrieb und inszenierte Oren Moverman („Rampart – Cop außer Kontrolle“) diesen Thriller mit satirischen Elementen. Die Zutaten sind relativ einfach und rufen nicht umsonst Erinnerungen an Roman Polanskis geniales Kammerspiel „Der Gott des Gemetzels“ wach. Zu Beginn treffen die erhofften Welten aufeinander. Während sich der sarkastische Paul und Glucken-Mutter Claire in dem absurd luxuriösen Restaurant fremd fühlen, wirken der Workaholic Stan und die versnobte Katelyn regelrecht gelangweilt. Die passive Aggressivität ist förmlich greifbar, während das Quartett versucht, zum eigentlichen Thema des Abends zu kommen. Doch die zahlreichen Unterbrechungen werden auch bald für den Zuschauer ziemlich anstrengend. Während die Momente, in denen der unterwürfige Kellner (Michael Chernus, „Orange Is the New Black) die eigenwilligen kulinarischen Kreationen vorstellt, noch relativ amüsant erscheinen, verläuft sich der Film bald in seiner eigenen Geschichte. Obwohl das zentrale Problem der Handlung recht schnell zu erkennen ist, wartet Moverman sehr lang, um hier auf den Punkt zu kommen.

Vorfreude sieht anders aus (© Tobis Film)

Vorfreude sieht anders aus (© Tobis Film)

Stattdessen werden noch zahlreiche andere Themen eingebunden, die den Film unnötig überfrachtet erscheinen lassen. Immer wieder verlässt der Film das Kammerspiel-Szenario am Esstisch und taucht in Nebenplots um psychische Erkrankungen und ähnlich schwere Inhalte ein. Wenn „The Dinner“ dann beginnt, minutenlang über die Schlacht von Gettysburg (!) zu dozieren, dürften viele Zuschauer Schwierigkeiten bekommen, dem Inhalt noch zu folgen. Zum Glück findet der Film seinen Weg irgendwann wieder und liefert ein zorniges, böses Finale. Was das Geschehen auch in seinen abwegigen Phasen auf der Strecke hält, sind vier exzellente Schauspieler.

Gerade Steve Coogan, dessen Figur als etwas zu arg geschwätzig daherkommt, sich aber im Verlauf der Geschichte immer mehr entfaltet, spielt einen starken Part. Für Richard Gere ist der ambitionierte Politiker Stan eine Paraderolle, die er gewohnt souverän ausfüllt. Auch wenn sich die beiden weiblichen Rollen etwas hinten anstellen müssen, sind Laura Linney und Rebecca Hall so wundervolle Schauspielerinnen, dass sie in ihren Parts dem Film den Stempel aufdrücken. Linney sorgt als Claire, die eine zu enge Bindung zu ihrem Sohn hat, für ein paar der überraschenden Momente im Film. Wie es Hall gelingt, die Vorzeige-Frau Katelyn zu einem dreidimensionalen Charakter zu entwickeln, ist schlicht erstklassig.

Viele dürften sich über „The Dinner“ ärgern, da dem Film einfach der Blick für das Wesentliche fehlt. In der Geschichte steckt eine treffende und ironische Abhandlung über Ethik, Moral und familiären Zusammenhalt, die in Verbindung mit vier tollen Schauspielern sicherlich funktioniert hätte. Es hat aber den Anschein, dass hier unbedingt so viele Probleme wie möglich angeschnitten werden sollten. Diese passen oft nicht wirklich in den Film und strapazieren die Geduld des Zuschauers, der sich danach wieder in die wirklich zentralen Punkte hineindenken muss. Obwohl hier eine wirklich exzellente Thriller-Satire sicherlich im Bereich des Möglichen gewesen ist, sorgen die Darsteller und eine Steigerung im letzten Akt dafür, dass „The Dinner“ insgesamt zumindest brauchbar erscheint.

3 von 5 Punkten


Quelle: Tobis Film, Leinwandreproter TV, YouTube

The Dinner

Originaltitel:The Dinner
Regie:Oren Movermann
Darsteller:Richard Gere, Laura Linney, Steve Coogan, Rebecca Hall
Genre:Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Tobis Film
Länge: 120 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 08.06.2017
Homepage: The Dinner

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 07.06.2017
Review: The Dinner (Kino)

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