Inhalt: Auf den ersten Blick ist die kleine Melanie (Sennia Nanua) ein ganz normales Mädchen. Sie ist höflich, charmant, intelligent und genießt es tatsächlich noch, in die Schule zu gehen. Dort freut sie sich immer, ihre Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton, „Hänsel und Gretel – Hexenjäger“) zu sehen, die so eine Art Idol für sie darstellt. Doch warum lebt sie in einer Zelle? Warum wird sie wie ihre Mitschüler im Visier einer Waffe an einem Rollstuhl fest gekettet, bevor es in den Unterricht geht? Weshalb verbietet der radikale Sergeant Parks (Paddy Considine, „Der Verdacht des Mr. Whicher“) mit Nachdruck, dass die Kinder auch nur in die Nähe der Lehrerin kommen? Melanie und die weiteren Schüler sind Untote, die aufgrund ihres jungen Alters noch lernfähig sind. Die skrupellose Ärztin Dr. Caldwell (Glenn Close, „Albert Nobbs“) führt an den Kindern Experimente durch, um ein Heilmittel für die gefährliche Krankheit zu finden, die die Menschheit nach und nach in Instinkt-gesteuerte Monster verwandelt. Als dann die Station von den „Hungries“ – so der Name der Infizierten“ – überrannt wird, flüchtet Parks mit einer Hand voll Soldaten, Caldwell, Justineau und eben der kleinen Melanie. Sie entwickelt sich zur letzten Hoffnung auf Heilung. Doch auf der offenen Straße herrschen Tod und Chaos, die die Gruppe bald dezimieren.
Kritik: Das Zombie-Genre ist aktuell wahrscheinlich so erfolgreich wie nie, was hauptsächlich mit dem gigantischen Hit-Status von „The Walking Dead“ zu tun hat. Auf dieser Welle sind bereits massenhaft Filme entstanden, die nach dem gleichen Muster entstanden sind und maximal durchwachsenes Niveau erreichen. Braucht die Welt dann wirklich einen weiteren Genrefilm, der von einem mäßig bekannten Filmemacher wie dem schottischen TV-Regisseur Colm McCarthy inszeniert wurde? „The Girl with all the Gifts“ gibt eine erstaunlich positive Antwort. Hier zahlt es sich wohl auch aus, dass Mike Carey, der die gleichnamige Romanvorlage geschrieben hat, auch für die Drehbuch-Adaption verantwortlich war. Gerade in der Anfangsphase, wo sich erst nach und nach entfaltet, was hier gespielt wird, ist der Film unglaublich fesselnd. Wenn die eigentlich herzensguten Kinder komplett durchdrehen, als Sergeant Parks zwecks einer Demonstration seinen Unterarm entblößt, gehört das zu den verstörendsten Bildern, die in letzter Zeit im Kino zu sehen waren. Auch danach entwickelt sich ein Film, der schon wegen seiner erstaunlichen Konsequenz weit entfernt vom Genre-Durchschnitt landet.
Trotz der zahlreichen tollen Ansätze sind auch hier noch augenscheinliche Schwächen zu finden. So bricht der Film ab und zu mit den selbst auferlegten Regeln. Darüber hinaus sind die meisten Nebendarsteller eindeutig in die Kategorie Kanonenfutter einzuordnen. „The Girl with all the Gifts“ muss aber nicht ohne Fehler sein, um zu beeindrucken. Der Film geht erfrischend andere Wege und schafft es dabei in manchen Sequenzen, beklemmend und amüsant zur gleichen Zeit zu sein. Auch im komplett überzeugenden Schlussakt halten McCarthy und sein Team das hohe Level des Films aufrecht. Der Film wäre aber wahrscheinlich komplett gescheitert, wenn die Besetzung der jungen Hauptfigur misslungen wäre. Zum Glück wurde mit der Debütantin Sennia Nanua eine echte Entdeckung gelandet. Smart, mit der nötigen kindlichen Naivität, aber in den wichtigen Szene auch äußerst bedrohlich, macht sie diese komplizierte Figur mit spielerischer Leichtigkeit nachvollziehbar.
Gemma Arterton ist eine Schauspielerin, die viel zu oft auf ihr Äußeres reduziert wird. Hier zahlt es sich allein schon aus, dass ihre Figur Helen keine unnötige Hintergrundgeschichte bekommen hat. Viel mehr vertrauen die Macher den darstellerischen Qualitäten von Arterton, die ihren mütterlichen, aber durchaus auch mit Ecken und Kanten versehenen Charakter ebenfalls äußerst überzeugend ausfüllt. Es darf wohl ohnehin als Auszeichnung für einen kleinen Genrefilm gewertet werden, wenn eine Ikone wie Glenn Close für eine Rolle zusagt. Natürlich wertet sie mit einem starken Part als pragmatische Ärztin den Film weiter auf. Dazu kommt der ebenfalls äußerst vielseitige Paddy Considine, der dem militärischen Hardliner Parks auch die nötige Dosis an Charme und Humor verleihen kann.
Gerade wenn die Zuschauer von allen Seiten derart mit Material bombardiert werden, wie es aktuell im Zombie-Subgenre der Fall ist, sind wirklich originelle, sehenswerte Beiträge eine echte Rarität. Deswegen darf gehofft werden, dass „The Girl with all the Gifts“ nicht übersehen wird. Obwohl hier auch einige typische Fehler zu entdecken sind, punktet der Film mit einer – auch moralisch – cleveren Erzählweise, dichter Atmosphäre und einer erstaunlichen Hauptdarstellerin, die hoffentlich eine große Karriere vor sich hat.
4 von 5 Punkten
Quelle: Square One/Universum Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | The Girl with all the Gifts |
Regie: | Colm McCarthy |
Sprecher/Sänger: | Gemma Artenton, Paddy Considine, Glenn Close, Sennia Nanua |
Genre: | Horror, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2016 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: 111 Minuten | FSK: noch unbekannt |
Kinostart: | 09.02.2017 |
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