Inhalt: Die beiden Schüler Ethan (Logan Miller, „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“) und Sean (Keir Gilchrist, „It Follows“) sind die besten Kumpels. Als ihnen der dauerhaft schlecht gelaunte Nachbar Harold Grainey (James Caan, „Thief – Der Einzelgänger“) einmal zu oft die Leviten liest, fassen die beiden einen gemeinen Plan. Mit Hilfe von technischer Ausrüstung und dem Fachwissen von Sean wollen sie dem alten Mann vorspielen, dass es in seinem Haus spukt. Das ganze Szenario möchten sie als Experiment für sich selbst dokumentieren. Während sie in der Nacht Türen knallen lassen, TV und Stereoanlage an- und wieder ausstellen und am Temperaturregler spielen, verhält sich Grainey aber absolut eigenartig. Dazu fällt den beiden immer wieder auf, dass ihr Nachbar ungewöhnlich viel Zeit im Keller verbringt. Schnell diskutieren Sean und Ethan darüber, was für finstere Geheimnisse wohl dort schlummern. Sie entschließen sich, selbst nach Beweisen zu suchen, was die Situation bald sehr gefährlich macht.
Kritik: Im Jahr 1954 musste James Stewart hilflos mit ansehen, wie sein Nachbar im Hitchcock-Klassiker „Das Fenster zum Hof“ einen Mord begeht. Seitdem wurde das Motiv vielfach adaptiert und variiert. Nun lässt Regie-Debütant Kasra Farahani zwei technisch exzellent ausgerüstete Möchtegern-YouTube-Stars auf den zornigen alten Mann von der anderen Straßenseite los. Das einfache Konzept hat sich schnell etabliert. Zwei Teenager, die sich für ausgesprochen intelligent halten, labern munter drauf los, während die Ereignisse nebenan schnell sehr merkwürdig werden. Mit wenig Drehorten und einem großen Anteil an Found Footage-Material von den installierten Videokameras der Protagonisten konnte der Thriller natürlich gut mit kleinem Budget umgesetzt werden.
Auch wenn sich die Handlung recht konsequent entwickelt, ist der Spannungsgehalt doch lange Zeit eher begrenzt. So wechseln sich Grainey als eigenartiger Fiesling und die beiden Nachbarjungs als gelangweilt-redselige Teenager ab, bis sich die Lage immer mehr zuspitzt. Im letzten Drittel entschädigt der Film dann für den bis dahin durchwachsenen Unterhaltungswert. Hier bricht der Film mit seiner vorher sehr konventionellen, wenig aufregenden Erzählweise und baut gewaltig betreffend Spannung und auch Biss auf. Auf diese Art gelingt es auch, einer bekannten Geschichte einige weitere Aspekte abzugewinnen. Darstellerisch sind die Rollen der beiden Jugendlichen eher undankbar. Keir Gilchrist, der zuletzt in der Netflix-Serie „Atypical“ einen starken Part spielte, wurde hier als freundlich-stiller Technik-Geek passend und typisch besetzt. Logan Miller spielt den eher draufgängerischen Ethan, der die Geschichte vorantreibt. Beide lösen ihre Parts absolut solide.
Wirklich interessant war ohnehin hauptsächlich die Rolle von Hollywood-Ikone James Caan. Während viele Alt-Stars ihren guten Namen in B-Produktionen für einen noch besseren Gehaltscheck hergeben mitbringen und nicht mehr als ihre reine Prominenz vor die Kamera liefern, scheint Caan hier wirklich Interesse am Inhalt zu haben. Mit wenigen Worten zeigt er einen präsenten und einschüchternden Part, der einen guten Teil der Atmosphäre ausmacht.
Lange Zeit macht es nicht wirklich den Eindruck, als ob die Prämisse von „The Good Neighbor – Jeder hat ein dunkles Geheimnis“ zu einem wirklichen Thriller zusammenwächst. Trotz eingesprenkelter Sozialkritik bleibt der Film eher flach und wenig aufregend. Zum Schlussakt gelingt es aber, die Geschichte in eine andere Richtung zu lenken und den ganzen Film durch die cleveren Einfälle dieser Phase sehenswert zu machen.
Der Film ist ab dem 23.11.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Wie von Filmen mit großem Found Footage-Anteil gewohnt, müssen optisch natürlich ein paar Abstriche gemacht werden. Die Bilder der Überwachungskameras sind nur selten wirklich scharf und detailreich, teils ziemlich unruhig und verzichten zeitweise komplett auf Farbe. Es hat ein wenig den Anschein, als ob die Macher sich auch bei den „normal“ aufgenommen Szenen anpassen wollte. Schärfe, Detaildarstellung, Einstellung von Kontrasten und Schwarzwert sind allenfalls mittelmäßig. Stellenweise wirkt das Bild bei schnelleren Bewegungen deutlich verzerrt und unscharf. Die Farben sehen oft etwas verwaschen aus. Zusätzlich sind die Aufnahmen auch hier nicht gerade sauber und ruhig.
2,5 von 5 Punkten
Ton: Wie erwartet bieten der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton eine verlustlose Präsentation, die sich zu großen Teilen im Frontbereich abspielt. Die Dialoge sind immer gut verständlich, hätten in der deutschen Version aber etwas klarer klingen können. Bei den Einbruchsszenen gibt es hier und da Momente, in den die äußeren Boxen von Hintergrundgeräuschen angesprochen werden. Auch der Score sorgt für ein wenig räumliche Aktivität.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Drei solide Interviews mit den Hauptdarstellern (insgesamt etwa 30 Minuten) und einige Trailer ergänzen als Bonusmaterial die Blu-ray.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: OFDb Filmworks, Leinwandreporter TV, YouTube
The Good Neighbor – Jeder hat ein dunkles Geheimnis
Originaltitel: | The Good Neighbor |
Regie: | Kasra Farahani |
Darsteller: | James Caan, Logan Miller, Keir Gilchrist |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | OFDb Filmworks |
Länge: | 97 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von OFDb Filmworks
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 22.11.2017
Review: The Good Neighbor – Jeder hat ein dunkles Geheimnis (Blu-ray)