Inhalt: Steven (Colin Farrell, „Die Verführten“) ist ein angesehener Herzchirurg und lebt mit seiner Frau Anna (Nicole Kidman, „Top of the Lake – China Girl“), einer Augenärztin, und den gemeinsamen Kindern Bob (Sunny Suljic) und Kim (Raffey Cassidy, „A World Beyond“) in einem schicken Vorort-Haus. In letzter Zeit verbringt er viel Zeit mit dem Teenager Martin (Barry Keoghan, „Dunkirk“), dessen Vater auf Stevens Operationstisch gestorben war. Er möchte dem höflichen, aber etwas sonderbaren Jungen und dessen Mutter (Alicia Silverstone) helfen, einen Neustart zu schaffen. Doch Martin hegt vollkommen andere Pläne. Er will Steven für dessen Versagen bei der Operation zur Verantwortung ziehen. Deswegen stellt er den Chirurgen vor eine Wahl, die dieser unmöglich treffen kann.
Kritik: Wer im Kino auf Mainstream und das Einhalten von Konventionen steht, sollte einen kilometerweiten Bogen um den griechischstämmigen Autor und Filmemacher Yorgos Lanthimos machen. Mit seinen schrillen, bizarren und absolut eigenartigen Machwerken hat sich der Regisseur aber zu einem der interessantesten Namen seiner Zunft entwickelt. So wurde „Dogtooth“ im Jahr 2010 für den Auslands-Oscar nominiert und „The Lobster: Eine unkonventionelle Liebesgeschichte“ brachte ihm persönlich eine Oscar-Nominierung für das „Beste originale Drehbuch“ ein. Es dürfte wohl niemanden verwundern, dass „The Killing Of A Sacred Deer“ bei weitem nicht der einfache und gradlinige Rache-Thriller ist, der auf dem Papier versprochen wird. Nach einer ziemlich ausgedehnten und etwas schleppenden Einführung entwickelt sich eine skurrile Horror-Geschichte, die mit Metaphorik und Fantasy-Elementen jongliert.
Die durchaus packende und verstörende Atmosphäre ist die große Konstante in einem Film, der Fragen gerne mit weiteren Fragen beantwortet. Trotz abstrusen Momenten, in denen Steven von seinen (nennen wir es) unkonventionellen ersten sexuellen Erfahrungen berichtet, fasert das Geschehen aber nie zu sehr aus, um den Zuschauer zu verlieren. Sobald sich das Publikum darauf eingelassen hat, den Interpretationsspielraum der Geschichte zu akzeptieren, wird „The Killing Of A Sacred Deer“ – zumindest in der zweiten Hälfte – zum Ereignis. Neben den zahlreichen schrägen, aber funktionierenden Entscheidungen, sorgt ein gut aufgelegter Cast für eine gewisse Beständigkeit im Film. Colin Farrell, der auch schon in „The Lobster“ in der Hauptrolle zu sehen war, spielt hier den etwas arroganten Arzt und Vater, der in eine bizarre Situation gerät, die sich auch für ihn nicht mehr überblicken lässt.
Der junge Barry Keoghan gehört sicherlich zu den großen Talenten im britischen Kino. Seine Mischung als charmant-höflicher, aber extrem beängstigender Martin dürfte für die eine oder andere Gänsehaut sorgen. Nicole Kidman, die als sympathische Ehefrau von Steven alles versucht, um sich und die Familie zu retten, setzt ihren positiven Lauf mit einem abermals starken Auftritt fort. Raffey Cassidy als musikalisch begabte Kim, die sich ein wenig in Martin verguckt, kann ebenso überzeugen wie Sunny Suljic als stiller Sohn der Familie. Prominente Darsteller wie Alicia Silverstone und Bill Camp („Midnight Special“) komplettieren die starke Besetzung.
Wer nicht weiß, worauf er sich einlässt, wird hier wohl die eine oder andere Überraschung erleben. Selbst als Kind der Liebe von „Sophies Entscheidung“ und „Funny Games“ würde nur unzureichend beschrieben, was hier zu sehen ist. „The Killing Of A Sacred Deer“ ist ein vollkommen anderer Psychothriller, der rund um den faszinierenden Barry Keoghan zu einem Konstrukt wächst, das unter den Freunden des etwas abseitigen Kinos eine Fan-Szene sicher haben dürfte.
4 von 5 Punkten
Quelle: Alamode Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | The Killing Of A Sacred Deer |
Regie: | Yórgos Lánthimos |
Darsteller: | Colin Farrell, Nicole Kidman, Barry Keoghan |
Genre: | Drama, Thriller, Satire |
Produktionsland/-jahr: | UK/Irland, 2017 |
Verleih: | Alamode Film |
Länge: 121 Minuten | FSK: ab 16 Jahren |
Kinostart: | 28.12.2017 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 25.12.2017
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