Inhalt: Nach dem Tod des bisherigen Papstes musste das Konklave zusammentreten, um so schnell wie möglich einen Amtsnachfolger zu finden. Doch obwohl mit dem weisen und beliebten Kardinal Spencer (James Cromwell, „Soldiers of Fortune“) eine sichere Wahl eigentlich schon klar war, folgt nach dem „Habemus papam“ eine große Sensation: Der deutlich jüngere Lenny Belardo (Jude Law, „Side Effects“), ein Schüler Spencers, wird zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche.
Die mächtigen Männer des Vatikans wie Kardinal Voiello (Silvio Orlando) erhoffen sich, in Pius XIII einen form- und manipulierbaren Mann gewählt zu haben. Schnell müssen sie feststellen, wie falsch ihre Einschätzung gewesen ist. Der eigenwillige Pius hat eine ganz klare Vision seiner Kirche und möchte die Gläubigen mit Liebesentzug wieder näher an den katholischen Glauben führen. Zunächst ist das genaue Gegenteil der Fall. Medien und Kirchgänger sind entsetzt von dem neuen Papst, der sich standhaft weigert, öffentlich aufzutreten. Selbst seine Ziehmutter und persönliche Assistentin Mary (Diane Keaton) scheint ohne Chance, den sturen Papst von seinem Weg abzubringen. Wohin führt Pius XIII seine Kirche?
Kritik: Aktuell ist Paolo Sorrentino („Ewige Jugend“) der große Mann des italienischen Kinos. Mit politischem Biss, feinsinnigem Humor und großer Bildgewalt haben viele seiner Werke es zu internationaler Bekanntheit gebracht. Spätestens seitdem 2014 sein „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ mit dem Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet wurde, gilt Sorrentino als geistiger Nachfolger von Federico Fellini. Dementsprechend groß war das Interesse, als bekannt wurde, dass er für HBO und Sky eine Serie über einen fiktiven Papst drehen würde. Tatsächlich ist bei diesen zehn Episoden jede Aufnahme ein einzelnes Kunstwerk.
Inhaltlich ist die Serie in ihren besten Phasen skurril, charmant und böse. Dabei wird schnell eine surreale Atmosphäre etabliert, die grundsätzlich nicht schlecht für einen satirischen Blick hinter die Kulissen ist. Doch bei all den Talenten, die Sorrentino zweifelsohne hat, wird beinahe vergessen, dass auch seine Arbeiten fast durchweg eine auffällige Schwäche haben: Sie neigen dazu, äußerst geschwätzig zu sein. Immer wieder drehen sich Gespräche im Kreis und werden manchmal recht repetitiv.
Daneben scheint der Regisseur manchmal so begeistert von seinen Kompositionen, dass er genau den einen Moment zu lange bei seinen Einstellungen bleibt. So etwas ist bei einem knapp zweistündigen Film anstrengend. Wenn die Geschichte dann aber zehn Stunden dauert, wird einem mehr als einmal das Vergnügen an dem Erlebnis genommen. Vom reinen Handwerk ist an „The Young Pope“ ansonsten fast gar nichts auszusetzen. Wenn der Papst nicht gerade seine Mitmenschen zur Verzweiflung bringt, sondern zum wiederholten mal über die verschwundenen Eltern sinniert, ist das weder bissig noch unterhaltsam. Auf diese Art fühlen sich einige Episoden deutlich länger an, als sie tatsächlich sind.
Vorhersehbar ist hier rein gar nichts. Das ist aber auch eines der Elemente, die die Serie so schwer zugänglich machen. Der Protagonist ist manchmal charmant-exzentrisch, offenbart kurz darauf eine derart faschistoide Rückwärtsgewandheit, dass wohl auch Personen vom Schlag eines Trump oder Erdogan mit dem Kopf schütteln würden, nur um danach Szenen zu sehen, die nur funktionieren, wenn der Zuschauer aufrichtig mit dem Titelhelden fühlt. Selbst wenn Jude Law einen wirklich starken Part spielt, kann diese Konzept nicht aufgehen.
Auch neben Law punktet die Serie mit einer exzellenten Besetzung. Mit Diane Keaton und James Cromwell konnten gleich zwei Ikonen des Hollywood-Kinos als elterliche Vorbilder für Pius XIII gewonnen werden. Cécile De France („Die Möbius-Affäre“) und Ludivine Sagnier („Love is in the Air“) sind nur zwei weitere bekannte Namen, die in diesem wirklich exquisiten Cast zu finden sind.
Auf dem Papier scheint „The Young Pope“ wirklich alles mitzubringen, um ein Serien-Klassiker zu werden. Doch manchmal ist ein Gesamtwerk mehr (oder in diesem Fall weniger) als die Summe seiner Teile. Obwohl das Geschehen visuell teilweise atemberaubend ist, die Besetzung kaum besser sein könnte und die Handlung förmlich danach schreit, mit den veralteten Gegebenheiten in der Kirche und auch der aktuellen politischen Lage abzurechnen, erwischt man sich doch erstaunlich oft dabei, sich geistig zu verabschieden. Das liegt zum einen an der schon etwas selbstgefälligen Zurschaustellung von Sorrentinos eigenen Qualitäten und zum anderen an den zahlreichen Phasen der Serie, wo viel gesagt wird, ohne dabei wirklich etwas zu erzählen. Am Ende bleibt immer noch hochwertiges Fernsehen, was aber bei weitem nicht der Hochgenuss ist, der möglich gewesen wäre.
Die Box ist ab dem 31.03.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Da die größten Stärken der Serie im visuellen Bereich liegen, ist es nicht ganz unerheblich, dass es hier auf der Blu-ray kaum eine Schwäche gibt. Schärfe und Detaildarstellung sind bis auf kleine Ausnahmen wirklich exzellent. Sorrentino spielt gerne mit kräftigen Farben. Diese sehen aber immer natürlich aus. Auch die Kontraste und der Schwarzwert wurden überzeugend eingestellt. In ein paar Szenen ist ein leichtes Rauchen zu erkennen gewesen. Ansonsten ist der tolle Look ausgesprochen ruhig und sauber.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Die deutsche und die englische DTS-HD MA 5.1-Spur sind verlustlos abgemischt worden, bedienen aber zu großen Teilen nur den Frontbereich. Ganz klar priorisiert sind die Dialoge, die sauber, klar und immer gut verständlich sind. Der abwechslungsreiche Soundtrack wird kräftig und natürlich auf die Boxen verteilt. Ansonsten gibt es hauptsächlich bei Massenszenen noch ein wenig Aktivität im Außenbereich.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Making of (15 Minuten), die Kurz-Featurettes „Glaube und Zweifel“ (3 Minuten) und „Lenny Belardo – Pius XIII“ (3 Minuten) sowie ein paar Trailer ergänzen die Box.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Originaltitel: | The Young Pope - Season 1 |
Entwickler: | Paolo Sorrentino |
Darsteller: | Jude Law, Diane Keaton, Cecile De France |
Genre: | Drama-Serie |
Produktionsland/-jahr: | Italien/Spanien/Frankreich/UK/USA, 2016 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 10 x 55 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
[amazon_link asins=’B01MY2JX5K,B01N4IBNTC’ template=’ProductCarousel’ store=’l0f71-21′ marketplace=’DE’ link_id=’378a2cad-f0ad-11e7-a7c4-f5b0a587ce58′]
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 09.04.2017
Review: The Young Pope – Season 1 (Blu-ray)
Die „Best of Cinema“-Reihe, die jeden ersten Dienstag des Monats die Wiederaufführung eines Klassikers verantwortet,…
Inhalt: Eigentlich möchte Jackie (Katy O’Brian) nur zu einem Bodybuilder-Wettbewerb nach Las Vegas. Übernachtungen im…
Inhalt: Eigentlich hatte sich Ex-Elite-Soldat Roy Pulver (Frank Grillo, „Stephanie – Das Böse in ihr“)…
Inhalt: Mitten in den 70er-Jahren fährt ein Messervertreter (Jim Cummings) durch die Einöde Arizonas, um…
Inhalt: Seit Jahrzehnten treibt der Serienmörder Longlegs (Nicolas Cage, „Dream Scenario“) in den USA sein…
Inhalt: In den 50er-Jahren ist Suburbicon die nahezu ideale Vorstadt-Siedlung für Familien. Auch Gardner Lodge…