Inhalt: Vier Jahre sind vergangen, seitdem Robin Griffin (Elisabeth Moss, „The Square“) in ihrer neuseeländischen Heimat Einen Kinder-Prostitutionsring gesprengt hat. Seitdem hat sich ihr Leben nicht entwickelt, wie sie es eigentlich wollte. Ohne Freund und große Perspektive versucht sie in Sydney ein Neustart. Dabei möchte sie auch endlich ihre leibliche Tochter Mary (Alice Englert, „In Fear“) kennen lernen, die mit ihren Adoptiveltern Jane (Nicole Kidman, „Die Verführten“) und Pyke (Ewen Leslie, „The Railway Man – Die Liebe seines Lebens“) in der Stadt lebt. Doch zunächst muss sie mit ihrer ungeschickten, neuen Partnerin Miranda (Gwendoline Christie, „Star Wars – Die letzten Jedi“) den Tod eines asiatischen Mädchens erforschen, die am Bondi Beach angespült wurde. Auch das Kennenlernen mit Mary funktioniert nicht reibungslos, was aber vor allem an ihrem deutlich älteren Freund Alexander (David Dencik, „Men & Chicken“) liegt. Während Robin den Fall „China Girl“ vorantreibt, muss sie erkennen, dass sie eine sehr persönliche Verbindung zu der ganzen Geschichte hat.
Kritik: Oscar-Preisträgerin Jane Campion („Das Piano“) ist sicherlich eine der herausragenden Persönlichkeiten des neuseeländischen Kinos. 2013 wandte sie sich dann für die Mini-Serie „Top of the Lake“ einer TV-Produktion zu. Die Mischung von Kriminal-Geschichte, Gesellschaftsdrama und wunderschönen Naturaufnahmen traf den Nerv der Zeit und wurde unter anderem bei den Golden Globes und den Emmy Awards ausgezeichnet. Dennoch wollte es Campion zunächst bei einem einmaligen Experiment belassen und die Serie nicht fortsetzen. Diese Entscheidung hat sie inzwischen überdacht und liefert vier Jahre später die Rückkehr der traumatisierten, hoch intelligenten Ermittlerin Robin Griffin. Obwohl allein schon durch den Wechsel von der neuseeländischen Natur zum Großstadtleben in Sydney eine andere Atmosphäre herrscht, bleibt die DNA der Serie unverändert.
Nachdem im ersten Jahr die Missbrauchsthematik ganz klar im Vordergrund stand, fokussiert sich „Top of the Lake – China Girl“ auf die Sehnsucht nach Mutter- beziehungsweise Elternschaft und künstliche Befruchtung. Dabei schlägt die Serie wieder düstere und intensive Töne an, kommt aber speziell in der ersten Hälfte nicht ohne Leerlauf aus. Der Dreh- und Angelpunkt der Serie ist auch in diesem zweiten Jahr wieder eine großartige Elisabeth Moss. Neben der vom Leben gekennzeichneten, knallharten Polizistin darf das Publikum sie hier in der Mutterrolle kennenlernen. Gewohnt facettenreich setzt sie den komplexen Part auch hier um. Gwendoline Christie spielt ihre schauspielerisch vielleicht beste Rolle. Als unerfahrene und nicht immer clevere Ermittlerin sorgt sie oberflächlich für Lacher, beweist aber in anderen Momenten auch enormen Tiefgang.
Nicole Kidman ist in ihrer Rolle mit falschen Zähnen und grauen Haaren kaum wiederzuerkennen. Als Adoptivmutter von Mary, die an ihrer schwierigen Tochter und der plötzlichen Anwesenheit der leiblichen Mutter verzweifelt, zeigt sie sich in guter Form. Auch Ewen Leslie reiht sich als sympathischer Adoptivvater, der mit allem probiert, die Familie zusammenzuhalten, mit einer starken Leistung ein. Die Entdeckung des Filmes ist aber Jane Campions Tochter Alice Englert. In der Rolle der rebellischen Mary, die sich in den falschen Mann verliebt, liefert sie ein enormes Potenzial ab. Dazu kommt noch David Dencik, der als selbstverliebt-intellektueller und beängstigend aufbrausender Alexander die vielleicht verstörendste Figur des TV-Jahres spielt.
Die mit Spannung erwartete Rückkehr der Krimi-Drama-Serie von Jane Campion kann die hohen Erwartungen erfüllen. Obwohl das Geschehen stellenweise ziemlich zäh daherkommt, ist „Top of the Lake – China Girl“ sehr gut gespieltes und inszeniertes Fernsehen, das sich ebenso unkonventionell wie interessant mit schweren Themen auseinandersetzt.
Die Box ist ab dem 20.12.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Mit deutlich verändertem Setting, kommt hier auch ein etwas anderer Look zum Einsatz. Das schwül-warme Sydney wird hier gut eingefangen. Schärfe und Detailzeichnung sind mit Ausnahme von sehr dunklen Momenten wirklich überzeugend. Die warme Farbpalette ist immer kräftig und natürlich. Kontraste und Schwarzwert wurden bis auf Kleinigkeiten gut eingestellt. Bis auf ein gelegentlich auftretendes, leichtes Rauschen ist das Bild sauber und ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD 5.1-Ton fokussieren sich natürlich hauptsächlich auf eine gute Dialogwiedergabe, können aber in den kleinen Momenten punkten. So wird die Hintergrundatmosphäre auf der Polizeistation und auf den Straßen räumlich präzise eingefangen. Auch das Meeresrauschen sticht hier immer wieder davor. Darüber hinaus verteilt sich der Score schön auf die verschiedenen Boxen. Auf diese Art kann die Tonwiedergabe auch ohne gewaltige Effekte überzeugen.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein kurzes Making of (4 Minuten), fünf Mini-Featurettes (insgesamt 12 Minuten) und ein paar Trailer sind als Bonus auf der Box zu finden.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Top of the Lake – China Girl |
Showrunner: | Jane Campion |
Darsteller: | Elisabeth Moss, Gwendoline Christie, David Dencik, Alice Englert, Ewen Leslie, Nicole Kidman |
Genre: | Mini-Serie, Drama, Krimi |
Produktionsland/-jahr: | Australien, 2017 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 6 x 58 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Polyband
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 20.12.2017
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