Inhalt: Der König ist tot, es lebe die Königin! Nachdem der britische Monarch William IV überraschend verstorben ist, muss seine erst 18 Jahre alte Nichte Victoria (Jenna Coleman, „Doctor Who“) die Thronfolge antreten. Mit einer viel zu großen Aufgabe ausgestattet und dabei immer wieder von Mitgliedern der eigenen Familie wie ihrer eigenen Mutter (Catherine Flemming) und ihrem Onkel Lord Cumberland (Peter Firth, „Spooks – Verräter in den eigenen Reihen“), kritisiert und manipuliert, versucht sich die junge Frau zu behaupten. Im britischen Premierminister Melbourne (Rufus Sewell, „The Devil’s Hand“) findet sie einen Verbündeten und Vertrauten. Die enge Bindung der beiden sorgt aber schon bald dafür, dass üble Spekulationen entstehen. Erst als der deutsche Prinz Albert (Tom Hughes) am Königshof auftaucht und etwas unfreiwillig beginnt, um Victoria zu werben, kommt Beständigkeit in ihr Leben.
Kritik: Es gibt wohl kaum einen klangvolleren Namen im britischen Königshaus wie Queen Victoria, die nach ihrer Thronbesteigung im Jahr 1837 bis zu ihrem Tod im Jahr 1901 über das Vereinigte Königreich herrschte und ein eigenes Zeitalter begründete. Auch lange nach ihrem Tod war ihr Einfluss noch offenkundig. Ein prominentes Beispiel dürfte da der Rock-Klassiker „Victoria“ sein, den die britische Band The Kinks ihrer ehemaligen Königin widmete. Während für die meisten Victoria eine gesetzte, eher kühle Persönlichkeit mit dunkler Kleidung ist, wirft diese Serie einen Blick auf die jungen Jahre ihrer Regentschaft. Die ausführlichen Tagebücher der Königin dienten als Vorlage für diese acht Episoden der ersten Staffel, die Showrunnerin Daisy Goodwin für ITV produziert hat. Herausgekommen ist ein erstaunlich spritziges Kostümdrama, das weit mehr zu bieten hat, als eine gut Ausstattung.
Der Zuschauer lernt eine junge, etwas naive Thronfolgerin kennen, die erst einmal lernen muss, gegen alle Widerstände zu bestehen. Im Gegensatz zu dem sehr ernsthaften Bild, was viele von der Titelheldin haben, zeigt sich Victoria hier als vitale, lebensfrohe Person, die dank der Unterstützung von Lord Melbourne zu einer Monarchin heranwächst, die schon bald mit viel Courage und einem sehr eigenen Kopf mit veralteten Konventionen bricht. Dabei zeigt Goodwin Fernsehen, das absolut authentisch wirkt und dabei emotional nachvollziehbar, unterhaltsam und stellenweise sogar erstaunlich amüsant ist. Es gibt nur ein paar vereinzelte Nebengeschichten, die hier ein wenig abfallen.
Sehr wichtig war die Entscheidung, der Über-Monarchin auch Schwächen und Ängste zuzugestehen. Dreh- und Angelpunkt für die Qualität der Serie war eine passende Besetzung der Hauptrolle. Obwohl wahrlich keine eindrucksvolle Ähnlichkeit zur echten Figur besteht, ist die ehemalige „Doctor Who“-Begleiterin Jenna Coleman ein absoluter Volltreffer. Würdevoll, taff, charmant und zutiefst menschlich liefert Coleman ein fantastisches Pensum.
Rufus Sewell wird häufig auf seine Parts als Fiesling reduziert. Als ungemein charismatischer, aber amtsmüder Lord Melbourne entwickelt er genau die Mentoren-Figur, die Victoria glaubwürdig helfen konnte, zu einer echten Monarchin zu werden. Tom Hughes als spröder Prinz Albert, der darunter zu leiden hat, im Schatten seiner Frau zu stehen, hat eine etwas undankbare Rolle, die er aber auch anstandslos meistert. Die deutsche Schauspielerin Catherine Flemming, die mit hartem Akzent die Königin Mutter gibt, liefert einen interessanten Part, der auch sehr viel über die Entwicklung von Victoria verrät.
TV-Ikone Peter Firth darf hier als Duke of Cumberland, der gerne seine Nichte aus dem Weg hätte, um selbst den Thron zu besteigen, die wohl fieseste Rolle übernehmen. Alex Jennings reiht sich als König Leopold, der sehr auf den Fortbestand seines Reichtums bedacht ist, gut in eine Besetzung ein, in der unter anderem noch Eve Myles, Adrien Schiller, Ferdinand Kingsley, Nell Hudson, Daniela Holtz und Margaret Clunie mit durchaus nennenswerten Parts vertreten sind.
Nach dem erstaunliche Erfolg des Queen Elizabeth-Biopics „The Crown“ zeigt sich die ITV-Produktion „Victoria“ auf einem ähnlich starken Level. Mit teilweise herausragenden Darstellern, toller Ausstattung und intelligenten Drehbüchern wird eine andere Seite einer absoluten Größe der jüngeren britischen Geschichte gezeigt. Es sind am Ende nur Kleinigkeiten, die verhindern, dass schon diese erste Staffel der Serie zum ganz großen Wurf wird.
Die Box ist ab dem 31.03.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Auch wenn es optisch ein paar sichtbare Probleme gibt, kann die Präsentation insgesamt überzeugen. Es sind vor allem einige Unsauberkeiten, die dafür sorgen, dass kleine Abstriche gemacht werden müssen. So gibt es recht häufig – und in verschiedenen Stufen der Intensität – ein erkennbares Bildrauschen. Dennoch sind Schärfe und Detaildarstellung die meiste Zeit auf einem guten Niveau. Die Farben wirken natürlich, hätten aber vielleicht noch etwas satter sein können. Kontraste und Schwarzwert erreichen passable Werte.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Wie so oft bei britischen TV-Produktionen liegen die englische und die deutsche Tonspur in einer DTS-HD MA 2.0-Abmischung bei. Obwohl alles über den Center läuft, ist die Abmischung gelungen. Die Dialoge klingen immer natürlich und sind klar priorisiert, der starke Score kommt mit der entsprechenden Wucht und auch die Hintergrundgeräusche vom wuseligen Treiben am Hof klingen sauber und recht vielseitig. Natürlich fehlt akustisch merklich das gewisse Etwas, dennoch ist das Endergebnis vollkommen zufriedenstellend.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Interviews mit Cast und Crew (36 Minuten), die Featurettes „Victoria und Albert“ (6 Minuten), „Victoria und Lord Melbourne“ (6 Minuten), „Das Wunder der Computeranimation“ (4 Minuten) und „Eine Tour durch den Buckingham Palace“ (3 Minuten), ein Making of (8 Minuten) und ein Beitrag von der Premiere der Serie (31 Minuten) bieten zusammen mit einigen Trailern einen guten Mehrwert zur Box.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Edel: Motion,Leinwandreporter TV, YouTube
Victoria - Staffel 1
Originaltitel: | Victoria- Season 1 |
Regisseur: | Daisy Goodwin |
Darsteller: | Jenna Coleman, Rufus Sewell, Peter Firth |
Genre: | Drama-/Historien-Serie |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2016 |
Verleih: | Edel Motion |
Länge: | Pilot-Episode: 69 Minuten Folge 2-8: 45 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 29.03.2017
Review: Victoria – Season 1 (Blu-ray)