Inhalt: Die Einwanderer Paul (Lucien Jean-Baptiste) aus Martinique und Sali (Aïssa Maïga) aus dem Senegal haben sich in Paris ein schönes gemeinsames Leben mit einem gut laufenden Blumenladen aufgebaut. Nur ihr sehnlicher Kinderwunsch ist bislang unerfüllt geblieben, weswegen sie sich schon vor längerem entschieden haben, einen Adoptionsantrag zu stellen. Nach gefühlt ewig andauernder Wartezeit scheint ihr Traum tatsächlich wahr zu werden. Deswegen machen sie sich auch keine großen Gedanken, dass ihr angebotenes Adoptivkind Benjamin weiß ist. Die frisch gebackenen Eltern kümmern sich voller Elan und Hingabe um ihren Nachwuchs. Doch Madame Mallet (Zabou Breitman) vom Jugendamt, die den Fall der beiden betreut, betrachtet sie nun extra kritisch und Salis äußerst traditionsbewusste Eltern Mamita (Marie-Philomène Nga) und Ousmane (Bass Dhem) können sich auch nicht so schnell daran gewöhnen, einen hellhäutigen Enkel zu haben. So müssen Paul und Sali gleich an mehreren Fronten kämpfen, um ihr neu gewonnenes Familienglück auch wirklich genießen zu können.
Kritik: Lucien Jean-Baptiste ist ein wahrer Tausendsassa des französischen Kinos. So war er bei seinem neuen Film „Zum Verwechseln ähnlich“ als Co-Autor aktiv, führte Regie, spielte die Hauptrolle und steuerte auch noch zwei Lieder zum Soundtrack bei. Nachdem ein solcher Film schon länger geplant war, sorgte ein realer Fall für die tatsächliche Umsetzung der Komödie. Das Niveau der Geschichte schwankt ein wenig. In seinen besten Momenten ist der Film urkomisch. So gehört die Sequenz, wenn die konservativen Schwiegereltern ihren weißen Enkel das erste Mal zu Gesicht bekommen zu den amüsantesten Teilen des Filmes. Auch Running Gags um den Alltagsrassismus, dem Sali während Spaziergängen mit Benjamin begegnet, gehören zu den überzeugenden Aspekten von „Zum Verwechseln ähnlich“. Die Auseinandersetzung mit einer Thematik, die eigentlich im 21. Jahrhundert keine Thematik mehr sein sollte, findet statt und gibt dem Zuschauer zumindest ein paar nachdenkliche Töne mit auf den Weg.
Dennoch ist die Komödie insgesamt ein wenig zu zahm. So bleibt die Geschichte ziemlich vorhersehbar und ein guter Teil des Humors hält sich in der klamaukigen Ecke auf. Bis auf eine vollkommen unnötige Szene, in der es Körperflüssigkeiten-Charme auf Adam Sandler-Niveau zu bewundern gibt, schießt der Film aber nie über das Ziel heraus. Selbst bei dem überdrehten Schlussakt der Geschichte funktioniert das Geschehen noch als kurzweilige Unterhaltung. Lucien Jean-Baptiste und Aïssa Maïga tragen als Ehepaar, das gerne mit veralteten Konventionen bricht, das Geschehen. Sie sind sympathisch, stellenweise amüsant und lassen in jedem Fall keine Zweifel daran, dass sie gute Eltern wären. Vincent Elbaz ist als etwas tumber bester Freund von Paul derjenige, der die meisten Lacher serviert bekommt. Die vielleicht putzigsten Parts gehören aber Marie-Philomène Nga und Bass Dhem, die sich als Großeltern so gar nicht damit anfreunden wollen, was ihre Tochter zur Familienplanung beiträgt.
Auch wenn sicherlich etwas mehr Tiefe in der Ausgangsgeschichte gesteckt hätte, zeigt Lucien Jean-Baptiste mit seinem neuen Film, wie ein sehr ernstes Thema mit leicht verdaulichem Witz kombiniert werden kann. Mal sehr treffend, dann wieder etwas zu harmlos setzt er sich mit dieser ungewöhnlichen Familienkombination auseinander und macht „Zum Verwechseln ähnlich“ am Ende zu einer schlicht und ergreifend sympathischen Komödie.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Neue Visionen, YouTube
Zum Verwechseln ähnlich
Originaltitel: | Il a déjà tes yeux |
Regie: | Lucien Jean-Baptiste |
Darsteller: | Aïssa Maïga, Lucien Jean-Baptiste, Zabou Breitman |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2016 |
Verleih: | Neue Visionen Filmverleih |
Länge: 95 Minuten | FSK: ab 0 Jahren |
Kinostart: | 13.07.2017 |
Facebook-Seite: | Zum Verwechseln ähnlich |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Neue Visionen
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.07.2017
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