Inhalt: An einem Abend in einer Disko hat der schüchterne Marco (Jannis Küster) die süße Barkeeperin Elena (Anna Sacher) kennen gelernt. Nach wenigen Stunden mit ihr war er sofort hin und weg. Doch am nächsten Tag war die junge Frau unauffindbar. Seitdem ist Marco auf der Suche nach ihr. Er ist schon kurz davor aufzugeben, als er in der Halloween-Nacht noch einmal probieren möchte, sie endlich wiederzufinden. Tatsächlich findet er bald eine erste Spur und mit Mia (Clara Imort) und Gabriel (André Decker) sogar zwei Unterstützer, die ihn auf seiner Reise begleiten. Schnell merkt er, dass ihn eine mysteriöse Gestalt (Elvis Clausen) auf seinem Weg durch die Stadt verfolgt. Während er und seine Begleiter immer mehr eigenartige und gefährliche Begegnungen haben, die alle in Verbindung zu Elena stehen, beginnen die Grenzen von Realität und Irrsinn immer mehr zu verschmelzen.
Kritik: Im Jahr 2014 feierte der damals erst 21 Jahre alte Regisseur Felix Maxim Eller mit der skurril-sympathischen Komödie „Young And Wild“, die unter anderem beim renommierten Max Ophüls Preis Beachtung fand, sein Debüt als Filmemacher. So lockte sein Erstling über 10000 Zuschauer in die Kinos. Nun hat der Film-Student aus Unna seinen zweiten Langfilm gedreht. Mit einem Mini-Budget von 40000 Euro hat er eine Mischung aus Liebesdrama und Mystery-Thriller geschaffen, die im Februar dieses Jahres auf dem Berlin Independent Film Festival uraufgeführt wurde. Durch „All Eyes On You“ gelingt dem Jung-Regisseur sogar der Sprung über den großen Teich. Beim Shanghai International Film Festival gehörte der Drama-Thriller-Mix zum offiziellen Programm und beim Kew Gardens Festival of Cinema in New York wurde der Film in gleich vier Wettbewerbs-Kategorien nominiert.
Tatsächlich zeigen Eller und sein Team, dass es nicht viel Geld braucht, um gutes Kino zu machen. Optisch und akustisch bewegt sich das Werk auf einem Level, das für diese Preisklasse nur als außergewöhnlich bezeichnet werden kann. Mit gutem Auge entsteht hier eine düstere, philosophisch angehauchte Atmosphäre, die den ambitionierten Film deutlich von vergleichbaren Werken abhebt. In teils zauberhaft fotografierten Szenen schafft „All Eyes On You“ Bilder, die im Kopf des Zuschauers bleiben. Da ist es auch zu verschmerzen, dass das anspruchsvolle Drehbuch gelegentlich an die eigenen Grenzen stößt. Die Geschichte möchte gar keine Fragen klar beantworten, sondern dem Publikum eine eigene Reise durch die finstere (Alb-)Traumwelt des Geschehens ermöglichen. Leider bleiben dabei stellenweise Handlungs-Motivationen auf der Strecke, die zu einem besseren Verständnis der aktuellen Situation beigetragen hätten.
Die eher unbekannte Besetzung löst ihre Aufgaben überaus ordentlich. Theater-Schauspieler Jannis Küster ist fast schon ein wenig zu ruhig, um als zentrale Figur zu funktionieren. Allerdings findet er in sozialer Unsicherheit und Verträumtheit von Marco eine gute Mischung, die immer zum Ton des Films passt. Clara Imort hat da einen weit geradlinigeren Part. Als Mia, die aus ziemlich schwierigen Verhältnissen kommt, gelingt es ihr, ein durchaus beachtliches Talent anzudeuten. André Decker, der schon in „Young And Wild“ einen erinnerungswürdigen Auftritt hatte, kann hier als Gabriel abermals eine charismatisch-schräge Rolle spielen. Mit Michael Bruch, der den Gangster Elias spielt und Karsten Jaskiewicz, der als wahrlich verstörender Horror-Clown auftritt, haben sich noch zwei Protagonisten aus Ellers Erstlingswerk unter die Nebendarsteller gemischt.
Selbst wenn nicht alle Aspekte des Films aufgehen, etabliert sich Felix Maxim Eller mit „All Eyes On You“ als hoffnungsvolles Talent des jungen deutschen Kinos. Trotz geringer Mittel zeigt er eine (vor allem) visuell sehr spannende, mysteriös-romantische Odyssee, die Beachtung verdient hat.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Lost Tape Official, YouTube
All Eyes On You
Originaltitel: | All Eyes On You |
Regie: | Felix Maxim Eller |
Darsteller: | Jannis Küster, Clara Imort, André Decker |
Genre: | Drama, Thriller, Mystery |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland |
Verleih: | Lost Tape |
Länge: | 89 Minuten |
FSK: | tba |
Mehr Informationen findet ihr auf der Facebook-Seite des Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 08.09.2018
Review: All Eyes On You (Kino)