Kino

Review: Alles Geld der Welt (Kino)

Das Hauptplakat von “Alles Geld der Welt” (© Tobis Film)

Inhalt: Der Teenager John Paul Getty III. (Charlie Plummer, „The Dinner“) lebt im Sommer 1973 mit seiner alleinerziehenden Mutter Gail (Michelle Williams, „Manchester by the Sea“) in Rom. Er ist der Enkelsohn von Öl-Magnat John P. Getty (Christopher Plummer, „Mr. Collins’ zweiter Frühling“), dem vielleicht reichsten Mann der Welt. Eines Abends wird der Junge von dem Gangster Cinquanta (Romain Duris, „Eine neue Freundin“) und seinen Kollegen entführt. Sie wollen 17 Millionen US-Dollar Lösegeld erpressen. Verzweifelt wendet sich Gail an ihren ehemaligen Schwiegervater. Obwohl dieser die Summe aus der Portokasse entrichten könnte, weigert er sich, den Kriminellen entgegen zu kommen.

Stattdessen schickt er den ehemaligen Geheimdienst-Mitarbeiter und Verhandlungsexperten Fletcher Chase (Mark Wahlberg, „Daddy’s Home 2“) nach Rom. Dieser vermutet schnell einen Komplott hinter dem Verschwinden des Jungen. Als sich dann aber auch die italienische Mafia in die Entführung einklinkt, gibt es bald einen sehr blutigen Beweis dafür, wie ernst die Lage ist. Doch während alle um das Leben von John Paul kämpfen, bleibt sein Großvater unerbittlich. Gail sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, ihren Sohn auch ohne finanzielle Hilfe zu befreien.

 

 

Da war die Welt der Familie Getty noch in Ordnung (© Tobis Film)

Kritik: Auch im gehobenen Alter ist der britische Regisseur Ridley Scott noch sehr aktiv. Nachdem er zuletzt mit „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (2015) und „Alien Covenant“ (2017) zwei Mal im Weltall unterwegs war, reist er nun für eine wahre Geschichte ins Italien der 1970er-Jahre. Basierend auf einem Roman von John Pearson beleuchtet er die Hintergründe eines Falls, der zu seiner Zeit um die Erde gegangen war. Bereits im Vorfeld sorgte der Film selbst ebenfalls für Schlagzeilen. So wurde der aufgrund des Hollywood-Sexskandals in Ungnade gefallene Kevin Spacey kurzerhand aus dem fertigen Film geschnitten und in – immerhin etwa 2,5 Millionen Euro teuren – Nachdrehs im November 2017 kurzerhand durch Christopher Plummer ersetzt. Wer das Endprodukt zwei Monate später sieht, in dem die Figur John P. Getty eine wahrlich nicht unerhebliche Rolle spielt, kann nur erahnen, wie viel Arbeit das Filmteam zuletzt bewältigt hat.

Doch auch davon abgesehen ist der Entführungs-Thriller ein beachtenswerter Film. Selbst wenn die 132 Minuten Spielzeit an manchen Stellen etwas ausufernd erscheinen und der Wahrheitsgehalt von ein paar Sequenzen doch etwas fragwürdig sein dürfte, entwickelt sich ein ziemlich packender Film. Hierbei sind natürlich zum einen die Szenen von dem überzeugenden Jungdarsteller Charlie Plummer (der in Realität nicht mit Christopher Plummer verwandt ist) in Gefangenschaft zu nennen, in denen er eine eigenartige Beziehung zu seinem Entführer Cinquanta aufbaut, der von einem kaum erkennbaren Romain Duris gespielt wird. Doch gerade die Probleme in der so klangvollen Familie Getty sorgen für die Highlights des Filmes.

Gail verhandelt mit den Entführern ihres Sohnes (© Tobis Film)

Dabei ist es abermals an Michelle Williams, mit einer grandiosen Leistung zu beeindrucken. Als gütige, herzliche Frau, die spürbar ein Leben in der oberen Schicht gewohnt ist, aber dazu in der Lage bleibt, ihre eigenen Kämpfe zu kämpfen, ist jede ihrer Szenen ein Hochgenuss. Die späte Verpflichtung von Christopher Plummer entpuppt sich als echter Coup. Wie vielseitig er den geizigen, kompromisslosen Geschäftsmann darstellt, gehört zweifelsohne zu den besten Leistungen seiner langen Karriere und bewegt sich auf Preis-Niveau. Nachdem er sich zuletzt hauptsächlich mit simpel gestrickter Unterhaltung beschäftigt hat, darf sich Mark Wahlberg in der Rolle des cleveren Ex-Agenten mal wieder als echter Schauspieler beweisen, was ihm ausnahmslos gut gelingt. In kleineren Rollen ergänzen Andrew Buchan („Broadchurch“), Stacy Martin („Nymphomaniac“) und Timothy Hutton („Experiment Killing Room“) die Besetzung.

Auch wenn dem Film am Ende doch ein Stück zum großen Wurf fehlt, ist das Endergebnis – gerade in Anbetracht der Ausgangslage – absolut sehenswert. So entpuppt sich „Alles Geld der Welt“ als spannende Entführungsgeschichte, die einen interessanten Blick hinter die Kulissen eines wahren Falls ermöglicht und von seinen starken Darstellern auch über die etwas schleppenden Momente getragen wird.

4 von 5 Punkten


Quelle: Tobis Film, Leinwandreporter TV, YouTube

Alles Geld der Welt

Originaltitel:All the Money In the World
Regie:Ridley Scott
Darsteller:Michelle Williams, Christopher Plummer, Mark Wahlberg
Genre:Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:USA/Italien, 2017
Verleih:Tobis Film
Länge: 132 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 15.02.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 15.02.2018
Review: Alles Geld der Welt (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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