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Review: Der Hauptmann (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von “Der Hauptmann” (© Weltkino)

Inhalt: Im Jahr 1945 steht der zweite Weltkrieg in seinen letzten Zügen, als der desertierte Gefreite Willi Herold (Max Hubacher) panisch vor dem Trupp des brutalen Hauptmann Junker (Alexander Fehling) flüchtet. Da entdeckt Herold am Straßenrand ein verwaistes Auto, in dem eine mit Orden dekorierte Hauptmanns-Uniform liegt. Er zieht die Uniform an und beginnt, sich als Wehrmachtsoffizier auszugeben. Schon bald findet er Soldaten wie Freytag (Milan Peschel, „Winnetou – Der Mythos lebt“) und Kipinski (Frederick Lau, „Spielmacher“), die sich ihm unterstellen. Als die kleine Gruppe ein Kriegsgefangenenlager erreicht, nutzt Herold die frisch gewonnene Macht, um sich als Gesandter von Hitler auszugeben. Es dauert nicht lange, bis die ersten Menschen für das Verhalten von „Hauptmann“ Herold einen hohen Preis bezahlen müssen.

Kritik: Im Jahr 2002 feierte der Stuttgarter Regisseur Robert Schwentke mit dem harten Thriller „Tattoo“ seinen Durchbruch. Es dauerte nicht lange, bis Hollywood auf ihn aufmerksam wurde. Nach Filmen wie „Flightplan“, „R.E.D.“ oder zuletzt „Insurgent“ und „Allegiant“ ist er jetzt zum deutschen Kino zurückgekehrt. Die Gründe für diesen Schritt in die alte Heimat sind vielfältig: So durfte er nicht nur zum ersten mal seit 14 Jahren wieder ein eigenes Drehbuch verfilmen. Darüber hinaus sollte „Der Hauptmann“ sein bislang anspruchsvollster Film sein. Tatsächlich basiert die kurios anmutende Prämisse auf dem wahren Willi Herold, der als „Henker von Emsland“ unrühmliche Geschichte schrieb. In stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bildern führt Schwentke mit einem wörtlichen Knall in den Film ein.

Herold schwört seine Truppe ein (© Weltkino)

Zu Beginn dürften die Zuschauer noch mit dem verfolgten Herold, der eher notgedrungen und mit fast schelmischem Witz in die neue Situation schlüpft, beinahe sympathisieren. Die Situation ändert sich bald, als der Protagonist beginnt, seine Möglichkeiten auszuschöpfen. In unnachgiebigen, beklemmenden Bildern zeigt der Film eine Gruppe von Normalos, die zugunsten der herrschenden Ideologie wirklich verstörende Taten begehen. Gerade diesbezüglich wirkt dieses vergessene Stück Geschichte (leider) ziemlich zeitlos. Die Entscheidung, Herold und dem Rest seiner Männer weder eine Hintergrundgeschichte noch ein Motiv für die Taten zu geben, macht den Film diesbezüglich noch effektiver. Da jetzt aber nur noch komplett unnahbare – weil fremde – Charaktere verbleiben, wirkt „Der Hauptmann“ in seinen immerhin 119 Minuten Spielzeit doch etwas zäh. Hinzu kommt, dass die Mischung von der skurrilen Ausgangssituation mit den monströsen Taten das Geschehen nicht immer rund wirken lässt.

Schauspielerisch ragt der junge Max Hubacher heraus. Irgendwo zwischen dem netten Nachbarsjungen und einem psychotischen Serienkiller entwickelt er eine der gruseligsten Figuren des Kinojahres. An seiner Seite können Milan Peschel als – eigentlich – harmloser Freytag und Frederick Lau als unberechenbarer Kipinski gefallen. Mit Darstellern wie Alexander Fehling, Samuel Finzi („HERRliche Zeiten“) und Waldemar Kopus („Babylon Berlin“) versammelt sich noch einiges an deutscher Schauspiel-Prominenz.

Insgesamt ist „Der Hauptmann“ ein eigenartiger Film. Von Momenten, die derart intensiv und schmerzhaft sind, dass der Zuschauer das Geschehen kaum aushalten kann, bis zu Phasen ziemlicher Belanglosigkeit, wird hier fast alles geboten. Selbst wenn zu keiner Zeit die faszinierende Prämisse komplett aufgeht, bleibt ein unangenehm-interessanter Film, der trotz vorhandener Probleme einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Kipinski sorgt gerne für Ärger (© Weltkino)

Der Film ist ab dem 07.09.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Der Schwarz-Weiß-Look kann zu großen Teilen überzeugen. Kontraste und Schwarzwert sind sehr knackig und auch die Grauabstufungen sehen gut aus. Schärfe und Detaildarstellung sind mit der Ausnahme von ein paar vereinzelten Szenen auf gutem Niveau. Manchmal ist ein leichtes Rauschen zu erkennen. Insgesamt ist das Bild aber ruhig und sauber.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton weiß für diese Art von Film zu gefallen. Darüber hinaus liegt noch eine Hörfilmfassung mit DTS-HD MA 5.1-Vertonung vor. Im Mittelpunkt steht natürlich die Dialogwiedergabe, die immer ohne Probleme und mit natürlichem Klang geliefert wird. Schüsse und eine große Explosion sorgen für die auffälligsten Effekte im Film. Aber auch die Hintergrundgeräusche aus dem Lager oder während einer Festivität sprechen die äußeren Boxen gut mit an. Dazu verfügt auch noch der enervierende Soundtrack über eine räumliche und recht dynamische Abmischung.

4 von 5 Punkten

Extras: Vier Interviews (26 Minuten), ein zweiteiliger „Hinter den Kulissen“-Beitrag (17 Minuten), drei kleine Featurettes über Entwurf und Soundtrack (insgesamt 13 Minuten), eine entfernte Szene (3 Minuten) sowie zwei Trailer komplettieren die Blu-ray.

3 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Weltkino, Leinwandreporter TV, YouTube

Der Hauptmann

Originaltitel:Der Hauptmann
Regie:Robert Schwentke
Darsteller:Max Hubacher, Milan Peschel, Frederick Lau
Genre:Drama, Kriegsfilm
Produktionsland/-jahr:Deutschland, Frankreich, Polen, 2017
Verleih:Weltkino
Länge:119 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Weltkino

 

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 05.09.2018
Review: Der Hauptmann (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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