Inhalt: In den 1920er-Jahren ist Reinhard Heydrich (Jason Clarke, „All I See Is You“) ein einfacher Soldat, als er die schöne Lina (Rosamund Pike, „7 Tage in Entebbe“) kennen lernt. Sie ist Mitglied der NSDAP, weswegen er auch beginnt, sich für Politik zu engagieren. Nach seiner Entlassung aus der Armee fokussiert er sich immer mehr auf seine Laufbahn in der Partei. Da Heinrich Himmler (Stephen Graham, „Film Stars Don’t Die In Liverpool“) von Heydrichs Ehrgeiz und Kompromisslosigkeit begeistert ist, ernennt er ihn zum Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Von Prag aus steuert Heydrich die Ermordung von zahllosen Juden.
Die Soldaten Jozef (Jack Reynor, „Free Fire“) und Jan (Jack O’Connell, „Tulpenfieber“) konnten sich vor dem Einmarsch der Nazis nach Schottland absetzen. Von dort aus organisiert sich ein Widerstand. Unter dem Decknamen „Operation Anthropoid“ planen sie ein Attentat auf Reinhard Heydrich. Der soll der erste hochrangige Nazi-Offizier werden, der durch einen Mordanschlag stirbt. Doch der gut informierte Reichsprotektor wartet schon auf seine potenziellen Mörder.
Kritik: Die wahre Geschichte des Attentats wurde 2010 von dem französischen Autor Laurent Binet in dem Roman „HHhH“ (kurz für „Himmlers Hirn heißt Heydrich) verarbeitet. Die Adaption von einem der bekanntesten Anschläge während des zweiten Weltkrieges wurde zum Hit, weswegen auch eine Verfilmung nicht lange auf sich warten ließ. Bereits 2016 erschien der Film „Operation Anthropoid“, in dem Jamie Dornan und Cillian Murphy die Attacke auf Reinhard Heydrich planen durften. Nur ein Jahr später veröffentlichte Cédric Jimenez („Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille“) seine Interpretation der Ereignisse. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit, zwei Filme über das gleiche Thema in derart kurzer Zeit auf den Markt zu bringen, stellt sich natürlich. Wie der Titel schon vermuten lässt, wird hier aber (zunächst) ein anderer Blickwinkel gewählt. Der Film konzentriert sich auf den Aufstieg eines unscheinbaren Mannes, der zum skrupellosen Massenmörder wird.
Es ist ebenso unangenehm wie faszinierend zu sehen, wie sich der einst so unambitionierte Heydrich von seiner Frau zu einer derartigen Karriere motivieren lässt. Starke Momente, in denen er Widersacher erpresst und manipuliert sowie die gefühlte Wertigkeit von Menschenleben immer kleiner werden lässt, lassen einen kraftvollen Film entstehen. Dabei wird das Geschehen von einem hervorragenden Jason Clarke getragen. Er spielt Heydrich zwar kühl und angsteinflößend, schafft es aber, ihm eine menschliche, fast sympathische Seite zu bewahren. So wird die Figur noch einmal deutlich effektiver. Rosamund Pike verdient sich als Lina Von Osten ein ähnlich großes Lob. Als verführerische und manipulative Frau, für die der eigene Aufstieg über allem steht, zeigt sie wieder einmal, was für eine intelligente Schauspielerin sie ist. Stephen Graham als Heinrich Himmler zu besetzen, ist eine eigenwillige, aber durchaus funktionierende Wahl gewesen.
Nach der starken ersten Hälfte kommt es zu einem kompletten Richtungswechsel. Plötzlich liegt der komplette Fokus auf den Attentätern, was in o.g. Film bereits sehr ähnlich und etwas besser gezeigt wurde. Der selbstlose Weg der beiden Soldaten ist natürlich durchaus interessant, wird hier aber eher generisch nachgezeichnet, weswegen sich „Die Macht des Bösen“ im zweiten Teil wie ein anderer Film anfühlt. Daneben wird diese Geschichte ziemlich ausgedehnt, was für Längen in der Spätphase sorgt. Keinerlei Schuld trifft hier die Darsteller aus diesem Teil des Films. Jack Reynor und Jack O’Connell sind als junge Idealisten, die das eigene Wohl und die Träume für das Ziel des Attentats aufgeben, durchweg überzeugend. Auch die zuletzt selten besetzte Mia Wasikowska („Crimson Peak“) hat noch ein paar brauchbare Momente.
Die spannende Geschichte um die Operation Anthropoid bietet einige Facetten, weswegen sich mehrere Interpretationen anbieten. Wie deutlich dieses Werk in zwei Teile zerfällt, ist aber dennoch erstaunlich. Nach einer harten und provokanten Startphase geht „Die Macht des Bösen – The Man With The Iron Heart“ zu einer äußerst konventionellen Erzählung über, weswegen am Ende sehr viel Qualität auf der Strecke bleibt.
Der Film ist ab dem 17.05.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Hier wurde auf Film gedreht, was mit einem knackig-körnigen Look gut zum Geschehen passt. Schärfe und Detaildarstellung sind allenfalls bei den Nahaufnahmen wirklich gut, wirken ansonsten meistens eher mittelmäßig. Die Farben sind etwas entsättigt und werden häufig braun oder blau-grau gefiltert. Auch die Kontraste sind etwas flach eingestellt und der Schwarzwert kann sich nicht immer gegen die Filter durchsetzen. So bleibt ein eher durchwachsener Gesamteindruck.
3 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind eher unspektakulär, aber verlustfrei. Einen großen Teil der Zeit fokussiert sich der Sound auf eine saubere Dialogwiedergabe. Wenn Schüsse fallen, werden die äußeren Boxen ordentlich mit eingebunden. Gerade beim Schlussakt gibt es so dann doch einige Effekte. Daneben sorgen die Musik und die Hintergrundatmosphäre bei Massenszenen für gelegentliche räumliche Aktivität.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Making of (22 Minuten), vier Interviews mit Regisseur und Hauptdarstellern (18 Minuten), eine Bildergalerie und ein Trailershow ergänzen die Blu-ray.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: KSM Film, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | The Man With The Iron Heart (bzw: HHhH) |
Regie: | Cédric Jimenez |
Darsteller: | Jason Clarke, Jack O'Connell, Jack Reynor, Rosamund Pike, Mia Wasikowska, Stephen Graham, Noah Jupe, Volker Bruch |
Genre: | Kriegsfilm, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich/Belgien/Ungarn, 2017 |
Verleih: | KSM Film |
Länge: | 120 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von KSM Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 17.05.2018
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