Inhalt: Seit frühester Jugend hängt John Callahan (Joaquin Phoenix, „Inherent Vice – Natürliche Mängel“) an der Flasche und genießt das Partyleben. Er sieht auch keinen Grund, etwas an seinem Lebenswandel zu ändern, bis es zu einem verhängnisvollen Unfall kommt: Sein ebenfalls hochgradig alkoholisierter Kumpel Dexter (Jack Black, „Jumanji – Willkommen im Dschungel“) schläft am Steuer seines Wagens ein, als die beiden auf dem Weg von einer Party zur nächsten sind. Fortan ist John querschnittsgelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Nachdem der erste Schock verdaut ist, will er seinem Dasein einen neuen Sinn geben und schließt sich den Anonymen Alkoholikern an. Dort trifft er auf den smarten Donny (Jonah Hill, „The Wolf of Wall Street“), der eine ganze Reihe von trockenen Trinkern betreut und in seinem Wohnzimmer eine eigene Gruppe abhält. Tatsächlich gelingt es John, über längere Zeit trocken zu bleiben und als Comiczeichner Ablenkung zu finden. Zu seiner Überraschung beginnen die Leute bald, sich für seine derb-sarkastischen Werke zu interessieren.
Kritik: Gus Van Sant ist ein Geschichten-Erzähler. Mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art hat er über die Jahre schon wirkliche Fußstapfen in Hollywood hinterlassen. Selbst wenn Fehlschläge wie zuletzt „The Sea of Trees“ oder natürlich das Remake von „Psycho“ in seinem Lebenslauf zu finden sind, hatte er bereits zahlreiche schöne – und oft auch preisgekrönte – Werke zu verantworten. Ob diese Verfilmung der Autobiographie des 2010 verstorbenen Comic-Künstlers John Callahan seine Trophäen-Sammlung vergrößern wird, muss sich noch zeigen. In jedem Fall ist „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ eine sympathische Mischung aus Alkoholiker-Drama und Inspirations-Geschichte. Der Regisseur verzichtet auf große künstlerische Wagnisse und inszeniert geradlinig, funktionstüchtig und überraschungsarm.
Gerade während der Alkoholiker-Treffen bei Donny hat der Film seine besten Phasen. Hier sorgen die gut harmonierenden Darsteller und die schrulligen Dialoge für Unterhaltungswert. Ansonsten ist der ungewöhnliche Werdegang der Hauptfigur vom versoffenen Partykönig zum kontrovers diskutierten, international anerkannten Comiczeichner interessant genug, um den Film ohne große Durchhänger 113 Minuten mit Inhalt zu füllen. Wie typisch, kann Van Sant auf eine erstklassige Besetzung zählen. Nach seinem verstörenden Horrortrip in „A Beautiful Day“ zeigt Joaquin Phoenix erneut, was er für einen unglaublich wandelbarer Schauspieler ist. Als schwieriger John, der verzweifelt nach seiner neuen Bestimmung sucht, ist er der Dreh- und Angelpunkt des Filmes. Jonah Hill ist kaum wiederzuerkennen und liefert als wortgewandter Betreuer der Alkoholiker einen darstellerisch erneut starken Auftritt.
Rooney Mara („Una und Ray“) zeigt als Krankenpflegerin Annu eine fast schon feenhafte Vorstellung. Jack Black darf eine unangenehme, selbstgefällige Nervensäge spielen, was natürlich ein ziemlich undankbarer Job ist. In der AA-Gruppe ist eine ganz Fülle von Charakterköpfen zu finden. Besonders erwähnenswert ist hierbei sicherlich Sängerin Beth Ditto, die ihren ersten nennenswerten Spielfilm-Auftritt hat und dabei einen überzeugenden Job macht. Dazu ist auch noch die deutsche Ikone Udo Kier („Downsizing“) Teil der illustren Runde.
Da bei den Filmen von Gus Van Sant öfters „ganz oder gar nicht“ gilt, ist es fast schon ein wenig überraschend, dass „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ einfach nur als ordentlich bezeichnet werden kann. In dem äußerst konventionellen, handwerklich einwandfreien Film greift ein einfaches, klares Konzept, was zusammen mit den erwartet guten Darstellern für zufriedenstellende Kino-Unterhaltung sorgt.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: NFP, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot |
Regie: | Gus Van Sant |
Darsteller: | Joaquin Phoenix, Jonah Hill, Ronney Mara, Jack Black |
Genre: | Drama, Biographie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | NFP marketing & distribution* |
Länge: | 113 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 14.08.2018
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