Blu-ray

Review: Feinde – Hostiles (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von “Feinde – Hostiles” (© Universum Film)

Inhalt: Kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts hat der vielfach dekorierte Offizier Joseph J. Blocker (Christian Bale, „The Promise – Die Erinnerung bleibt“) im Kampf gegen die Indianer fast schon alles erlebt. Deswegen ist er auch wenig begeistert, als er den alten, kranken, aber äußerst gefürchteten Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi, „A Million Ways To Die In The West“) mit dessen Familie für seinen Lebensabend zurück in dessen Reservat geleiten soll. Auf dem Weg sorgen ein unwirtliches Land und aggressive Feinde dafür, dass sich die Zweckgemeinschaft bald mehr zusammenrotten muss. Auf ihrer Reise rettet die Gruppe die Witwe Rosalie Quaid (Rosamund Pike, „Die Macht des Bösen – The Man With The Iron Heart“), deren Familie von Komantschen ermordet wurde. Obwohl es immer wieder zu Rückschlägen kommt, müssen die routinierten Blocker und Yellow Hawk einsehen, dass sie auch im gehobenen Alter noch etwas lernen können.

 

Kritik: Seit seinen Anfängen ist Scott Cooper ein ausgesprochen ambitionierter Filmemacher, dem nur ein kleiner Tick fehlt, um wirklich besonderes Kino zu machen. Schon sein Debüt „Crazy Heart“, das Oscars für Hauptdarsteller Jeff Bridges und den Song „The Weary Kind“ gewann, passt in diese Kategorie. Der Nachfolger „Auge um Auge – Out Of the Furnace“ schaffte es trotz einer Fabel-Besetzung und einer spannenden Prämisse nur bedingt, überdurchschnittlich zu erscheinen. Zuletzt wirkt auch der Mafia-Thriller „Black Mass“ trotz eines tollen Johnny Depp eher ernüchternd. In allen Filmen zeigt Cooper eine karge, atmosphärische Kulisse, verpasst es aber, dem (gerne etwas schleppenden) Plot dafür mehr Leben zu geben. Zumindest kann behauptet werden, dass dieser Regisseur einen klaren Stil hat.

Blocker und Yellow Hawk müssen sich einigen (© Universum Film)

Auch sein vierter Film fügt sich wieder genau in dieses Muster. Der mit 134 Minuten Spielzeit abermals ausufernde Neo-Western lebt von seinen erstklassigen Bildern. Gemeinsam mit Kameramann Masanobu Takayanagi findet er eine Mischung von kühlen, aber schönen Landschaftsaufnahmen und Nahaufnahmen der verbitterten Gesichter der Figuren. Optisch wird die fast perfekte Grundlage gelegt, eine packende Geschichte über Menschlichkeit unter erschwerten Bedingungen zu erzählen. Leider geht dieser Plan von „Feinde – Hostiles“ nur in den seltensten Fällen auf. Der Film nimmt sich oft zu viel Zeit, sich in geschwätzigen Szenen zu ergehen. Dabei sind es gerade die intensiven Kampfsequenzen und die stillen Momente, in denen der Film seine Stärken hat.

Gerade bei der zentralen Rassismus-Thematik steht sich der Film selbst auf den Füßen. So werden Ureinwohner und Soldaten nie auf Augenhöhe gezeigt. Viel mehr dienen der von Wes Studi souverän verkörperte Häuptling und seine Familie mehr als Stichwortgeber, statt wirklich eigenständige Figuren zu sein. Christian Bale ist als geläuterter, sichtbar harter Offizier so gut, wie das Material es ihm erlaubt. Rosamund Pike zeigt als traumatisierte Witwe abermals, dass sie eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation ist. Eine Nebenbesetzung mit Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“), Stephen Lang („Don’t Breathe“), Bill Camp („Die Frau, die vorausgeht“), Jesse Plemons („Die Verlegerin“), Peter Mullan („Ozark“), Paul Anderson („Brimstone“) und Ben Foster („Leave No Trace“) ist ausgesprochen klangvoll, darf aber nicht wirklich auffällig agieren.

Auch in seinem vierten Anlauf gelingt es Scott Cooper nicht, großartige Anlagen zu einem herausragenden Film umzusetzen. Trotz virtuoser Bilder und einer klugen, zeitgemäßen Prämisse schafft es „Feinde – Hostiles“ zu selten, sein Publikum wirklich zu packen. Diese Probleme haben vor allem mit einem äußerst plätschernden Erzähltempo zu tun. Da darüber hinaus der sehr ungleichmäßig verteilte Fokus zentralen Punkten wie Versöhnung und Hoffnung entgegenwirkt, wirkt das immer noch brauchbare Gesamtergebnis wie eine verpasste Chance.

Noch haben sich die Reihen der Soldaten nicht gelichtet (© Universum Film)

Der Film ist ab dem 12.10.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3 von 5 Punkten

 

Bild: Der Film sieht absolut großartig aus. Schärfe, Bildtiefe und Detaildarstellung sind konstant ziemlich beeindruckend. Die Farbpalette ist abwechslungsreich, knackig und wirkt immer natürlich. Kontraste und Schwarzwert sind abgesehen von ein paar bewussten, stilistischen Entscheidungen ebenfalls auf Toplevel. Bis auf eine zur Stimmung passende, leichte Körnung sind die Aufnahmen immer sauber und ruhig.

4,5 von 5 Punkten

Ton: Während die deutsche Version in einer guten DTS-HD MA 5.1-Fassung vorliegt, gibt es eine exzellente englische Dolby Atmos-Vertonung (die auch noch verlustlos heruntergerechnet wird). Auch wenn die englische Fassung noch ein bisschen voller wirkt, sind beide Versionen auf mehr als zufriedenstellendem Niveau. Die Hintergrundgeräusche, die die äußeren Boxen sehr regelmäßig einbinden, sorgen für eine intensive Atmosphäre. Auch der starke Soundtrack wurde wunderbar räumlich abgemischt. Selbst wenn der Film kein Effektfeuerwerk ist, klingen die abgefeuerten Schüsse ausgesprochen satt. Dazu sind die Dialoge immer priorisiert und problemlos verständlich.

4,5 von 5 Punkten

Extras: Ein dreiteiliges, äußerst ausführliches Making of (insgesamt 63 Minuten), fünf Interviews mit Darstellern und Regisseur (insgesamt 13 Minuten) und ein paar Trailer komplettieren die Blu-ray.

3,5 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Universum Film, LeinwandreporterTV, YouTube

Feinde - Hostiles

Originaltitel:Hostiles
Regie:Scott Cooper
Darsteller:Christian Bale, Rosamund Pike, Wes Studi
Genre:Western, Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2018
Verleih:Universum Film
Länge:134 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Films

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 11.10.2018
Review: Feinde – Hostiles (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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  • Ein seltener Edelstein unter den Neowestern. Hier werden oftmals nur die Auswirkungen von überbordenden Gräueltaten wie Vergewaltigungen gezeigt, neben ergreifenden Emotionen, die so eine noch tiefgehendere Wirkung erzielen. Beide Aspekte werden dann durch niveauvolle Dialoge und ständig steigender Spannung zu einem überraschenden und doch zufriedenstellenden, optionalen Happy End geführt.
    Captain Joe Blocker (Christian Bale), war früher einmal nicht gerade ein Freund der Indianer. Jetzt soll er als letzten Auftrag den kranken Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) und seine Familie nach Montana begleiten. Unterwegs treffen sie auf Rosalee Quaid (Rosamunde Pike), deren Familie von den Komantschen umgebracht wurde. Kurze Seelenpflege für alle bei Lagerfeuerromantik, bis die Realität wieder gnadenlos zuschlägt. Der Trupp wird von weißen Trappern überfallen, die Frauen vergewaltigt. Und zwar sowohl Rosalee als auch die Frau des Häuptlings Elk Woman (Q’orianka Kilcher). Weiße und Rothäute werden gleichermaßen zu Leitragenden. In Gesprächen unter den Soldaten als auch beim Dinner der Offiziere werden die Vergehen der Weißen an den Indianern von allen rückhaltlos kritisiert. Zwischen Joe und Rosalee entwickelt sich allmählich ein Vertrauensverhältnis, das durch das warmherzige Cameo von Leutnant Ross (Peter Mullen) noch vertieft wird. Auch das Verhalten zwischen Elk Woman und Rosalee, sowie das zwischen Yellow Hawk und Joe bekommt menschliche Züge des gegenseitigen Verstehens. Der Häuptling ‘Danke für deine Güte. Dein Geist ist für immer in meinem Innern.‘ Später erwidert Joe ‘Ein Teil von mir stirbt mit dir.‘
    Rosamunde Pike beweist hier wieder einmal ihre schauspielerische Wandlungsfähigkeit: nach der Welt der Jane Austen, in die Welt der griechischen Mythologie, wo sie ganz handfest und brachial gegen den Zorn der Titanen kämpft und jetzt im Wilden Westen.
    Der Plot findet seinen dramaturgischen Höhepunkt, wenn beim Begräbnis von Yellow Hawk ein weißer, rassistischer Großgrundbesitzer Joes Truppe von seinem angeblichen Land zu vertreiben versucht, obwohl Joe ein Schreiben des amerikanischen Präsidenten vorweisen kann. Alle Beteiligten zielen mit Colt und Gewehr auf einander…
    Für das Ende hat Newcomer Regisseur Scott Cooper noch ein Schmankerl für Happy End Fetischisten: lange Einstellung von Joe und Rosalee am Bahnhof: fast wortlos, nur Sphärenklänge, Rosalee verdrückt ein Tränchen. Die Zuschauer suchen die Taschentücher…

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