Inhalt: Victoria (Birgitte Hjort Sørensen) lässt sich durch kaum etwas aus der Ruhe bringen. Als alleinerziehende Mutter des sechs Jahre alten Oskar (Virgil Katring-Rasmussen) hat sie es fast beiläufig geschafft, bei einem Unternehmen für Drohnen-Technik Karriere zu machen. Obwohl sie wöchentlich zwischen Kopenhagen und Stockholm pendeln muss, hat sie einen gut organisierten und auf ihren Sohn abgestimmten Alltag. Auf einer Messe in Frankfurt trifft sie nach Jahren den ehemaligen Studienkollegen Iyad (Ardalan Esmaili) wieder. Da dieser inzwischen als Journalist für ein Technik-Magazin arbeitet, verabreden die beiden ein Interview in Victorias Wohnung in Kopenhagen. Nachdem das freundliche Gespräch beendet ist, kommt der Schock: Iyad nimmt Victoria und Oskar als Geiseln. Er ist Mitglied einer aktiven Terrorgruppe und benötigt ihre Drohnen-Expertise, um einen Plan auszuführen. Währenddessen ist ein Geheimdienst-Team um Eva (Tova Magnusson) und Jesper (Joachim Fjelstrup) fieberhaft auf der Suche nach einer Langstreckenrakete, die sich in Dänemark befinden soll. Die Zeit drängt, da alles dafür spricht, dass ein verheerender Terroranschlag in Skandinavien bevorsteht.
Kritik: Terrorismus-Thriller im Serienformat sind spätestens seit dem durchschlagenden Erfolg von „Homeland“ absolut etabliert. Zuletzt bekam auch Tom Clancy-Charakter „Jack Ryan“ seine (überraschend vielschichtige) Adaption auf dem kleinen Bildschirm. Doch auch außerhalb aufwändiger US-Produktionen gibt es Serien aus dem Subgenre, die mindestens einen Blick wert sind. Ein starkes Beispiel liefert die schwedisch-dänische Produktion „Greyzone – No Way Out“. Hier gelingt es in den zehn Episoden, einen handelsüblichen Thriller mit einem intensiven Charakterdrama zu verbinden. So sind es weniger die souverän erzählten Polizei-/Geheimdienst-Ermittlungen, die hier hervorstechen. Dafür ist die Entführungsgeschichte, in der sich Victoria, ihr kleiner Sohn Oskar und der ungebetene Hausgast Iyad konsequent weiterentwickeln, die Hauptquelle für spannendes und interessantes Fernsehen.
Dabei sind die Drehbücher hervorzuheben, die sich durchaus kritisch mit allen Seiten eines solchen Problems auseinandersetzen und sich auch nicht scheuen, ein paar unangenehme Fragen zu stellen. Kleine Seitenhiebe auf Politik und Medienlandschaft werden auch immer wieder in den Plot eingestreut. Bis zum Finale bleibt die Serie dabei temporeich und kurzweilig, ohne groß an Substanz einzubüßen.
Birgitte Hjort Sørensen ist als entführte Mutter und Drohnen-Expertin Victoria absolut großartig. Ihr gelingt es, die liebende Mutter, die verängstigt und vorsichtig ist, aber immer nervenstark genug bleibt, um an der Situation nicht zu zerbrechen, immer glaubwürdig mit Leben zu füllen. Ähnlich vielschichtig ist Ardalan Esmaili als Antagonist Iyad, der mehr als ein klassischer Bösewicht ist. So wirkt er bedrohlich genug, um eine Powerfrau wie Victoria unter Kontrolle zu halten, bleibt aber menschlich nahbar und nachvollziehbar. Bewundernswert ist die Leistung von Virgil Katring-Rasmussen, der als Kind in dieser Ausnahmesituation zu jeder Zeit überzeugt. Tova Magnusson als kluger Workaholic Eva und Joachim Fjelstrup als empathischer, aber widerspenstiger Jesper liefern absolut brauchbare Auftritte, haben aber keine Charaktertiefe wie ihre genannten Kollegen. Der aus dem deutschen Kino und Fernsehen bekannte Kida Khodr Ramadan („Nur Gott kann mich richten“) ist in einer größeren Nebenrolle als gnadenloser Terrorist zu sehen.
Selbst wenn die beiden verschiedenen Hauptbereiche der Serie nicht ganz gleichberechtigt sind, ist dieses skandinavische Thriller-Drama absolut gelungen. Die Macher schaffen es, spannende Unterhaltung zu liefern und dabei Gegebenheiten und Blickwinkel einer sehr realen Problematik zu hinterfragen. So kann „Greyzone – No Way Out“ ohne Bedenken als Geheimtipp bezeichnet werden.
Die Staffel ist ab dem 12.10.2018 auf DVD erhältlich. Die ersten beiden Episoden waren im Programm des Film Festival Cologne 2018 zu sehen.
4 von 5 Punkten
Bild: Für eine eher kleine TV-Serie sieht „Greyzone“ wirklich gut aus. Schärfe und Detaildarstellung sind (gemessen an DVD-Standards) auf ziemlich hohem Niveau. Die Farben sind zwar oft eher kühl, sehen aber immer natürlich aus. Auch Kontraste und Schwarzwert schwächeln nur sehr vereinzelt. Ein leichtes Rauschen mindert den sauberen, ruhigen Gesamteindruck nicht.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der originale Dolby Digital 5.1-Ton fokussieren sich natürlich größtenteils auf eine problemlose Dialogwiedergabe. Da überrascht es nicht, dass sich große Teile der Vertonung im Zentrum abspielen. In ein paar Szenen gibt es dafür erstaunlich kräftige Effekte. Auch die eingängige Intro-Musik punktet mit sattem Sound, was für einen unerwartet guten Gesamteindruck sorgt.
4 von 5 Punkten
Extras: Einige Interviews mit Cast und Crew (48 Minuten) ergänzen zusammen mit ein paar Trailern die Box.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Krimikollegen, YouTube
Originaltitel: | Gråzon |
Autoren: | Morten Dragsted, Oskar Söderlund, Mikkel Bak Sørensen, Rasmus Thorsen |
Darsteller: | Birgitte Hjort Sørensen, Ardalan Esmaili, Joachim Fjelstrup |
Genre: | Krimi-/Thriller-Serie |
Produktionsland/-jahr: | Schweden/Dänemark, 2018 |
Verleih: | Edel:motion |
Länge: | 10 x 43 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Glückstern PR
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 16.10.2018
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