Inhalt: Sie bevorzugen ein Doppel-Date der anderen Art: Gemeinsam ziehen die Pärchen Denise (Erin Daniels, „The Bling Ring“) und Jerry (Chris Hardwick), sowie Bill (Rainn Wilson, „MEG“) und Mary (Jennifer Jostyn) durch die Gegend und erkunden morbide Legenden. Als sie auf die Tankstelle/das Grusel-Museum des schrägen Captain Spaulding (Sid Haig, „Bone Tomahawk“) stoßen, sind sie sofort begeistert. Dann erzählt dieser ihnen noch von der örtlichen Schauergeschichte des Killers Dr. Satan – womit das Quartett ein neues Reiseziel gefunden hat. Kurz nachdem sie die einheimische Anhalterin Baby Firefly (Sheri Moon Zombie) aufgelesen haben, erleidet das Auto der Truppe eine Reifenpanne. Da Babys Bruder einen Abschleppwagen hat, gewährt sie den hilfsbereiten Reisenden bei sich Unterschlupf. Während die zwei Pärchen nach und nach die gesamte – ausgesprochen eigenartige – Familie um die extravagante Mutter (Karen Black) und ihren einschüchternden ältesten Sohn Otis (Bill Moseley, „Texas Chainsaw“) trifft, ahnen sie noch nicht, in was für einer Situation sie sich befinden. Erst zu spät fällt ihnen auf, dass die Familie nicht ein bisschen sonderbar ist, sondern aus mörderischen Psychopathen besteht.
Kritik: Schon Mitte der 1980er-Jahre feierte Rob Zombie als Frontmann der Band White Zombie bekannt. Inzwischen ist er seit über 15 Jahren als Regisseur im Horrorkino erfolgreich. Selbst wenn seine letzten Filme qualitativ zwischen mittelmäßig („The Lords of Salem“) und grausig („Halloween II“, „31“) pendelten, kann er sich immer noch auf eine treue Fan-Base verlassen. Diese konnte er hauptsächlich mit seinen ersten beiden Film gewinnen, die sich rund um die Mörder-Familie Firefly drehen. Doch während die Fortsetzung „The Devil’s Rejects“ ein wunderbar dreckiges, atmosphärisch-zynisches Roadmovie ist, leider sein Erstlingswerk aus dem Jahr 2003 – das jetzt erstmals ungeschnitten erschienen ist – unter zahlreichen Problemen. Es ist absolut offensichtlich, dass Zombie ein großer Genre-Fan ist und seinen Idolen hier Tribut zollen möchte.
Obwohl es hier schon Elemente gibt, die den folgenden Kult (teilweise) nachvollziehbar machen, ist „Haus der 100 Leichen“ zu chaotisch und anstrengend, um wirklich auf eigenen Füßen zu stehen. Zu Beginn zitiert Zombie zwar etwas zu deutlich „From Dusk Till Dawn“, schafft es aber, Exploitation-Horror mit einer gewissen Atmosphäre und Unterhaltungswert zu erschaffen. Einzig die merkwürdigen Zwischenschnitte, die sich ziellos über den ganzen Film erstrecken, fallen hier störend ins Gewicht. Es wird schnell offensichtlich, weshalb wahrscheinlich jeder Fan das Werk mit dem (mit überraschend wenig Spielzeit ausgestatteten) Charakterkopf Sid Haig verbindet. Sein Horror-Clown Captain Spaulding vereinigt mit heruntergekommenem Look und derbe-sarkastischem Mundwerk die erinnerungswürdigen Momente des Films auf sich und liefert fast im Alleingang eine gelungene Einführung.
Fortan begibt sich der Film in eine Abwärtsspirale, die kaum aufzuhalten ist. Wie von Rob Zombie inzwischen gewohnt, sind seine positiv besetzten Figuren zu nervig und unsympathisch, um wirklich mit ihnen fiebern zu können. Solange der Film noch ein gewisses Maß an Geradlinigkeit hat, bleiben zumindest die schrillen Bösewichter, die für ein wenig Unterhaltungswert sorgen. Gerade Kultstar Karen Black, die eine absolute Over-the-Top-Performance als Familienoberhaupt abliefert, hat noch ein paar nette Momente. Wenn der Film einmal aufrichtig bedrohlich ist, hat das hauptsächlich mit dem Auftritt von Horror-Ikone Bill Moseley zu tun. Auch Sheri Moon Zombie – die Ehefrau des Regisseurs – zeigt als komplett überdrehte und zwischen kindlich und verführerisch alternierende Baby die wahrscheinlich brauchbarste Rolle ihrer Karriere. Weitere prominente Schauspieler wie Walton Goggins („Tomb Raider“) und Tom Towles als Polizisten bekommen gar nichts zu tun.
So geht der Film nach und nach mehr aus dem Leim und zeigt einen Schlussakt, in dem wohl kein Zuschauer mehr weiß, was zwischen blutigen Gedärmen, hektischen Schnitten, bizarren Fratzen und reiner Dunkelheit gerade passiert. Dazwischen ergötzt sich Zombie immer wieder an reinem Sadismus, der als Ersatz für Spannung herhalten muss. Besonders negativ muss hier eine Hinrichtungsszene erwähnt werden, die in ihrer Inszenierung schlicht geschmacklos ist.
Mit Ausblick auf den 2019 erscheinenden dritten Teil „3 From Hell“ muss gehofft werden, dass sich Rob Zombie deutlich am weit besseren „The Devil’s Rejects“ orientiert. Nach einer ordentlichen Startphase war es in seinem überladenen, unübersichtlichen und brutalen Erstling „Haus der 1000 Leichen“ den Darstellern um den großartigen Sid Haig zu verdanken, dass dieser Film über – vereinzelte – bleibende Qualitäten verfügt.
Der Film ist ab dem 22.11.2018 ungeschnitten auf DVD und Blu-ray erhältlich.
2 von 5 Punkten
Bild: Natürlich verwendet der Film zahlreiche Exploitation-Spielereien, wo das Bild gar nicht gut aussehen möchte. Davon abgesehen ist die optische Qualität dieses – nun auch schon 15 Jahre alten – Low Budget-Films recht hoch. Schärfe und Detaildarstellung sind meistens ordentlich, selbst wenn sich ein guter Teil des Bildes im ziemlich Dunklen abspielt. Die abwechslungsreiche Farbpalette vermittelt immer die Stimmung, auf die Rob Zombie aus ist. Kontraste und Schwarzwert sind ebenfalls auf einem meistens überzeugenden Level. Unsauberkeiten und Körnung vermitteln fast durchgängig den Anschein (wenn vorhanden), bewusst eingefügt worden zu sein.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind fast ausnahmslos auf gutem Level. Die Dialoge sind immer problemlos zu verstehen. Der rockige Soundtrack bindet die äußeren Boxen gut mit ein. Gerade in der zweiten Hälfte sorgen ein paar gute Effekte dafür, dass es zumindest akustisch nennenswerte Horror-Atmosphäre gibt.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Audio-Kommentar von Rob Zombie, ein „Hinter den Kulissen“-Featurette (3 Minuten), drei Clips von Aufnahmen der Proben (16 Minuten), ein paar aneinander geschnittene Interviews (15 Minuten) und eine Reihe an Trailern ergänzen die Blu-ray.
3 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: 7even3hreeTv, YouTube
Haus der 1000 Leichen
Originaltitel: | House Of 1000 Corpses |
Regie: | Rob Zombie |
Darsteller: | Sid Haig, Karen Black, Bill Moseley, Sheri Moon Zombie |
Genre: | Horror |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2003 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 89 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 26.11.2018
Review: Haus der 1000 Leichen – Uncut (Blu-ray)