Inhalt: Der ehemalige Harvard-Student James Averill (Kris Kristofferson, „Cold Blood“) kehrt 1890 nach Johnson County zurück, um dort als Federal Marshall für Recht und Ordnung zu sorgen. Der Bezirk ist vor kurzem das Ziel zahlreicher armer Einwanderer aus Osteuropa geworden, die sich ein neues Leben aufbauen möchten. Die reichen Farmer und Grundbesitzer um den einflussreichen Frank Canton (Sam Waterston, „Killing Fields – Schreiendes Land“) wollen die Neuankömmlinge so schnell es geht wieder los werden. Sie stellen eine Todesliste mit 125 Namen auf, um die Leute zu verängstigen und zu verjagen. Auch Männer wie Nathan (Christopher Walken, „God’s Army II – Die Prophezeiung“) und Billy (John Hurt, „Jackie – Die First Lady“), mit denen James seit Jahren befreundet ist, werden in den Konflikt verwickelt. Selbst die Prostituierte Ella (Isabelle Huppert, „Elle“), in die James und Nathan gleichermaßen verliebt sind, muss aufgrund der Todesliste gewaltig um ihre Gesundheit fürchten. Die angeheizte Stimmung in der Region wird immer bedrohlicher. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer blutigen Explosion kommt.
Kritik: Eigentlich sollte „Heaven’s Gate“ das neue Aushängeschild für die Produktionsfirma United Artists werden. Regisseur Michael Cimino hatte gerade mit dem fünffach oscargekrönten „Die durch die Hölle gehen“ einen absoluten Triumphzug hingelegt und sollte für seinen geplanten Western-Epos „Heaven’s Gate“ komplett freie Hand bekommen. Tatsächlich dürften die Geschichten hinter den Kulissen weit spektakulärer gewesen sein, als das Endergebnis, das 1980 in die Kinos kam. Mit gnadenlosem Perfektionismus und ohne jegliche Kompromissbereitschaft ließ Cimino das Budget um das Drei- bis Vierfache auf etwa 36 Millionen US-Dollar anwachsen. So hat er angeblich auf dem ganzen Feld der finalen Schlachtszene eine Bewässerungsanlage installieren lassen, da ihm das Gras nicht grün genug war.
United Artists wurde durch den Dreh so nah an den finanziellen Ruin getrieben, dass sie an MGM verkaufen mussten. Auch die Karriere von Cimino sollte sich nie wirklich von diesem Film erholen.Verzweifelnde Schauspieler und massive Beschwerden von Tierschutzverbänden gegen die Arbeit am Film können da schon fast als Anekdoten verbucht werden. Dann musste der Film nach schlechten Rückmeldungen auch noch von zunächst über fünf Stunden auf etwa die Hälfte der Laufzeit gestutzt werden, was das Geschehen fast komplett unverständlich machte. Am Ende steht ein Werk, was kommerziell zum Desaster wurde, aber bei dem sich die Leute heute noch streiten, ob es wirklich so schlecht, oder ein verkanntes Meisterwerk ist.
Die Überarbeitung des Bildes (siehe unten) hat in jedem Fall dafür gesorgt, dass die großartige Arbeit von Kameramann Vilmos Zsigmond ganz anders gewürdigt werden kann. Daneben hat Michael Cimino die Restauration dafür genutzt, eine 217 Minuten lange Version des Filmes zu erstellen, die seinen Vorstellungen entspricht. Es ist natürlich zu jeder Zeit zu sehen, dass hier an allen Ecken Könner ihres Faches beschäftigt waren. Aber auch in dieser Fassung fühlt sich „Heaven’s Gate“ nach einer gemächlichen, aber gelungenen Startphase schwer verständlich, sprunghaft und willkürlich an. Zwischen Liebesdreieck, geschmiedeten Mordplänen, minutenlangen, nicht untertitelten Diskussionen der osteuropäischen Einwanderer und Tanzeinlagen dürfte es wohl den wenigsten Zuschauern gelingen, geistig komplett anwesend zu bleiben. Gerade durch diese unfokussierte Erzählweise wird die ohnehin schon ausufernde Spielzeit zum zähen Ritt.
Zumindest die meisten Darsteller sind hier unbeschadet aus dem Film gekommen, was anhand der durchweg brauchbaren Leistungen auch nicht weiter verwunderlich ist. Dennoch ist keiner der Figuren weitgehend genug charakterisiert, um einen Epos tragen zu können. Kris Kristofferson, der als rabiater, idealistischer Mann des Gesetzes die Hauptrolle spielt, musste zwar den Platz in der A-Liste räumen, dreht aber heute noch regelmäßig. Isabelle Huppert, um deren Besetzung Cimino lange kämpfen musste, schaffte mit dem Film sogar den Sprung über den großen Teich. Christopher Walken, John Hurt, Sam Waterston, Jeff Bridges („Kingsman 2 – The Golden Circle“) , Brad Dourif („Cult of Chucky“), Geoffrey Lewis („Die Letzten beissen die Hunde“), Mickey Rourke („Sin City 2 – A Dame To Kill For“), Richard Masur, Terry O’Quinn, Jack Conley („Suburbicon“) und Tom Noonan („Manhunter – Roter Drache“) ist nur eine Aufzählung von einigen Namen, die sich während des Filmes die Ehre geben.
Die Frage, ob „Heaven’s Gate“ ein wirklich schlechter Film ist, muss klar verneint werden. Dafür ist hier schlicht zu viel Qualität an einem Ort vereint. Wer sich aber die unfassbaren Möglichkeiten anguckt, die Cimino hier zur Verfügung hatte, kommt nicht darum herum, dieses Endergebnis als Enttäuschung zu bezeichnen. So bleibt ein toll gefilmter und ausgestatteter Western, der aber viel zu zäh und chaotisch ist, um wirklich zu funktionieren.
Der Film ist ab dem 23.03.2018 auf DVD und in der 3-Disc Limited Collector’s Edition erhältlich.
2,5 von 5 Punkten
Bild: Was macht man aus einem 38 Jahre alten Film, dessen Optik von Kritiker-Legende Roger Ebert zu seiner Zeit als „einen der hässlichsten Filme, die er je gesehen hat“ beschrieben wurde? Eine absolute Schönheit, die unter der Aufsicht von Cimino höchstselbst entstanden ist. Schärfe und Detaildarstellung sind konstant auf gutem Niveau. Statt der matschigen Farbpalette von damals gibt es volle, satte Farben zu bewundern. So kommen die zauberhaften Landschaftsaufnahmen ganz anders zur Geltung. In den dunkleren Sequenzen sind auf einmal Elemente zu erkennen, die vorher nicht im Ansatz zu sehen waren. So können die Einstellungen bei Kontrasten und Schwarzwert konstant überzeugen. Die zahlreichen Verschmutzungen und Bildfehler wurden fast komplett entfernt und die Körnung wurde deutlich reduziert, ohne dass das Geschehen seinen charakteristischen Filmlook verlieren würde. Selbst wenn der Film kein Meisterwerk geworden ist – diese Restauration ist es auf jeden Fall.
5 von 5 Punkten
Ton: In der englischen Fassung liegt die frisch entstandene DTS-HD MA 5.1-Vertonung bei, die auch ziemlich beeindruckend ausgefallen ist. Neben den sauberen, immer gut verständlichen Dialogen gibt es reichlich Aktivität auf den äußeren Boxen, die bei der finalen Schlacht ihren Höhepunkt findet. Hier wird eine sehr dynamische, äußerst realistische Vertonung geboten. Bei der deutschen PCM 2.0-Spur müssen da deutliche Abstriche gemacht werden. Auch wenn hier in allen Belangen die Qualität des HD-Masters verfehlt wird, gibt es auch in der deutschen Version eine problemlos verständliche, klare Abmischung, die sich absolut sehen lassen kann. Ähnliches gilt für die DVD, wo die englische Version in Dolby Digital 5.1, die deutsche in Dolby Digital 2.0 vorliegt.
4 von 5 Punkten
Extras: Das edle, raue Artwork des Mediabooks wurde mit schicken Goldmustern veredelt und sieht absolut erstklassig aus. Im Inneren befindet sich das mittlerweile gewohnte 24-seiten-Booklet, was mit vielseitigen Backround-Infos und Bildern befüllt ist. Auf der separaten Bonus-Blu-ray sind neben der Kinofassung (154 Minuten) im Original mit deutschen Untertiteln noch Interviews mit Jeff Bridges (20 Minuten), Vilmos Zsigmond (18 Minuten), Michael Cimino und Joann Carelli (31 Minuten), Kris Kristofferson (9 Minuten), David Mansfield (9 Minuten) und Michael Stevenson (8 Minuten), ein Featurette über die Restauration des Filmes (3 Minuten), ein Audiokommentar der Filmhistoriker Lem Dobbs, Julie Kirgo und Nick Redman, sowie einige Spots und Trailer vorhanden.
4 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle. Art Bodger, YouTube
Originaltitel: | Heaven's Gate |
Regie: | Michael Cimino |
Darsteller: | Kris Kristofferson, Christopher Walken, John Hurt, Isabelle Huppert |
Genre: | Western, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 1980 |
Verleih: | Capelight Pictures |
Länge: | 217 Minuten (Director's Cut) 154 Minuten (Kinofassung) |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 25.03.2018
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