Inhalt: Individualität ist out. In streng durchstrukturierten Trainingscamps müssen Schüler Aufgaben lösen und Punkte sammeln, um sich in klar abgegrenzten Gesellschaftsschichten einzuordnen. Nur widerwillig nimmt der Querdenker Zach (Jannis Niewöhner) an einem Leistungs-Camp für die Elite der Abschlussklasse teil. Die zielstrebige und redselige Nadesh (Alicia von Rittberg, „Verräter wie wir“) wird ihm als dauerhafte Team-Partnerin zugeteilt, was seine Situation wahrlich nicht einfacher macht. Als Zach im Wald die verführerische Ewa (Emilia Schüle, „Boy 7“) kennen lernt, die sich illegal in der Top-Zone aufhält und Nadesh die beiden zusammen sieht, wird die Situation immer gefährlicher. Ein herzlicher und engagierter Lehrer (Fahri Yardim, „Winnetou – Der Mythos lebt“) versucht zwar noch, eine Eskalation zu verhindern, doch auch er kann einen katastrophalen Zwischenfall nicht mehr abwenden.
Kritik: Im Jahr 1937 veröffentlichte der österreichisch-ungarische Autor Ödön von Horváth sein Rassismus-Sozial-Drama „Jugend ohne Gott“. Das Buch wurde zum internationalen Bestseller und gilt längst als Klassiker. Nachdem es schon zahlreiche Adaptionen (unter anderem einen Film mit Ulrich Mühe, Anna Thalbach und Peter Sodann aus dem Jahr 1991) gab, erschien 2017 diese sehr freie Interpretation des Materials von dem Schweizer Regisseur Alain Gsponer. Hier wird das Original als ungefähre Richtlinie verwendet und eine Science Fiction-Dystopie im Stil von Young Adult-Hits wie „Die Tribute von Panem“ und „Divergent“ entwickelt. Die etwas sprunghafte Erzählstruktur dürfte für viele Zuschauer zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, ist aber auf Dauer eine der Stärken des Films. Auch die Grundthematik einer rein auf Leistung fokussierten Gesellschaft, in der nur eine kleine Elite in die Nähe der Fleischtöpfe gelassen wird, ist brandaktuell und ziemlich reizvoll.
Leider gelingt es nur bedingt, die politische Wucht hinter „Jugend ohne Gott“ dauerhaft aufrecht zu erhalten. So rücken immer mehr eine zahme, aber funktionierende Romanze und ein relativ simpler Krimi-Plot in den Vordergrund. Dabei werden so viele Themen angerissen, dass es schlicht nicht möglich ist, allen Aspekten komplett gerecht zu werden. Schauspielerisch kann sich Gsponer voll auf seinen größtenteils jungen Cast verlassen. Jannis Niewöhner hat nach seiner Hauptrolle in der „Edelstein“-Trilogie immer noch ein wenig den Ruf des Teenie-Schwarms anhaften, konnte sich aber schon mehrmals als wirklich begabter Darsteller zeigen. Als reflektiert denkender Zach, der nach einem Schicksalsschlag mit seinem Zorn zu kämpfen hat, holt er das Optimum aus seinem Part. Trotz privater Trennung von Ex-Freundin Emilia Schüle harmonieren die beiden auf der Leinwand noch gut. Auch wenn Schüles Ewa überraschend wenig Spielzeit hat, trägt auch sie ihren Teil zum Film bei.
Alicia von Rittberg gibt als systemtreue Nadesh bewusst die Nervensäge, reiht sich dabei aber problemlos in das sehr ordentliche Gesamtniveau ein. Fahri Yardim bekommt als integrer Lehrer, der im Rahmen des Systems möglichst viel bewegen will, erst in der zweiten Hälfte wirklich etwas zu tun, nutzt den gegebenen Raum dann aber gut aus. Mit Jannik Schümann („Die Mitte der Welt“) ist ein weiteres junges Toptalent als schmieriger Musterschüler Titus zu sehen. Wenn er sich einmal austoben darf, hat er sichtbar Spaß an der Rolle. Anna Maria Mühe, Rainer Bock („Stereo“) und Iris Berben („Miss Sixty“) ergänzen die prominente Besetzung.
Am Ende des Tages ist „Jugend ohne Gott“ ein ambitioniertes Projekt, was den Vergleich mit den internationalen Young Adult-Produktionen durchaus nicht scheuen muss. Dennoch fehlt dem Film ein wenig der Fokus und die Tiefe, da die Geschichte zu viel auf einmal sein möchte. So ist diese freie Interpretation des Literaturklassikers ein Wechsel von Licht und Schatten, die ein paar Möglichkeiten liegen lässt, ein noch besserer Film zu sein.
Der Film ist ab dem 08.02.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Passend zu der Atmosphäre wird der Film nach einer gelblich eingefärbten Einleitung in einem schon fast etwas steril wirkenden Look mit hohem Kontrastumfang präsentiert. Die Farbpalette ist ziemlich kräftig und natürlich. Auch der Schwarzwert lässt keinen großen Grund zur Kritik zu. Dazu sind die Aufnahmen durchweg ziemlich ruhig und sauber.
4 von 5 Punkten
Ton: Neben der DTS-HD HR 5.1-Tonspur liegt noch eine 2.0-Hörfilmfassung bei. Die Spur zum Film bietet die erwartet solide Kost. Die Dialoge sind immer gut priorisiert und klar verständlich. Räumliche Aktivität gibt es dank des elektronischen Soundtracks und ein paar Hintergrundgeräuschen im Wald. Auch wen die großen Effekte ausbleiben, stellt das Endergebnis zufrieden.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Fünf Mini-Featurettes (insgesamt 12 Minuten), einige Interviews mit Cast und Crew (29 Minuten) und ein paar Trailer sind als Bonusmaterial auf der Blu-ray zu finden gewesen.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Constantin Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Jugend ohne Gott |
Regie: | Alain Gsponer |
Darsteller: | Jannis Niewöhner, Fahri Yardim, Emilia Schüle, Alicia von Rittberg, Jannik Schümann |
Genre: | Science Fiction, Thriller, Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland,2017 |
Verleih: | Constantin Film |
Länge: | 114 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Constantin Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.02.2018
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