Inhalt: Karl (Jonas Dassler) ist in seinem letzten Schuljahr und hat eigentlich keinen Grund, sich zu beschweren. Als Sohn eines erfolgreichen Architekten (Peter Jordan) und einer angesehenen, ehemaligen Musikerin (Marie-Lou Sellem) stehen ihm fast alle Türen offen. Doch im Gegensatz zu seiner Zwillingsschwester Anna (Eva Nürnberg), die für ein Studium im Ausland büffelt, hat er noch keinen Plan von seiner Zukunft. Nur in seinem Blog „The Language of Many Others“, wo er mit Gleichgesinnten über fehlende Individualität und Perspektivlosigkeit philosophiert, geht er wirklich auf. Sein Alltag hellt auf, als seine hübsche Klassenkameradin Doro (Lucie Hollmann) auf einmal Gefallen an ihm findet. Doch während Karl schon eine gemeinsame Zukunft plant, sieht Doro das Verhältnis längst nicht so ernst. Mit gebrochenem Herzen lässt er sich zu einer Dummheit hinreißen, die die Zukunft der ganzen Familie gefährdet. Nur in seiner Online-Community findet er noch wirklichen Rückhalt. Aber haben die wirklich Interesse an seinem Wohlergehen?
Kritik: Die Berliner Regisseurin und Co-Autorin Julia Langhof feierte mit „Lomo“ ihr Spielfilm-Debüt. Einen ersten großen Erfolg konnte sie bereits im vergangenen Jahr auf dem Filmfest München feiern, wo das Drehbuch mit dem Förderpreis „Neues deutsches Kino“ ausgezeichnet wurde. Tatsächlich entpuppt sich der Film als Überraschung auf gleich mehreren Ebenen. Verspielte Elemente wie Chat-Verläufe, die in das normale Bild eingebaut werden, ein getriebener, elektronischer Soundtrack und ein auch optisch trist gehaltener Alltag bieten eine zunächst etwas gewöhnungsbedürftige Mischung. Schnell etabliert sich dieser Stil aber als gelungenes Mittel, um in die Welt der jungen Hauptfigur einzutauchen. So entsteht eine Kombination von unkonventioneller Coming of Age-Geschichte und Thriller, die nicht nur wegen ihrer visuellen Ästhetik durchaus packende Züge annimmt.
Gerade seine Hauptthemen Ziel- und Perspektivlosigkeit sowie der unkritische Umgang mit sozialen Medien werden sinnvoll, aber nie aufdringlich in das Geschehen eingebunden. Dabei entsteht eine vielschichtige und unvorhersehbare Erzählung, die einen beständigen Spannungsbogen bereithält. Auch die unverbrauchten Darsteller zeigen durchweg mehr als brauchbare Leistungen. Hier verdient sich Hauptdarsteller Jonas Dassler ein Sonderlob, der den altklug-sarkastischen Karl mit Biss, aber auch der nötigen Naivität spielt. Ex-Kinderstar Lucie Hollmann zeigt sich als verführerische, etwas derbe Doro von einer ungewohnten, spannenden Seite. Eva Nürnberg in der Rolle der ambitionierten, sympathischen Schwester und Karl Alexander Seidel als bester Kumpel können ebenfalls gefallen. Marie-Lou Sellem als engagierte, oft aufbrausende Mutter und Peter Jordan als unnahbarer Vater ergänzen die Hauptbesetzung absolut zufriedenstellend.
Julia Langhof könnte ein aufgehender Stern am deutschen Regie-Himmel sein. Mit „Lomo – The Language of Many Others“ zeigt sie eine optisch und inhaltlich anspruchsvolle Gratwanderung zwischen Teenie-Drama, Medienkritik und waschechtem Thriller. Dabei gelingt eine derart gelungene und unterhaltsame Mischung, dass sich der kleine Film zu einem echten Geheimtipp mausert.
4 von 5 Punkten
Quelle: Farbfilm Verleih, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | Lomo - The Language Of Many Others |
Regie: | Julia Langhof |
Darsteller: | Jonas Dassler, Lucie Hollmann, Eva Nürnberg |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2018 |
Verleih: | Farbfilm Verleih |
Länge: | 101 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 12.07.2018 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite vom Farbfilm Verleih
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 09.07.2018
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