Inhalt: Trotz all seiner Skandale will der Medienmogul Silvio Berlusconi (Toni Servillo) im kriselnden Italien noch einmal das Amt des Minister-Präsidenten übernehmen. Dafür schart er all sein Verbündeten um sich, die für ihn ein politisches Comeback ermöglichen sollen. Das bedeutet aber nicht, dass Berlusconi bereit wäre, auf Luxus, ausufernde Partys und schöne Frauen zu verzichten. Der Bau-Unternehmer und Zuhälter Sergio (Riccardo Scamarcio, „John Wick – Kapitel 2“) möchte unbedingt Teil des inneren Kreises von Berlusconi werden. Das gut vernetzte It-Girl Tamara (Euridice Axen) soll ihm bei der Umsetzung helfen. Doch der ehemals und wohl bald wieder stärkste Mann des Landes ist gar nicht so leicht zu begeistern, da Gedanken an die eigene Vergänglichkeit und die kriselnde Ehe mit Veronica (Elena Sofia Ricci) die Euphorie von Berlusconi drastisch zügeln.
Kritik: Autorenfilmer Paolo Sorrentino ist zweifelsohne einer der ganz großen Namen des aktuellen italienischen Kinos. Seine Mischung einer ungewöhnlichen Bildkomposition mit ganz eigener Ästhetik und ironischer Beobachtungen der Gesellschaft fand zuletzt auch im englischsprachigen Kino („Ewige Jugend“) und Fernsehen („The Young Pope“) seine Anerkennung. Nun hat er in seinem neuesten Projekt den ehemaligen Minister-Präsidenten und berühmt-berüchtigten Lebemann Silvio Berlusconi unter die Lupe genommen. In Italien wurde der Film bereits als Zweiteiler mit sehr unterschiedlichen Blickwinkeln veröffentlicht. Für den internationalen Vertrieb wurden beide Filme zusammengeschnitten und das Gesamtprodukt um über 40 Minuten (auf immer noch 150 Minuten) gekürzt. So lässt sich auch leicht erklären, weshalb „Loro – Die Verführten“ öfters ein wenig chaotisch wirkt.
Dafür erfüllt der Film zu jeder Zeit die Erwartung, die die Fans an jedes Sorrentino-Werk haben können: Jedes Bild sieht absolut großartig aus. Verspielt, freizügig, atmosphärisch und humorvoll ist der Look auch hier wieder die herausragende Stärke. Inhaltlich ist „Loro“ ein wenig schwankend. Es gibt Szenen wie ein Telefonat, in dem Berlusconi aus Spaß ein Haus verkaufen will, oder eine abgedrehte Party-Sequenz mit Erklärungen zur Wirkung von MDMA, die schlicht herausragend sind. Leider fehlt dem Geschehen an anderen Stellen der Biss, den sich wohl einige im Umgang mit dem Protagonisten gewünscht hätten. Gerade in seiner zweiten Hälfte neigt der Film außerdem dazu, zu redselig zu werden. So gibt es dann doch einige Gespräche, die sehr lang laufen, aber weder unterhaltsam noch besonders zielführend sind. So wechseln sich mehr und weniger gelungene Momente in schöner Regelmäßigkeit ab.
Für den Protagonisten kann sich Paolo Sorrentino wieder einmal auf seinen Stammdarsteller Toni Servillo verlassen. Als manipulativer Geschäftsmann und professioneller Schwerenöter, der mit den Folgen der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert wird, ist Servillo exzellent. Riccardo Scamarcio als schmieriger, ambitionierter Emporkömmling, der in die Politik drängt, und Euridice Axen als verführerische Partykönigin, die – schon deutlich früher als Berlusconi – mit den Folgen welkender Schönheit konfrontiert wird, zeigen sich in guter Verfassung.
Es ist schwer abzuschätzen, ob Sorrentinos Abrechnung mit Berlusconi mit den 40 Minuten zusätzlichem Material runder gewirkt hätte. So erscheint der Film stellenweise schon etwas sprunghaft. Darüber hinaus dürften sich einige Zuschauer wohl dauerhaft den Biss und die Ironie gewünscht haben, die hier nur in ein paar Szenen zu erkennen sind. Am Ende sorgen vor allem der visuelle Stil und der abermals starke Toni Servillo dafür, dass die positiven Aspekte bei „Loro – Die Verführten“ doch noch recht deutlich überwiegen.
3,5 von 5 Punkten
Der Film lief im Programm des Film Festival Cologne 2018 und wird am 15.11.2018 vom DCM Filmverleih in die deutschen Kinos gebracht.
Quelle: DCM, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Loro |
Regie: | Paolo Sorrentino |
Darsteller: | Toni Servillo, Elena Sofia Ricci, Riccardo Scamarcio |
Genre: | Drama, Satire |
Produktionsland/-jahr: | Italien, 2018 |
Verleih: | DCM |
Länge: | 150 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 15.11.2018 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des DCM Filmverleihs
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 21.10.2018
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 16.10.2018
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