Inhalt: Im Jahr 1960 versucht der Mossad weiter, Nationalsozialisten aufzuspüren, die nach dem zweiten Weltkrieg untertauchen konnten. Durch eine Zeugenaussage finden sie heraus, dass sich SS-Obersturmbannführer und Holocaust-Organisator Adolf Eichmann (Ben Kingsley, „Collide“) wahrscheinlich in Argentinien aufhält. Ein Team um den impulsiven Agenten Peter Malkin (Oscar Isaac, „Auslöschung“) und seine Ex-Freundin Hanna (Mélanie Laurent, „Enemy“) wird nach Argentinien geschickt, um Eichmann ausfindig zu machen, ihn festzunehmen und ihn nach Tel Aviv zu bringen, wo ihm der Prozess gemacht werden soll. Tatsächlich gelingt es relativ schnell, den hochrangigen SS-Mann dingfest zu machen. Doch die recht große Szene aktueller und ehemaliger Nazis in der Gegend bekommt Wind von der Aktion und möchte mit aller Macht verhindern, dass ihr prominenter Mitbürger außer Landes gebracht wird. Daneben stellt die israelische Regierung plötzlich absurde Bedingungen an ihre Agenten, um den politischen Frieden mit Argentinien nicht zu gefährden. Nun muss sich Peter, der auch persönliche Rachegelüste gegen Eichmann pflegt, zusammenreißen, damit dieser der Gerechtigkeit zugeführt werden kann.
Kritik: Der Eichmann-Prozess sorgte im Jahr 1960 für weltweites Aufsehen. Gerade auch die kontroverse Analyse von Autorin und Philosophin Hannah Arendt, die im Zusammenhang mit Eichmanns Person die (fast schon sprichwörtliche) „Banalität des Bösen“ ausmachte, schrieb Geschichte. Nun hat „About A Boy“-Regisseur Chris Weitz, das Wirken der Agenten verfilmt, die den Kriegsverbrecher unter äußerst erschwerten Bedingungen nach Israel bringen mussten. Herausgekommen ist ein konventioneller und etwas oberflächlicher, aber nichtsdestotrotz spannender und unterhaltsamer Film. „Operation Finale“ hat nur bedingt den Anspruch, tiefgreifende Erkenntnisse zu Hintergründen der Geschichte zu vermitteln – selbst wenn diese für viele durchaus interessant gewesen wären. Stattdessen gilt es, den Film möglichst temporeich und packend zu seinem bekannten Ziel zu bringen.
Diesbezüglich macht der Thriller einen durchaus guten Job. Mit einem konsistenten Ton, ein paar schicken Wendungen und ordentlich geschriebenen Charakteren sorgt der Film für 122 recht kurzweilige Minuten. Eine große Stärke sind natürlich die beiden Hauptdarsteller. Oscar Isaac ist als Peter Malkin exzellent. Zwischen jungenhaftem Charme und fast greifbarem Zorn entwickelt er einen spannenden Protagonisten. Ben Kingsley spielt seine beste Rolle seit Jahren. Als ruhiger, etwas selbstmitleidiger Eichmann, der zur richtigen Zeit seine soziopathischen Manipulationsfähigkeiten aufblitzen lässt, liefert er eine realistische und hochinteressante Interpretation einer äußerst dunklen Figur. Gerade die gemeinsamen Szenen von Isaac und Kingsley sind faszinierend. Weitere Schauspieler wie Mélanie Laurent, Pêpê Rapazote („Narcos“), Torben Liebrecht („Zarah – Wilde Jahre“), Haley Lu Richardson („Split“) und Nick Kroll („Loving“) stützen das hohe darstellerische Niveau des Films.
Selbst wenn dem Film der letzte Tick an Besonderheit fehlt, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben, ist „Operation Finale“ zweifellos einer der stärkeren Netflix-Werke. Mit guten Darstellern, Spannung und brauchbarem Tempo wagt sich Chris Weitz an ein schwieriges, geschichtliches Thema. Mit ein bisschen mehr Tiefgang und Biss hätte der Film sicher das Potenzial gehabt, einer der besten des Jahres zu werden. So bleibt immer noch ein keinesfalls makelloser, aber insgesamt überzeugender Thriller, der sich zwei Stunden Aufmerksamkeit absolut verdient.
3,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 03.10.2018 im Programm von Netflix zu sehen.
Quelle: Netflix, YouTube
Originaltitel: | Operation Finale |
Regie: | Chris Weitz |
Darsteller: | Oscar Isaac, Ben Kingsley, Mélanie Laurent |
Genre: | Drama, Thriller, Biopic |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Netflix |
Länge: | 122 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 30.09.2018
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