Inhalt: Der junge Jerry Salinger (Nicholas Hoult, „Dark Places – Gefährliche Erinnerung“) träumt 1939 davon, Schriftsteller zu werden. Obwohl sein Vater (Victor Garber, „Self/less – Der Fremde in mir“) die Ambitionen lächerlich findet, beginnt er ein Studium. Auf der Columbia Universität kommt er in die Klasse von Whit Burnett (Kevin Spacey, „Das Leben des David Gale“), der intelligent und schonungslos ehrlich aus seinen Schülern Autoren macht. Er erkennt das Talent von Jerry und beginnt, ihn speziell zu fördern. Schon bald entstehen erste Kurzgeschichten, für die er sogar Abnehmer findet. Gerade die Hauptfigur Holden Caulfield begeistert Burnett und einige Verleger. So entsteht die Idee, diesem Charakter einen ganzen Roman zu spendieren. Doch dann beginnt der zweite Weltkrieg und Jerry kämpft an der Front ums Überleben. Um bei Verstand zu bleiben, arbeitet er immer weiter an einer Geschichte, aus der später „Der Fänger im Roggen“ werden soll.
Kritik: J.D. Salinger ist zweifelsohne ein ungewöhnliche Gestalt. Obwohl er neben zahlreichen Kurzgeschichten nur einen wirklichen Roman schrieb, zählt er zu den einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Das mag damit zu tun haben, dass „Der Fänger im Roggen“ ein zeitloser Klassiker ist, kann aber sicher auch auf den Pioniergeist des Schriftstellers zurückgeführt werden. Danny Strong hat nun ein Buch von Kenneth Slawenski über das Leben und Schaffen von Salinger verfilmt. Herausgekommen ist ein konventionelles, aber durchaus spannendes Künstler-Biopic, das ohne den Spacey-Skandal wohl auch den weg auf die Leinwand gefunden hätte.
Das Publikum lernt schnell den ehrgeizigen, selbstbewussten und sarkastisch vorlauten Mann kennen, der ohne die entsprechende Förderung wohl niemals zu internationaler Anerkennung gekommen wäre. Zwischen Feiern, auf denen er die Frauen charmant einwickelt und hitzigen Auseinandersetzungen mit Eltern und Lehrkräften, geht Salinger einen nachvollziehbaren Weg, bei dem die traumatischen Kriegserlebnisse Dreh- und Angelpunkt sind. Auch wenn Nicholas Hoult seit frühester Jugend ziemlich erfolgreich in Hollywood unterwegs ist, fehlte bislang der letzte Kniff, um ihn in die erste Reihe zu spülen. In Filmen wie „Kill Your Friends“ konnte er bereits andeuten, dass er in der Lage ist, eine mittlere Produktion zu tragen. Hier zeigt er, dass er auch eine Ikone wie Salinger mit Leben und Charisma füllen kann. Obwohl die Figurenzeichnung etwas eindimensional bleibt, ist so eine überzeugende Hauptfigur entstanden.
Den Auftritt von Kevin Spacey dürften wohl viele mit einem weinenden Auge verfolgen. Unabhängig von den schlimmen Geschichten aus seinem Privatleben zeigt er hier noch einmal einen einnehmenden und hoch interessanten Auftritt. Victor Garber als kritischer Vater und Hope Davis („The First Avenger – Civil War“) als liebevolle Mutter liefern ebenfalls hohes darstellerisches Niveau. Lucy Boynton („Sing Street“) und Zoey Deutch („Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“) als Frauen im Leben Salingers, Sarah Paulson („Die Verlegerin“) als seine Agentin und Brian d’Arcy James („Tote Mädchen lügen nicht“) als angesehener Verleger sind weitere prominente Darsteller, die ihre Qualitäten hier (mal mehr, mal weniger) einbringen dürfen.
Obwohl „Rebel in the Rye“ bei weitem nicht so kreativ und revolutionär wie seine Hauptfigur ist, gehört der Film zweifelsohne zu den besseren Biopics der letzten Zeit. Ordentlich geschriebene Dialoge, gute Schauspieler und der reine Unterhaltungswert sorgen in jedem Fall dafür, dass das Leben von J.D. Salinger hier ohne Bedenken verfolgt werden kann.
Der Film ist ab dem 27.03.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Schärfe und Detaildarstellung sind in dem eher weich gezeichneten Bild nicht perfekt, liefern aber auf ordentlichem Level. Der Film verwendet häufig rote, braune und gelbe Töne, die sich von den kühlen, blau-grauen Farben, die während der Kriegs-Epoche verwendet werden, absetzen. Abgesehen von den Filtern sieht die Farbpalette aber recht natürlich aus. Kontraste und Schwarzwert hätten zwar manchmal etwas kräftiger sein können, sind aber insgesamt überzeugend. Stellenweise tritt ein leichtes Rauschen auf. Dennoch ist die Präsentation ruhig und sauber ausgefallen.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton erfüllen die Erwartungen. Gerade wenn Salinger im Krieg ist, sorgen die Schüsse und Explosionen für eine kräftige und räumliche Atmosphäre. Aber auch in den Nachtclubs werden die äußeren Boxen gut mit eingebunden. Zu großen Teilen steht natürlich nur die Dialogwiedergabe im Mittelpunkt, die immer gut priorisiert und verständlich gegeben ist.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein paar Trailer sind das einzige Bonusmaterial auf der Blu-ray.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: EuroVideo, Leinwandreporter TV, YouTube
Rebel in the Rye
Originaltitel: | Rebel in the Rye |
Regie: | Danny Strong |
Darsteller: | Nicholas Hoult, Kevin Spacey, Victor Garber |
Genre: | Drama, Biographie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | EuroVideo |
Länge: | 106 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von EuroVideo
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 28.03.2018
Review: Rebel in the Rye (Blu-ray)