Inhalt: Seit Jahrzehnten arbeitet der Anwalt Roman J. Israel (Denzel Washington, „Fences“) in der Kanzlei eines Freundes. Als Experte für das Gesetz hat der akribische Idealist immer die fälle seines Kollegen vorbereitet. Doch dann verstirbt sein Vorgesetzter, weswegen er in gehobenem Alter noch einmal neu anfangen muss. Obwohl er am liebsten in der Rechtshilfe von Maya Alston (Carmen Ejogo, „It Comes At Night“) anfangen würde, nimmt er das weit lukrativere Angebot von dem renommierten Anwalt George Pierce (Colin Farrell, „The Killing Of A Sacred Deer“) an, der ihn für seine Kanzlei verpflichtet. Da sich Roman von seinen neuen finanziellen Möglichkeiten vereinnahmen lässt, nutzt er auch eine halblegale Möglichkeit, sein Konto weiter aufzubessern. Während er sich immer weiter von seinen Idealen entfernt, gerät er in eine Situation, die für ihn wirklich gefährlich wird.
Kritik: Seit den frühen 1990er-Jahren ist Dan Gilroy als Hollywood-Autor aktiv. Sein Karrierehöhepunkt war aber zweifelsohne zuletzt sein Regie-Debüt „Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis“, dessen Drehbuch ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte. Mit Spannung wurde das Nachfolgewerk erwartet. Die Ernüchterung kam aber schnell, als die Rückmeldungen auf seinen neuen Film bei den ersten Festivals dermaßen schwach waren, dass das komplette Werk neu geschnitten werden musste. Leider ist auch das folgende Ergebnis alles andere als beeindruckend. Wer die ausufernden 122 Minuten der Geschichte sieht, dürfte Schwierigkeiten haben sich eine deutlich schwerer verständliche Version vorzustellen. Auch die Arbeit eines preisgekrönten Autors lässt sich hier schwer finden. Wie bei seinem Vorgänger taucht Gilroy in die Welt einer sonderbaren Figur ein, die ihr Berufsfeld auf eigenartige Weise aufmischt.
Doch im Gegensatz zum intensiven Thriller rund um den Soziopathen Louis Bloom, dreht sich „Roman J. Israel Esq.“ um einen verbohrt idealistischen Titelhelden. Romans Gedankenwelt ist dabei weder besonders spannend, noch wirklich leicht zu verfolgen. So springt die Geschichte von einem Handlungselement zum nächsten, ohne dabei wirklich auf den Punkt zu kommen. Trotz all den negativen Aspekten rund um den Film, ist es durchaus nachvollziehbar, dass Denzel Washington eine Oscar-Nominierung als „Bester Hauptdarsteller“ einstreichen konnte. Auch wenn – oder gerade weil – seine Figur etwas anstrengend und nervig angelegt ist, liefert er ein erstklassiges Pensum. Als sozial ungeschickter Nerd, der gerne zu langen Monologen über das Rechtssystem ausholt, zeigt Washington eine bislang unbekannte Seite von sich. Im Alleingang sorgt er dafür, dass der Film dann doch einige starke Momente hat.
Colin Farrell wird als Kanzlei-Chef, der zwischen all der Exzentrik großes Potenzial in Roman sieht, nicht wirklich gefordert. Auch Carmen Ejogo, deren Maya schon aufgrund des sozialen Engagements gut mit dem Protagonisten auskommt, liefert einen sympathischen, aber komplett austauschbaren Part. Es entsteht eine Abfolge von Events, die sich immer mehr zuspitzt, aber dennoch mehr irritiert und nie wirkliche Spannung zulässt. Gerade wer das Leistungsvermögen von Dan Gilroy kennt, dürfte hier ziemlich enttäuscht sein. „Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ entpuppt sich als Film, der ebenso sperrig wie sein Titel daherkommt. Am Ende ist es einem abermals herausragenden Auftritt von Denzel Washington zu verdanken, dass dieser ambitionierte, aber unstrukturierte, oftmals anstrengende Film überhaupt ansehbar bleibt.
2,5 von 5 Punkten
Quelle: Sony Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Roman J. Israel, Esq. |
Regie: | Dan Gilroy |
Darsteller: | Denzel Washington, Colin Farrell, Carmen Ejogo |
Genre: | Drama, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | Sony Pictures Germany |
Länge: | 122 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Kinostart: | 19.04.2018 |
Mehr Informationen zum Film findet ihr auf der Seite von Sony Pictures Germany
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 25.02.2018
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