Kino

Review: Spielmacher (Kino)

Das Hauptplakat von “Spielmacher” (© Warner Bros)

Inhalt: Bis vor ein paar Jahren gehörte Ivo (Frederick Lau, „Outside the Box“) zu den hoffnungsvollen Fußball-Talenten des Ruhrpotts. Doch dann kam er mit dem Gesetz in Konflikt und musste ins Gefängnis. Inzwischen ist er wieder ein freier Mann und möchte einen Neuanfang wagen. Mit ein paar Fußball-Wetten, in denen er sein Fachwissen ausspielt, erarbeitet er sich einen netten, finanziellen Grundstock. Der ist aber schnell verloren, als er sich von seinem kroatischen Landsmann Dejan (Oliver Masucci, „Er ist wieder da“) zu einer teuren Risikowette verleiten lässt, die prompt verloren geht. Dejan bietet ihm einen verlockenden Job an: Da er gerne und viel auf Fußballspiele setzt, soll Ivo gegen Bezahlung seine Kontakte ausspielen und ihn mit Tipps versorgen. Zu spät realisiert der Freigänger, dass er nun Angestellter der chinesischen Wettmafia ist.

Dafür findet er sein privates Glück, als er die alleinerziehende Mutter Vera (Antje Traue, „Die Frau in Gold“) trifft und sich schnell in sie verliebt. Für ihren Sohn Lukas (Mateo Wansing Lorrio) – einen begabten Kicker mit Profi-Ambitionen – wird er schnell zu einer Art Mentor. Doch dann versaut Ivo seine große Chance, eine Spielmanipulation umzusetzen. Der wütende Dejan fordert Wiedergutmachung und einen Spieler, der seine Wetten in die Tat umsetzt. Dabei fällt seine Wahl auf Lukas.

Kritik: Fußball-Wetten sind ein Milliarden-Geschäft. Jeder Fan, der am Wochenende die Bundesliga guckt, bekommt in den Werbepausen mindestens fünf verschiedene Anbieter gezeigt, bei denen er noch schnell Geld auf den Spielausgang oder andere Ereignisse setzen kann. Natürlich gibt es auch immer wieder schwarze Schafe, die die zufälligen Bestandteile einer solchen Wette illegal reduzieren wollen. Der wohl bekannteste Fall ereignete sich inländisch im Jahr 2005, als Erstliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer auf Geheiß der kroatischen Mafia Spiele manipuliert hatte und später sogar zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Zu ähnlicher Zeit schlug ein Skandal in Italien noch höhere Wellen, was unter anderem zu einem Zwangsabstieg für Top-Verein Juventus Turin führte. Erst im vergangenen Jahr wurden Spieler des Drittligisten VFL Osnabrück erwischt, die versucht hatten, den Ausgang eines Spiels zu verschieben.

Dejan erklärt Ivo sein Geschäft (© Warner Bros)

Timon Modersohn hat sich dieses sehr reale Thema ausgesucht, um darüber seinen Langfilm-Erstling „Spielmacher“ zu drehen. Herausgekommen ist ein kurzweiliger Thriller, der sich nicht nur – aber natürlich auch – an Fans des Volkssports richtet. Wer sich wirklich tiefgehende Erkenntnisse rund um das Gebaren der Wettmafia erhofft, wird nur bedingt fündig werden. Abgesehen von grundsätzlichen Vorgehen steht hier eindeutig die fiktive Geschichte im Vordergrund. Diese geht zu großen Teilen auf, hätte aber an manchen Stellen etwas durchdachter sein können. Obwohl hier klare Abstriche gemacht werden müssen, überwiegen eindeutig die positiven Aspekte. Ein großer Verdienst ist diesbezüglich auch den Darstellern zuzusprechen. Ivo ist sozusagen der Prototyp einer typischen Rolle für Frederick Lau. Als knallharter Junge aus dem Leben, der für Freunde und Familie durchs Feuer gehen würde, spielt Lau den erwartet starken Part.

Oliver Masucci ist aktuell gefühlt in jeder zweiten deutschen Produktion zu sehen. In der Rolle des charismatischen, absolut skrupellosen Wett-Paten präsentiert er sich abermals in Topform und liefert einen diabolisch-unterhaltsamen Part. Da ist es sogar zu verkraften, dass seine Figur ein paar Handlungen zu verantworten hat, die nicht wirklich nachvollziehbar sind. Antje Traue und Mateo Wansing Lorrio haben da deutlich weniger zu tun, lösen ihre Aufgaben aber solide. Routinier Karl Markovics („Babylon Berlin“) hat eine skurrile Nebenrolle als Wett-Zwischenhändler mit einer merkwürdigen Vorliebe für Mayonnaise.

Am Ende dürften viele Zuschauer das Gefühl haben, dass der Film sein Potenzial nicht komplett ausgeschöpft hat. Das ist sicherlich richtig, ändert aber wenig daran, dass „Spielmacher“ ein spannender, recht atmosphärischer Thriller ist, der einen nicht uninteressanten Blick auf einen finsteren Bestandteil der Glamour-Welt Fußball wirft.

3,5 von 5 Punkten


Quelle: Warner Bros, Leinwandreporter TV, YouTube

Spielmacher

Originaltitel:Spielmacher
Regie:Timon Modersohn
Darsteller:Frederick Lau, Oliver Masucci, Antje Traue
Genre:Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2018
Verleih:Warner Bros Pictures
Länge:99 Minuten
FSK:ab 12 Jahren
Kinostart:12.04.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Warner Bros

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 12.04.2018
Review: Spielmacher (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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