Inhalt: Nach einem schweren Unfall hat die junge Mutter und erfolgreiche Musical-Sängerin Annemie „Mie“ D’Haeze (Verle Baetens) mit einer starken Amnesie zu kämpfen. Ihren Job hat sie deswegen schon aufgeben müssen. In einem abgelegenen Häuschen im Wald möchte sie mit Mann Benoit (Stijn Van Opstal) und Tochter Romy (Cécile Enthoven) ein ruhiges Leben unter veränderten Vorzeichen führen. Doch dann findet sie sich eines Tages zu ihrem Entsetzen in einer geschlossenen Anstalt wieder. Dort wird sie von dem Polizist Jacques Wolkers (Gene Bervoets) zum Verschwinden von Thomas De Geest (Jeroen Perceval, „Borgman“) befragt – einem Mann, den Mie ihres Wissens nach nicht kennt. Mit der Hilfe von Notizen und Zeichnungen, die sie sich als Gedächtnisstütze angefertigt hat und losen Erinnerungsfetzen wird ihr klar, dass sie De Geest doch kennt. Um so mehr sie über die Ereignisse herausfindet, um so mehr beginnt sie, ihrer eigenen Familie und auch sich selbst zu misstrauen. Doch ihr muss es irgendwie gelingen, die Bruchstücke in ihrem Kopf zusammenzusetzen, wenn der vermisste Mann eine Überlebenschance haben soll.
Kritik: In den vergangenen Jahren ist der deutsche Spartenkanal ZDFneo dazu übergegangen, als Co-Produzent für zahlreiche europäisch-internationale Serien zu fungieren. Dazu gehört auch dieser neunteilige, belgische Mystery-Thriller, der im vergangenen Jahr entstanden ist. Malin-Sarah Gozin und Hauptdarstellerin Verle Baetens schrieben zusammen das Drehbuch zur Geschichte rund um eine Frau, die die eigene Erinnerung jagt. Vor allem visuell kann „Tabula Rasa“ schnell Eindruck hinterlassen. Ein stimmungsvoll-kühler Look, der mit schönen Spielereien untermalt wird, ist wohl der konstanteste Aspekt der ganzen Serie. Inhaltlich dürften wohl bei einigen Zuschauern Erinnerungen an den Rückwärts-Thriller „Memento“ aufkommen. So bahnbrechend wie der Nolan-Film ist diese Serie aber bei weitem nicht.
Es wird deutlich, dass das eigentliche Konzept mit Nebenhandlungen und sonstigen Einschüben gestreckt wurde, um auf eine gewisse Folgenanzahl zu kommen. So hätte der Anstalts-Plot ersatzlos gestrichen werden können, ohne wirkliche Auswirkungen auf die Gesamthandlung zu haben. Gerade in der zweiten Hälfte greifen die Macher zu zahllosen Wendungen, von denen einige Spaß machen, andere für den erfahrenen Zuschauer aber ziemlich vorhersehbar sind. Einige dieser Einfälle, die hier verarbeitet werden, sind dann doch eine deutliche Wiederaufbereitung von Handlungssträngen, die andersweitig schon besser umgesetzt wurden. Darüber hinaus sorgt das gemächliche Erzähltempo dafür, dass sich das Geschehen stellenweise schon ziemlich zähflüssig anfühlt. Der Schlussakt wirkt zwar etwas konstruiert, kann aber betreffend Unterhaltungswert und auch guten Einfällen noch einmal klar zulegen.
Als Frau ohne Gedächtnis wird Verle Baetens natürlich schauspielerisch ziemlich gefordert. Ihr gelingt es – obwohl ihr Charakter nicht ganz einfach und ziemlich unzuverlässig ist – ein glaubhaftes Zentrum des Geschehens und eine wirklich interessante Protagonistin zu werden. Stijn Van Opstal kann als hingebungsvoller, leidgeprüfter, aber auch etwas zwielichtiger Ehemann eine guten Job abliefern. Die weiteren Hauptdarsteller wie Jeroen Perceval als Mies verschwundene Zufallsbekanntschaft und Gene Bervoets als knurriger Kommissar schließen sich mit ordentlichen Leistungen an.
„Tabula Rasa“ bringt eigentlich alle Anlagen mit, um eine richtig gute Mystery-Serie zu werden. Neben dem starken Look und den überzeugenden Darstellern wäre hier aber eine deutliche Fokussierung auf die eigentliche Handlung nötig gewesen. Immer wieder verliert sich der Plot in Nebensächlichkeiten und Klischees, wenn er nicht ganz in den Leerlauf schaltet. Es ist hauptsächlich dem gelungenen Schlussakt zu verdanken, dass die Serie insgesamt noch einen soliden Eindruck hinterlässt.
Die Box ist ab dem 17.04.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Die Serie kommt in einem recht abwechslungsreichen Look. So sind die Farben eher kühl gehalten, aber einige farbliche Highlights (roter Sand) stechen bewusst hervor. Schärfe und Detaildarstellung sind zwar nicht brillant, zeigen aber auch nur selten wirkliche Schwächen. Auch Kontraste und Schwarzwert können zumeist überzeugen. In den dunkleren Szenen gibt es manchmal ein leichtes Rauschen. Ansonsten ist die Präsentation fast immer ruhig und sauber.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der niederländische DTS-HD MA 5.1-Ton fokussieren sich natürlich zu großen Teilen auf die Dialoge, die immer sauber über den Center kommen. Der eine oder andere akustische Schockmoment und der atmosphärische Soundtrack sorgen dann aber dafür, dass die äußeren Boxen manchmal ordentlich mit eingebunden werden und es sogar ein paar nette Bässe auf die Ohren gibt. Gemessen daran, dass es sich hier um eine eher kleine TV-Serie handelt, ist die akustische Qualität zufriedenstellend.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Es war kein Bonusmaterial vorhanden.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Pandastorm Pictures, LeinwandreporterTV, YouTube
Tabula Rasa Staffel 1
Originaltitel: | Tabula Rasa - Season 1 |
Showrunner: | Malin-Sarah Gozin, Christophe Dirickx, Veerle Baetens |
Darsteller: | Veerle Baetens, Stijn Van Opstal, Gene Bervoets, Hilde Van Mieghem |
Genre: | Crime-/Thriller-Serie |
Produktionsland/-jahr: | Belgien, 2017 |
Verleih: | Pandastorm Pictures |
Länge: | 9 x 50 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Pandastorm Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 26.04.2018
Review: Tabula Rasa Staffel 1 (Blu-ray)