Inhalt: Kumail (Kumail Nanjiani, „Central Intelligence“) ist schon früh mit seiner Familie aus Pakistan in die USA gezogen. Seine Eltern würden es am liebsten sehen, dass er ein treue, muslimische Frau heiratet und einen angesehenen Beruf wie Anwalt oder Arzt erlernt. Stattdessen schlägt er sich als Komiker in den Nachtclubs von Chicago durch. Nach einem Auftritt lernt er Emily (Zoe Kazan, „The F-Word – Von wegen gute Freunde“) kennen und verbringt die Nacht mit ihr. Schnell merken die beiden, dass sie mehr voneinander wollen und beginnen eine Beziehung. Kumail traut sich aber auch nach Monaten nicht, seinen Eltern von seiner Freundin zu erzählen. Deswegen kommt es zu einem gewaltigen Streit zwischen ihm und Emily.
Das rückt aber bald in den Hintergrund, als sie wegen einer rätselhaften Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert wird und ins künstliche Koma versetzt werden muss. Gemeinsam mit ihren Eltern Beth (Holly Hunter, „Das Piano“) und Terry (Ray Romano) verbringt er Tag und Nacht im Krankenhaus. Schon bald muss Kumail eine endgültige Entscheidung treffen, wie viel ihm die Beziehung wert ist.
Kritik: Im Jahr 2012 lernte der damals noch recht unbekannte Schauspieler und Komiker Kumail Nanjiani auf einem Festival Star-Produzent Judd Apatow kennen. Schnell merkten die beiden, dass sie gut harmonieren und zusammenarbeiten wollen. Das Material war auch schnell gefunden, als Nanjiani die Geschichte von seinem Kennenlernen mit seiner späteren Frau Emily V. Gordon erzählte. So schrieb das Ehepaar das Drehbuch über ihr eigenes Leben, was nach zahlreichen Überarbeitungen von Regisseur Michael Showalter verfilmt wurde. Wie erfolgreich die romantische Tragikomödie werden sollte, konnte da noch niemand ahnen. Die Oscar-Nominierung für das „Beste Original-Drehbuch“ war in jedem Fall nur folgerichtig. Es ist ein zutiefst aufrichtiger Film entstanden, der sich originell und treffend mit Themen wie junger Liebe, Verlustangst, Selbstfindung und kulturellen Unterschieden auseinandersetzt.
An manchen Stellen ist „The Big Sick“ urkomisch. Gerade wenn Kumails Mutter immer wieder „zufällig“ Besuch von einer jungen, heiratswilligen Muslimin bekommt, wenn ihr Sohn anwesend ist, oder wenn Kumail dem ihm begegnenden Alltagsrassismus mit äußerster Schlagfertigkeit entgegen tritt, ist der Film am besten. Dabei scheut sich der Film aber keineswegs, auch schmerzhafte Punkte effektiv anzusprechen, ohne dabei einen Anflug von Kitsch zuzulassen. Die größte Schwäche ist wohl der zentrale Karrierepunkt Nanjianis: Die Standup-Programmpunkte, die der Film zeigt, sind (speziell in der Synchronfassung) nicht sonderlich witzig und bremsen das Geschehen eher ein wenig aus.
Die erstklassige Besetzung sorgt hingegen dafür, dass die Geschichte immer herzlich und authentisch wirkt. Seit der ersten Planung ist Kumail Nanjiani deutlich bekannter geworden und ist auch problemlos dazu in der Lage, einen Film zu tragen. Mit einem mutigen und erstaunlich vielschichtigen Auftritt bewegt er sich auf Preis-Niveau. Emily wird von Zoe Kazan verkörpert, die gewohnt charmant und augenzwinkernd spielt. Darüber hinaus ist die Chemie zwischen den Protagonisten hervorragend. Holly Hunter und Ray Romano tragen als Eltern von Emily ebenso ihren Teil zum Gelingen des Filmes bei wie Anupam Kher („Silver Linings“) und Zenobia Shroff, die als Vater und Mutter von Kumail zu sehen sind. Adeel Akhtar („Victoria und Abdul“) liefert einen gewohnt witzigen, glaubwürdigen Part als Bruder der Hauptfigur.
Es gehört einiges dazu, eine derart persönliche Geschichte zu einem wirklich gelungenen Film zu verarbeiten. „The Big Sick“ ist eine erwachsene, emotionale, sehr amüsante Romantik-Komödie, die sich immer ehrlich anfühlt und trotz kleinerer Probleme eine tolle Abwechslung zum Einerlei des Subgenres bietet.
Der Film ist ab dem 23.03.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Wenn die Beleuchtung stimmt, sind Schärfe und Detaildarstellung wirklich gut. Im Gegenzug müssen diesbezüglich in den dunkleren Szenen (beispielsweise in den Comedy-Clubs) deutliche Abstriche gemacht werden. Die Farbpalette ist kräftig und natürlich, auch wenn in ein paar Szenen bewusst kühle Töne gewählt worden. Kontraste und Schwarzwert sind meistens ordentlich eingestellt, offenbaren aber hier und da Schwächen. In den dunkleren Szenen sind ein paar Unsauberkeiten vorhanden. Dennoch ist das Bild meistens recht ruhig und frei von großen Problemen.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton holen das Optimum aus dem gegebenen Material. Natürlich basiert der Film auf seinen Dialogen, die immer gut priorisiert und sauber wiedergegeben werden. Es gibt erstaunlich viel räumliche Aktivität. Gerade in den Clubs und auf den Gängen des Krankenhauses wird hier eine merkliche Atmosphäre erzeugt. Dazu bezieht auch der Score die äußeren Boxen gelegentlich schön mit ein. Knallende Effekte bleiben zwar aus, was aber auch nicht anders zu erwarten war.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein sehenswertes Making of (15 Minuten), ein Audiokommentar, ein paar entfernte Szenen (10 Minuten), Interviews mit Cast & Crew (15 Minuten), sieben kleine Featurettes (insgesamt 29 Minuten) und einige Trailer komplettieren die Blu-ray.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Weltkino, Leinwandreporter TV, YouTube
The Big Sick
Originaltitel: | The Big Sick |
Regie: | Michael Showalter |
Darsteller: | Kumail Nanjiani, Zoe Kazan, Holly Hunter, Ray Romano, Anupam Kher |
Genre: | Komödie, Drama, Liebesfilm |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | Weltkino |
Länge: | 120 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 23.03.2018
Review: The Big Sick (Blu-ray)