Inhalt: Die Bankerin Sawyer Valentini (Claire Foy, „The Crown“) will in einer fremden Stadt neu anfangen, nachdem ihr Leben von dem Stalker David Strine (Joshua Leonard, „The Blair Witch Project“) zur reinen Hölle gemacht wurde. Um ihre schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten, lässt sie sich psychologisch betreuen. Doch schon bald folgt der nächste Schock für Sawyer: Nach einer Sitzung wird sie gegen ihren Willen in die geschlossene Station eingewiesen. Obwohl sie darum kämpft, schnell wieder in Freiheit zu kommen, wollen weder Pfleger, noch Ärzte oder die Polizei ihr vertrauen. Dann sieht sie auch noch einen Nachtpfleger, der David erschreckend ähnlich sieht. Während ihre Mutter von außen um die Freiheit ihrer Tochter kämpft, beginnt Sawyer, an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Bildet sie sich ihren Peiniger nur ein, oder hat David einen Weg gefunden, sich einen neuen Weg in ihr Leben zu erschleichen?
Kritik: Seit über einem Vierteljahrhundert gelingt es Regisseur Steven Soderbergh inzwischen, mit selten makellosen, aber fast immer besonderen Filmen im Zentrum von Hollywood zu bestehen. Eigentlich hatte er offiziell seine Laufbahn beendet, bis er im vergangenen Jahr mit dem kurzweiligen Heist Movie „Logan Lucky “ sein Comeback gefeiert hat. Nun ist er wieder experimentierfreudig geworden. In nur zwei Wochen Drehzeit ist dieser Psychothriller entstanden, der komplett auf dem iPhone gedreht wurde. Dabei geht Soderbergh bewusst nicht den Weg, in die Found Footage-Richtung zu gehen, sondern arbeitet mit professionell ausgeleuchteten Sets, die er dann mit dem Smartphone abfilmt. Auf diese Art entwickelt sich ein optisch hoch interessanter Stil, der zu dem Subgenre passt und sich auch nicht abnutzt.
Viel mehr intensivieren die ziemlich dynamischen, unmittelbaren Bilder das unangenehme Geschehen rund um Protagonistin Sawyer. Gerade in der frühen Phase, in der noch unklar ist, wie real die Ängste der Hauptfigur sind, geht das Konzept bestens auf. Leider beraubt sich der Film selbst ein wenig der Möglichkeiten, da er relativ schnell dem Zuschauer die Ungewissheit nimmt. Obwohl die Geschichte weiterhin funktioniert und spannende (wenn auch konventionelle) Thriller-Unterhaltung liefert, kann der Reiz der ersten Phase nur bedingt aufrecht erhalten werden. Die sozialkritischen Aspekte, die hier zum Zug kommen, werden leider recht schnell abgehandelt. Abseits der technischen Besonderheit bietet „Unsane – Ausgeliefert“ auch erstklassiges Darsteller-Kino.
Es ist erfreulich zu sehen, dass Golden Globe-Gewinnerin Claire Foy scheinbar mühelos den Sprung auf die große Leinwand schafft. In der Hauptrolle absolviert sie ein enormes Pensum. Ihre Sawyer ist Powerfrau und bemitleidenswertes Opfer, mal charmant und liebenswert, dann auch gern einmal manipulativ und hartherzig. Sie kitzelt jede Facette derart konsequent aus der Figur heraus, dass der Zuschauer auch in den etwas schwächeren Phasen der Geschichte an Bord bleibt. Gerade in ein paar langen Dialogsequenzen beweist Foy, dass sie das Potenzial hat, um sich in der oberen Darstellerriege zu etablieren. Joshua Leonard gelingt es, seine Figur unauffällig-harmlos, aber auch in richtigem maß verstörend aufzubauen, sodass er als (reales?) Monster funktioniert. Mit ungewohnter Frisur darf Juno Temple als berechtigte Anstaltsinsassin dafür sorgen, dass die Zeit für Sawyer noch unangenehmer wird. Dabei holt auch sie das Optimum aus dem gegebenen Material.
Selbst wenn die Geschichte einen Hauptpunkt für die Spannung recht leichtfertig wegschenkt, zeigt Steven Soderbergh wieder einmal seine Qualitäten als Filmemacher. Der technische Aspekt ist weit mehr als ein reines Gimmick und wird sinnvoll für einen ungewohnten, passenden Look genutzt. Dazu liefert Claire Foy eine fantastische Leistung als leidgeprüfte Frau, die dafür sorgt, dass „Unsane – Ausgeliefert“ trotz der genannten Probleme ein weit überdurchschnittlicher Psychothriller ist.
4 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 27.08.2021 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: 20th Century Fox, Leinwandreporter TV, YouTube
Unsane - Ausgeliefert
Originaltitel: | Unsane |
Regie: | Steven Soderbergh |
Darsteller: | Claire Foy, Joshua Leonard, Jay Pharoah, Juno Temple |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | 20th Century Fox |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 29.03.2018 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Fox Deutschland
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 28.08.2021
Review: Unsane – Ausgeliefert (Kino)